Gaunts Geister 5 - Die Feuer Von Tanith
von den
Fabrikschloten vor ihnen zu verringern.
Die
Spitzen der Schornsteine sah er in leuchtendem Gelb, die Schlote selbst in
Orange. Seine Männer waren rote Schatten, und hinter ihnen kühlte sich die
Nacht zu blauen, violetten und schwarzen Formen ab.
»Irgendwas
erreicht?«, fragte Sergeant Haller.
»Nein«,
erwiderte Domor. Seine Glieder schmerzten von der Kälte, und er spürte das
Pochen kleinerer Schrammen.
Ihre
Uniformen und Gasmasken wurden langsam steif vom Raureif.
Mit Bonin
und Vadim an der Spitze kletterten die Überlebenden aus Landungsboot 2K
vorsichtig in den Gerüstaufbau, der Cirenholms Dampffabrik umgab. Ein Schwall
heißer, feuchter Luft hüllte sie ein und taute ihre steif gefrorene Kleidung,
so dass sie plötzlich zu schwitzen anfingen. Sie spürten das Dröhnen gewaltiger
Turbinen unter ihren Füßen, die das Dach erzittern ließen. Von jeder Oberfläche
tröpfelte Schmelz- und Kondenswasser.
Die
Lichtstrahlen ihrer Taschenlampen zuckten nervös hin und her. Es war mehr als
nur wahrscheinlich, dass der Feind den Dachzugang mit Wachposten gesichert
haben würde.
Geschwaderführer
Jagdea war wieder auf den Beinen. Fayner, der Sani, hatte Dexedrin gespritzt
und ihr den gebrochenen Arm geschient und starr vor die Brust gebunden. Sie
trug ihre kurzläufige Automatikpistole in der linken Hand.
Unter
einer tropfenden Stützstrebe stießen sie auf das vergitterte Ende eines
riesigen Belüftungsschachts, aus dem Dampf in die kalte Nachtluft quoll.
Bernsteinfarbene Hitze leuchtete weiter unten im Schacht. Domors
hitzeempfindliche Augen justierten sich erneut nach.
»Ach,
Feth!«, schauderte Nehn. Auf dem Schachtrand und den Trägern ringsumher
wimmelte es von glänzenden, sich windenden Mollusken von der Größe eines
Orkfingers. Sie wandten sich dem Licht zu, und fleischige Mäuler zuckten und
sonderten zähen Schleim ab. Sie waren überall, Tausende. Arilla wischte eine
von ihrem Ärmel, und sie hinterließ eine Schleimspur, die schnell aushärtete.
Wie Klebstoff. Die fette Schnecke verursachte ein widerliches, fleischiges
Geräusch, als sie aufs Dach fiel.
»Thermovoren«,
sagte Jagdea, die schnell und flach atmete.
»Ungeziefer.
Sie sammeln sich um die Hitzetauscher und ernähren sich von den Bakterien im
Dampf.«
»Charmant«,
sagte Milo, während er eine zertrat und sich wirklich wünschte, es lieber nicht
getan zu haben.
»Sie
sind harmlos, Soldat«, sagte die Pilotin. »Sie müssen sich nur vor den
Hautflüglern in Acht nehmen.«
»Hautflüglern?«
»Das
nächste Glied in der Nahrungskette. Umweltgift mutationen. Sie ernähren sich
von den Schnecken.«
Milo
ließ sich das kurz durch den Kopf gehen. »Und was ernährt sich von den
Hautflüglern?«
»Brühenhaie.
Aber vor denen dürften wir einigermaßen sicher sein. Normalerweise bleiben sie
den Städten fern. Sie jagen in den tieferen Luftschichten.«
Milo
wusste nicht, was ein Hai war. Tatsächlich wusste er nicht einmal genau, was
die Brühe war, aber er war sich des Nachdrucks bewusst, mit dem Jagdea sprach.
Bonin
brütete nicht mehr über der Karte, sondern beriet sich mit den Sergeanten und
mit Corporal Mkeller, dem tanithischen Späher, der Hallers Trupp zugeteilt war.
»Da
entlang«, sagte Bonin, und Mkeller stimmte zu. Der Trupp folgte den Spähern
unter einer Reihe tropfender Kräne hindurch, die sich vom Kuppeldach in die
eisige Nacht erhoben.
Positionslichter
blinkten an den Mastspitzen und an den größten und dicksten Schloten. Die
Schnecken wanden sich um sie herum, folgten ihren Lichtstrahlen, während ihnen
der Schleim aus den Mäulern tropfte und funkelnde Blasen darum bildete.
Bonin
blieb vor einem erhöhten Schachtende stehen und schabte mit seinem Messer
Kolonien der Thermovoren ab. Gemeinsam mit Mkeller gelang es ihm, das
Schachtgitter herauszubrechen und beiseite zu legen.
Bonin
lugte hinein. »Es ist eng, aber wir können es schaffen. Bringt die Seile her.«
»Nein«,
sagte Vadim.
»Was?«
»Lasst
mich mal einen Blick auf die Karte werfen«, sagte Vadim.
Er
drehte das dünne Blatt Papier zu sich herum, das Bonin ihm hinhielt.
»Das
ist ein Abluftschacht für heiße Gase.«
»Und?«
»Und
wir sind tot, wenn wir da runterklettern.«
»Wie
kommen Sie darauf?«, fragte Mkeller.
Vadim
sah auf, so dass Bonin und Mkeller die Augen hinter den Linsen seiner Gasmaske
sehen konnten. »Wir müssen fünfzig Meter senkrecht nach unten klettern. Bei
unserer Anzahl und bei den Behinderungen« — er warf
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