Gaunts Geister 5 - Die Feuer Von Tanith
anfangen? Vor uns liegt eine Menge Arbeit. Taktiker Biota ist mit
einer ganzen Herde Stabsoffiziere hier, und Inquisitor Gabel ist bereit, die
Erkenntnisse seiner Arbeitsgruppen vorzutragen.«
»Bevor
wir dazu kommen, würde ich gern noch eine andere Sache besprechen«, sagte
Gaunt. »Und zwar den Fall des Soldaten Caffran.«
»Ach,
das, Gaunt. Es überrascht mich, dass ...« Del Mar hielt inne.
Er
wandte sich an Hark und Daur. »Meine Herren, vielleicht lassen Sie uns einen
Augenblick allein? Fultingo?«
Kommissar
Fultingo erschien in der Tür. »Führen Sie den Kommissar und den Hauptmann hier
bitte zum Sitzungssaal, wenn Sie so nett wären.«
Kommissar
Del Mar wartete, bis sie allein waren. »Also, zum Fall des Soldaten Caffran.
Ich will ganz offen sein: Das ist unter Ihrer Würde, Gaunt. Ich weiß, dass ich
nicht die erste Person aus dem Führungsstab bin, die Sie in dieser Angelegenheit
zur Vorsicht mahnt. Kommissar oder nicht, Sie sind Feldkommandeur und sollten
mit diesen Dingen nicht Ihre Zeit vergeuden. Es ist eine untergeordnete
Angelegenheit und sollte summarisch der Beurteilung Ihres Kommissars
unterliegen.«
»Ich
habe Harks Unterstützung. Ich werde nicht klein beigeben. Caffran ist ein
wertvoller Soldat, und er ist unschuldig. Ich will ihn wieder in meinem
Regiment haben.«
»Wissen
Sie, wie viele Personen ich seit unserer Ankunft hier habe erschießen lassen,
Gaunt?«
»Ein
halbes Dutzend. Das wäre der Durchschnitt für ein Einsatzheer dieser Größe.«
»Vierunddreißig.
Zugegeben, zwanzig davon waren feindliche Gefangene, deren Verhöre
abgeschlossen waren. Aber ich war auch gezwungen, sieben Deserteure, vier
Vergewaltiger und drei Mörder zum Tode zu verurteilen. Die meisten davon
Urdeshi, aber auch ein paar Phantiner. Ich rechne immer mit solchen
Statistiken. Wir befehligen Mörder, Gaunt — gewalttätige, gefährliche Männer,
die zum Töten ausgebildet wurden. Manche schnappen über und desertieren, andere
versuchen, ihren Drang nach Gewalttätigkeit an der Zivilbevölkerung auszulassen
und wieder andere rasten einfach aus. Ich will Ihnen mal was über die Mörder
sagen. Einer, ein einfacher phantiner Soldat, verwundet, hat völlig durchgedreht
und in einem Krankenhaus in der Tertiärkuppel zwei Pfleger und eine Schwester
umgebracht. Mit einer Trage. Ich kann mir nicht einmal ansatzweise vorstellen,
wie man jemanden mit einer Trage umbringt, aber ich nehme an, dass dafür eine
Menge Wut nötig war. Der zweite, ein Flammer-Soldat der Urdeshi, hat
beschlossen, ein öffentliches Restaurant in der Sekundärkuppel in Brand zu
setzen, und dabei vier Bürger Cirenholms geröstet, die jedes Recht hatten zu
glauben, die Gefahr sei nun vorüber. Der dritte, noch ein Urdeshi, hat einen
Kameraden bei einem Streit um einen Schlafsack niedergeschossen. Meine
Rechtsprechung war rasch und zweifelsfrei, wie es die ehrenwerte Tradition des
Kommissariats vorschreibt und die Imperialen Gesetze verlangen. Summarische
Exekution. Ich bin kein gefühlloser Mann, Gaunt.«
»Das
habe ich auch nicht angenommen, Kommissar. Und ich bin auch keiner. Als
verschworenes Mitglied des Kommissariats zögere ich nicht, der Gerechtigkeit
Geltung zu verschaffen, wo es nötig ist.«
Del
Mar nickte. »Und offenbar leisten Sie in dieser Beziehung hervorragende Arbeit.
Das Erste Tanith hat eine fast makellos weiße Weste. Jetzt hat einer von ihnen
die Grenze überschritten, ein fauler Apfel. Das kommt vor. Sie kümmern sich
darum und gehen zur Tagesordnung über. Sie vergessen es und haken es als
Lektion für die übrigen Männer ab. Aber Sie legen nicht mein Büro mit
Gnadenfrist-Ersuchen und den beständigen Einmischungen Kommissar Harks lahm.«
»Hark
hat Sie auf meine Anweisung belästigt, Herr Kommissar. Und ich bin froh
darüber. Caffran ist unschuldig. Es ist uns gelungen, uns genügend Zeit zu
verschaffen, um den wirklichen Mörder zu entlarven.«
Del
Mar seufzte. »Tatsächlich?«
»Er
wurde letzte Nacht in Gewahrsam genommen. Soldat Cuu, ein anderes Mitglied
meines Regiments. Ein Verghastit.«
»Ich
verstehe.«
»Die
Tanither, die heute noch leben, sind deshalb nicht gestorben, weil ich sie kurz
vor dem Untergang ihrer Heimatwelt gerettet habe. Ich betrachte sie als
wertvollen Aktivposten. Ich werde keinen von ihnen aufgeben, wenn ich nicht mit
Sicherheit weiß, dass es gerechtfertigt ist. Und in diesem Fall ist es nicht
gerechtfertigt. Caffran ist unschuldig. Cuu ist der Mörder.«
»Und
... was verlangen
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