Gaunts Geister 5 - Die Feuer Von Tanith
war
ein langer Weg nach unten.
Der
Spätnachmittag brachte schlechtes Wetter: tief hängende, dunkle Nimbostratus,
voll gesogen mit Regen und einen steifen Westwind. Aus Sympathie geriet die
Brühe in Wallung und brodelte in Feuerstürmen und elektrochemischen Flammen.
Der
prasselnde saure Regen war stark genug, um Ouranberg zu wenig mehr als einem
grauen Schemen vor dem ominösen Himmel verschwimmen zu lassen. Aber er tat
wenig, um das Ausmaß des unter ihm gähnenden Abgrunds zu vermindern.
Mkoll
tastete sich über die Rohre voran. Auf den Trägern der stützenden Konstruktion
war gerade genug Platz, um einen Fuß genau vor den anderen zu setzen und sich
dabei mit einer Hand am Rohr selbst abzustützen. Der Regen machte alles
glitschig: das Metall unter seinen Füßen und das Rohr unter seiner Hand. Es gab
eigentlich nicht viel, woran er sich wirklich festhalten konnte, nur hier und
da ein Nut. Alles war eine Frage des Gleichgewichts und der Konzentration.
Die
ersten fünfhundert Meter hatte er oben auf dem dicken Rohr zurückgelegt, aber
dann war das Wetter schlechter geworden, und der auffrischende Wind hatte diese
Möglichkeit zunichte gemacht.
Auf
dem Rand der Stützkonstruktion kam er sehr viel langsamer voran.
Er
hätte es vorgezogen, nicht nach unten zu schauen, aber es war nötig. Die Träger
waren mit Rost und klebrigen Flechten überzogen, und er musste jeden Schritt
ganz genau setzen. Unter ihm war nichts außer einem Fall in die giftigen Tiefen
Phantines.
Ein
Ausrutscher, ein Fleckchen Rost oder Moos, ein vom Regen glitschiger Holm, und
er würde in den Tod stürzen. Mkoll war ziemlich sicher, dass er, falls er abstürzte,
unterwegs gegen einen der Querstreben der Holme prallen und so wenigstens
nichts davon mitbekommen würde.
Zweimal
war er bereits gerade noch so eben davongekommen.
Eine
jähe Windböe hätte ihn beinahe von der Strebe gefegt. Und er war unabsichtlich
auf eines dieser widerlichen Schneckenwesen getreten, die es hier gab.
Thermovoren. Bonin und Milo hatten ihm von ihnen erzählt. Das Ding war
zerplatzt, und sein Stiefel war in dem Schleim weggerutscht. Zu knapp. Zu
verdammt knapp.
Mkoll
schätzte, dass er ungefähr die Hälfte geschafft hatte. Der Regen wurde stärker
und prasselte diagonal auf ihn nieder.
Donnerschläge
ließen die Luft erbeben. Die Dämmerung nahte, und abgesehen von einigen
Lichtern war die Stadt jetzt vollkommen unsichtbar.
Der
Regen hatte die Schnecken nach draußen getrieben. Mkoll nahm an, dass sie dem
Niederschlag Nährstoffe entzogen oder lebensnotwendige Flüssigkeiten oder sich
vielleicht an Mikro-Algen gütlich taten, die der hohe Säuregehalt des Regens
möglicherweise aus dem Metall löste. Feth, er war kein Biologe! Mit Sicherheit
wusste er nur, dass das Metall mit diesen widerlichen Dingern bedeckt war, dass
es zehnmal mehr waren als zu Beginn seiner Überquerung vor dem Regen. Er
versuchte sie nicht zu berühren und auf keinen Fall auf sie zu treten.
Letzteres war schwierig. Er musste regelmäßig lange Schritte machen, um über
sich windende Haufen von ihnen zu steigen. Zweimal musste er besonders große
Mengen mit dem Schaft seines Lasergewehrs aus dem Weg fegen.
Der
Hautflügler verwechselte ihn wahrscheinlich mit einem konkurrierenden Raubtier.
Oder vielleicht war er auch auf größere Beute aus. Er sah ihn im letzten
Augenblick kommen, ein mageres, rattenartiges Wesen mit zwei Metern
Flügelspannweite und einem peitschendünnen, vier Meter langen Schwanz. Wild im
Ultraschallbereich kreischend, flog er gegen sein Helmvisier und schlug mit den
Flügeln nach ihm. Mkoll stolperte, schlug fluchend nach ihm, glitt aus und
rutschte vom Träger.
Er
bekam den Trägerrand mit der linken Hand zu fassen. Der Ruck, als er seinen
Fall aufhielt, hätte ihm beinahe den Arm ausgekugelt. Mkoll grunzte vor
Schmerzen. Seine Beine suchten nach einem Widerstand, um sich abstützen zu
können. Als die Fingerspitzen seiner linken Hand langsam abrutschten, bekam er
auch mit der Rechten den Stahlträger zu fassen. Bei seinem ersten Zugriff
fasste er in eine Hand voll Thermovoren. Er schüttelte sie von den Fingern und
fand besseren Halt. Die Beine baumelten immer noch frei herunter, und seine Unterarme
brannten wie Feuer von der Anstrengung, sich an den Holm zu klammern und das
eigene Gewicht zu halten.
Der
Hautflügler kam wieder zurück und griff ihn von hinten an.
Dabei
stieß er so schrille Ultraschallrufe aus, dass sein Stahlhelm vibrierte.
»Hau
ab,
Weitere Kostenlose Bücher