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Gaunts Geister - Band 1-3

Gaunts Geister - Band 1-3

Titel: Gaunts Geister - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett , Christian Jentzsch
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schnellte einen Moment in die Höhe. Er zwang sich,
tief durch den Mund zu atmen, langsam, ein tiefes Luftholen, wie er es vor
einem Schuss tat, um sich zu sammeln.
    »Du wolltest mir erzählen, wie
es kommt, dass du hier bist.«
    Larkins Blick kehrte zum Engel
zurück. Ihr Kopf war zwar immer noch nach unten geneigt, aber jetzt sah sie ihn
grimmig lächelnd an. Larkin leckte sich die Lippen und gestikulierte
nichtssagend mit schmutzverkrusteter Hand.
    »Krieg ... Kämpfen ...
Schicksal.«
    »Ich meinte, konkret«, sagte
der Engel.
    »Befehle. Der Wille des
Imperators.«
    Unmerklich schien der Engel die
berobten Schultern zu zucken.
    »Du bist sehr abweisend. Du
versteckst dich und die Wahrheit hinter Worten.«
    Larkin blinzelte. Einen Moment
sprangen sichelförmige Monde aus grellweißem Licht und verschwommene Rechtecke
aus roter Schwärze durch sein Gesichtsfeld. Ein winziger Augenblick der Übelkeit.
Er kannte die Anzeichen, kannte sie seit seiner Kindheit.
    Die Sehstörungen, die Übelkeit,
der Geschmack nach Blech im Mund. Dann die Angst und der Tunnelblick. Danach,
wenn er Glück hatte, eine weiß glühende Migräne, die in seinem Schädel
explodierte und ihn stundenlang benommen und hilflos machte.
    Wenn er Pech hatte: Anfälle,
Krämpfe, Bewusstlosigkeit und ein Erwachen Stunden später, zerschlagen und
blutig, da er bei den Anfällen wild um sich schlug, leer, elend und innerlich
zerstört.
    »Was ist los?«, fragte der
Engel.
    Larkin tippte sich leicht mit
dem Zeigefinger an die Stirn.
    »Ich — bin nicht ganz richtig.
Noch nie gewesen, in meinem ganzen Leben nicht. Die Anfälle haben meiner Mutter
immer schreckliche Angst eingejagt, aber nicht halb so viel wie mir. Die kommen
von Zeit zu Zeit einfach über mich.«
    »In Zeiten wie jetzt? Unter
Druck? In Gegenwart von Gefahr?«
    »Das hilft nicht gerade. Aber
das ist nur einer von vielen Auslösern. Weißt du, was ein Ploin ist?«
    »Nein.«
    »Eine runde Frucht. Weich,
grüne Schale, saftig. Viele schwarze Kerne in rosa Fruchtfleisch. Die wuchsen
im Obstgarten meines Onkels auf Tanith. Göttliches Obst, aber schon ihr Geruch
reichte, um einen Anfall auszulösen.«
    »Gibt es keine Medizin, die du
einnehmen kannst?«
    »Ich hatte Tabletten. Aber ich
vergesse sie einzunehmen.« Er holte ein kleines Pillendöschen aus Holz aus
seiner Jacke, öffnete den Deckel und zeigte ihr, dass es leer war. »Oder ich
vergesse, dass sie verbraucht sind.«
    »Wie nennt man dich?«, fragte
der Engel.
    »Man nennt mich den Irren
Larkin.«
    »Das ist grausam.«
    »Aber wahr. Ich bin nicht ganz
richtig im Kopf. Verrückt.«
    »Warum glaubst du, dass du
verrückt bist?«
    »Ich rede mit einer Statue des
Imperiums, oder nicht?«
    Sie lachte und glättete die
Falten ihrer weißen Gewänder über ihren knienden Beinen. Ein unauffälliges,
perfektes Strahlen ging von ihr aus. Larkin blinzelte und sah wieder leuchtende
Monde und Rechtecke nachglühen.
    Draußen erhellte ein
Geschosshagel die Nacht, und eine Serie von Explosionen krachte. Larkin stand
auf und ging zum nächsten Fenster. Er schaute durch kleine Buntglasscherben auf
die Stadt unter sich. Hoch aufragend und im Schutze eines Vorhangs aus achtzig
Meter hohen Wällen schmiegte sich der Hauptstadtstaat Bucephalon an den Kamm
der Berge. Rauch verdeckte den Himmel. Laserstrahlen zuckten durch die Luft wie
leuchtender Graupel. Zwei Kilometer oder noch weiter entfernt sah er die beiden
gewaltigen Sturmrampen, die von den Pionieren der Imperialen Armee an die
Mauern gelehnt worden waren.
    Gewaltige Böschungen aus
aufgehäufter Erde und Betonschutt, fast einen Kilometer lang, hoch und breit genug,
um mit Panzerfahrzeugen bis hinauf zum Mauerrand zu fahren. Die Rampen waren
Schauplatz schwerer Kämpfe und beständig flammender Explosionen.
    Darunter, näher, sahen die
Männer auf dem Boden wie Insekten aus. Tausende, die in Gräben wogten und über
das zerklüftete, mit Kratern übersäte Schlachtfeld schwärmten, um die abschreckenden
Mauern anzugreifen.
    Larkins Aussichtspunkt war hoch
gelegen und ausgezeichnet.
    Diese von Granaten
zerschossene, in Trümmern liegende Festung war Teil eines Steinkomplexes, der
am Hauptaquädukt in die Stadt gelegen war und ihn bewachte, ein gewaltiges
Bauwerk, das den ernsthaftesten Bemühungen des Feinds widerstanden hatte, es
mit Minen zu sprengen. Wenngleich schwer verteidigt, hatte der Kommissar es für
eine fünfte Kolonne als guten Weg hinein betrachtet. Nicht der erste Irrtum

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