Gaunts Geister - Band 1-3
Zeitpunkt.«
Der Mann reichte Gaunt eine
kleine Siegelmarke mit dem Imperiumsadler auf der einen und dem Wappenschild
des Hauses Chass auf der anderen Seite.
»Damit steht Ihnen Haus Chass
jederzeit offen. Mein Herr wird Sie erwarten.«
Gaunt betrachtete das Wappen,
während sich der Leibwächter verbeugte, sich umwandte und von der Menge verschluckt
wurde.
Und nun?, fragte sich Gaunt.
Salvador Sondar erwachte halb,
und ein Traum lauerte am Rande seiner Erinnerung. Das Wasser ringsum war
lieblich und warm, und rosa Bio-Lumineszenz leuchtete sanft.
Das Geschnatter murmelte ihm
zu, sanft, beruhigend, zwingend.
Es war jetzt beinahe ständig
gegenwärtig, ob er wach war oder schlief.
Sondar krängte im Wasser.
Was? Was ist los? Was wollt
ihr?
Die südlichen Außenhabs standen
in Flammen, und Ascherauch wurde von den Seitenwinden, die orkanartig von den
heißesten Feuern heranwehten, durch die mit Trümmern und Schutt bedeckten
Straßen getrieben.
Trotz einiger Taschen
grimmigsten Guerilla-Widerstands stießen die zoicanischen Truppen in weiträumig
angeordneten Infanteriephalangen und Panzerkolonnen durch die Ruinen immer
weiter nach Norden vor.
Die ersten waren nur noch
wenige Kilometer vom Schutzwall entfernt.
SIEBEN
Todesmaschinen
»Sieg
und Tod sind die beiden Zwillingssöhne des Kriegs.«
— Altes Sprichwort
Das Bombardement des
vorrückenden zoicanischen Landheers verstummte am Vormittag des
fünfundzwanzigsten Tages abrupt.
Beobachter der Makropole hatten
den Vormarsch der feindlichen Legionen durch die Außenhabs genau verfolgt, aber
ab dem zweiundzwanzigsten Tag wurden Rauch und Aschewolken, welche diese Region
verhüllten, so dicht, dass diese Aufgabe nicht mehr zu erfüllen war. Jetzt
herrschte plötzlich unheimliche Stille.
Niemand bezweifelte, dass diese
Einstellung der Bombardierung das unmittelbare Bevorstehen des Sturmangriffs
auf den Schutzwall verhieß, und das Oberkommando befahl rasche Umgruppierungen
entlang der Verteidigungssektoren im Süden.
Schutzwall und Tore waren
bereits von Soldaten der Vervunwehr vollständig bemannt, und jetzt wurden
beachtliche Teile der Volponer, Roaner und KolNord-Armeen dorthin beordert, um
sie zu verstärken. Die tanithischen Geister wurden aus ihrem Quartier in der
Chemiefabrik, wo sie in nervöser Trägheit und Frustration die Zeit
totgeschlagen hatten, ebenfalls an die Front befohlen. Gaunt behielt einige
Trupps im Quartier in Reserve, aber fünf Trupps unter dem Befehl von Major Rawne
wurden zur Festung Hass-West geschickt und weitere vier unter Oberst Corbec zum
Veyveyrtor verlegt, um die drei Kompanien der Vervunwehr und die beiden KolNord-Kompanien
zu unterstützen, die bereits dort stationiert waren.
Corbec sah die Anfälligkeit des
Veyveyrtors in dem Augenblick, als er und seine Männer in den
Überstellungslastwagen eintrafen.
Übermenschliche Anstrengungen waren
unternommen worden, um Abschnitte des zerstörten Endbahnhofs zu räumen, und die
Geister fuhren an Pioniertrupps vorbei, die immer noch Trümmer wegräumten oder
aus ihnen wirkungsvolle Schanzen und Barrikaden errichteten. Das eigentliche
Tor, siebzig Meter breit und hundert hoch, war durch Trümmer und ausgebrannte Waggons
und Lokomotiven versperrt. Aber es gab keine großen Schutztore zur Versiegelung
wie bei den anderen Haupttoren im Wall.
Corbec traf sich mit Oberst
Modile und Major Racine, den ranghöchsten Offizieren der Vervunwehr in diesem Sektor,
sowie mit Oberst Bulwar vom KolNord-Kontingent. Modile war ernst und sachlich,
wenn auch eindeutig sehr nervös ob der Aussicht, zum ersten Mal in seinem Leben
Kampfhandlungen zu erleben.
Corbec gefiel die Vorstellung
nicht, dass der Offizier an der Spitze der Befehlspyramide am Veyveyrtor ein
Grünschnabel war. Der Major, Racine, war ein sympathischerer Bursche, aber auch
stehend k.o. vor Erschöpfung. Später fand Corbec heraus, dass der
Vervunwehroffizier fast drei Tage nicht geschlafen hatte, in denen er die
Vorbereitungen der Veyveyr-Verteidigung beaufsichtigte.
Zumindest Bulwar war ein
Schlachtenveteran, der in den Jahren der Rebellionskriege in den
KolNord-Kolonien auf Verghasts größtem Mond gekämpft hatte. Er war ein stämmiger
Mann, der dieselbe reguläre, immergrüne Flakweste und den Drillich seiner
Männer trug, obwohl ihn die mit Litzen besetzte Mütze und die knisternde
Energiefaust sofort als kommandierenden Offizier kennzeichneten. Als sich
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