Gaunts Geister 5 - Die Feuer Von Tanith
hinterher.
»Warten
Sie einen Moment«, sagte eine trockene alte Stimme aus der Segnungskapelle.
Gaunt
drehte sich um.
Ayatani
Zweil, runzlig und weißbärtig, trat vor ihn und nahm Gaunts Gesicht in die
Hände.
»Nicht
jetzt, Vater ...«
»Still!
Lassen Sie mich wenigstens in Ihre Augen schauen, Ihnen sagen, ob Sie töten
oder getötet werden, und das Zeichen des Adlers machen.«
Gaunt
lächelte. Das Regiment war auf Hagia auf Ayatani Zweil gestoßen, und er war ihr
Kaplan geworden. Er war ein Imhava Ayatani, ein fahrender Priester, und der
Heiligen Sabbat ergeben, in deren Namen und zu deren Gedenken dieser ganze
Kreuzzug geführt wurde. Gaunt verstand im Grunde nicht, was in dem alten weißbärtigen
Priester vorging, aber er schätzte seine Gesellschaft.
»Der
Imperator wache über Sie und auch die Beati«, sagte Zweil.
»Tun
Sie nichts, was ich nicht auch tun würde.«
»Abgesehen
von töten, abschlachten, an Feuergefechten teilnehmen und ganz allgemein ein
Krieger sein, meinen Sie?«
»Abgesehen
von alledem natürlich.« Zweil grinste. »Gehen Sie und tun Sie, was Sie tun. Und
ich bleibe hier und warte darauf zu tun, was ich tue. Ihnen ist klar, dass das
Ausmaß meiner Arbeit von Ihrem Erfolg oder Scheitern abhängt?«
»So
habe ich es noch nie gesehen, aber vielen Dank, dass Sie mir diese Perspektive
aufgezeigt haben.«
»Gaunt?«
Die Stimme des alten Priesters klang plötzlich tiefer und erstickt.
»Was?«
»Vertrauen
Sie Bonin.«
»Was?«
»Kommen
Sie mir nicht mit ›was‹! Die Heilige, die Beati, hat es mir persönlich gesagt
... Sie müssen Bonin vertrauen.«
»In
Ordnung. Danke.«
Die
letzte Sirene ertönte. Gaunt klopfte dem alten Priester auf die Schulter und eilte
in den Landungsboot-Hangar.
Der
Hangar war das primäre Flugdeck der Nimbus . In der immensen, hallenden
Bucht lagen sechzig Landungsboote: schwere transatmosphärische Fähren mit einem
großen Schleusenluk auf jeder Seite. Die Deckmannschaften tummelten sich noch
um sie.
Triebwerke
wurden probehalber hochgefahren. Am Tag zuvor hatte jedes dieser Landungsboote
das Farbmuster der Phantiner Sprungtruppen getragen. Jetzt waren alle mit einem
nichtreflektierenden Anstrich versehen.
Die
Geister stiegen ein.
Jedes
Landungsboot nahm fünfzig Soldaten auf, zwei Trupps von je fünfundzwanzig Mann
pro Boot. Die Trupps stiegen in der umgekehrten Reihenfolge ein, in der sie das
Boot durch dieselbe Luke wieder verlassen würden. Einteilungsoffiziere hielten
Metalltafeln mit aufgestempelten Nummern in die Höhe, so dass sich die Geister
in der richtigen Abteilung vor dem richtigen Schiff und der richtigen
Einstiegluke versammeln konnten.
Für
einige Trupps blieben noch ein paar Minuten Wartezeit. Sie setzten sich neben
ihr Boot, trugen Tarnfarbe auf ihre Gesichter auf, sahen noch ein letztes Mal
nach ihrer Ausrüstung oder saßen einfach nur da, mit den Gedanken ganz weit
weg. Die Führungsmänner jedes Trupps überprüften die über den Schleusenluken
angebrachten Absprungseile und befestigten sie in einigen Fällen noch einmal
neu. Das Bodenpersonal hatte das bereits perfekt erledigt, aber die
Führungsmänner nahmen ihre Verantwortung für die Absprungseile sehr ernst. Wenn
ihr Leben und das ihrer Kameraden an einem Knoten hing, sollte es besser einer
sein, den sie selbst geknüpft hatten.
Es war
einundzwanzig Uhr vierzig. Mittlerweile würden an Bord von zwei
Schwesterluftschiffen der Nimbus die Sturmtruppen der Urdeshi bereits an
Bord ihrer Landungsboote sein.
Gaunt
sah wieder auf seinen Chronometer, während er über das Deck zu seinem
Landungsboot ging. Admiral Ornoff hatte gerade über Kom gemeldet, dass das
Unternehmen immer noch genau nach Zeitplan lief, aber es gab einen Bericht,
dass der Wind in den letzten dreißig Minuten aufgefrischt hatte. Das würde den
Flug nach Cirenholm rauer und das Abseilen schwieriger machen, und außerdem
würde der Wind die von der Halo-Staffel abgesetzten Sensor-Störstreifen rascher
verteilen und damit schneller unwirksam machen.
Gaunt
rief Hark, Rawne und Corbec für ein letztes Gespräch zu sich.
Alle
sahen bereit aus, obwohl Rawne es nicht erwarten konnte, in sein Landungsboot
zu kommen. Hark war immer noch sehr unglücklich über die katastrophale
Munitionslage. Nachdem sie alle Magazine der Größe drei innerhalb des Regiments
eingesammelt und die Munitoriumslager auf allen Luftschiffen auf den Kopf
gestellt hatten, bekam jeder Geist insgesamt drei Magazine
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