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Gaunts Geister - Band 1-3

Gaunts Geister - Band 1-3

Titel: Gaunts Geister - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett , Christian Jentzsch
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seiner Hand auf ihrem Rücken.
    »Du musst tun, was du tun
musst, Vater«, sagte Merity.
    Wie ein träges, Pollen
sammelndes Insekt summte eine Kom-Drohne langsam in die Kapelle und flog zu den
sich umarmenden Gestalten. Sie piepte beharrlich. Chass löste sich von seiner
Tochter und schwelgte dabei im lieblichen Duft ihrer Haare.
    »In der Oberen Legislatur gibt
es eine Abstimmung. Ich muss gehen.«
    Wie eine Motte summend,
schwebte die Drohne dem Edelmann vorweg und führte ihn aus der Kapelle. »Vater?«
    Heymlik drehte sich zu seinem
geliebten Kind um, das geduckt und verängstigt neben der kalten marmornen Familienkrypta
kauerte.
    »Ich werde dich bei allem
unterstützen, was du tust, aber du musst mir sagen, wozu du dich entschließt.
Lass mich nicht im Dunkeln.«
    »Versprochen«, sagte er.
     
    Die Kammer des Hohen Rats war
ein runder Saal in der Spindel-Etage über dem spektakulären Hauptsaal der
Legislatur und ausschließlich für die Adelshäuser reserviert.
    Das Kuppeldach war eine gemalte
Allegorie des Imperators und der Gottmaschinen des Mars, die in strahlenden Wolken
schwebten. Säulen aus warmem gelbem Licht stachen von der Umrandung der runden
Decke herab und beleuchteten die Samtthrone der Hohen Häuser. Mit Ausnahme von
Chass waren sie alle da: Gavunda, Yetch, Rodyn, Anko, Croe, Piidestro,
Nompherenti und Vwik.
    Marschall Croe stand neben
seinem Bruder, dem alten, verhutzelten Lord Croe, und war mit ihm in ein
Gespräch vertieft.
    Vizemarschall Anko, strahlend
und kriecherisch, stellte gerade seinem prächtig gewandeten Vetter Lord Anko
General Sturm vor.
    Kommissar Kowle begrüßte
diplomatischerweise die Lords Gavunda und Nompherenti. Bedienstete und
Gefolgsleute der Edelleute holten silberne Tabletts mit Erfrischungen oder
bewachten ihre edlen Herren ganz einfach mit verschleierter Waffe.
    Ein Gong ertönte viermal. Die
vergoldete Hauptjalousie an der Ostseite des Raums glitt mit einem Zischen hoch
in die Decke, und der Oberste Legislator Anophy hinkte in die Kammer. Seine
schillernden Gewänder funkelten im gelben Licht, und sein mit Bändern
geschmückter Dreispitz wackelte bei jedem seiner schweren Schritte über den
bestickten Teppich. Er benutzte das lange goldene Zepter seines Amts als
Gehstock. Kinderpagen hielten seine Schleppe und trugen seine mit Edelsteinen
besetzte Bild/Ton-Drohne sowie das Buch der Makropol-Gesetze auf mit Quasten
geschmückten Zierkissen vorweg.
    Anophy erreichte seinen Platz.
Er justierte den silbernen Arm des Sprechgeräts und sagte: »Adelshäuser, Eure gründliche
Aufmerksamkeit.«
    Alle sahen sich um und nahmen
rasch ihre Plätze ein. Kowle, Sturm und die anderen Militärs zogen sich an die Seite
zurück.
    Der Sitz des Hauses Chass war
leer.
    Anophy ging die Daten auf einer
Tafel durch, die von einem seiner Pagen hochgehalten wurde, und legte einen mit
Schüttellähmung zitternden Finger an seine feuchten Lippen.
    »Ein Punkt zur Abstimmung.
Präzise formuliert, vor diesen Häusern geht es um die Ratifizierung der
Verteidigungspläne, die unser edler Freund General Noches Sturm ausgearbeitet
hat. Die Angelegenheit muss nicht durch Diskussionen weiter in die Länge
gezogen werden. Die Makropole wartet — möge der Imperator ihr Reichtum und ein
langes Leben gewähren.«
    Sechs Zustimmungsrunen,
zischelnde Hologramme, leuchteten über Anophy auf. Die Häuser Rodyn und
Piidestro stimmten mit dunklen, bedrohlichen Runen dagegen.
    »Angenommen«, sagte Anophy lediglich.
In der Kammer des Hohen Rats kamen wieder Gespräche und Bewegung auf.
    Eine Stahljalousie in der
Westseite der Kammer glitt auf, und Edelmann Chass betrat die Kammer in
Begleitung seines Leibwächters. Verlegene Stille breitete sich aus. Sie hielt an,
während Chass die Treppe hinunterging, die Kammer durchquerte und seinen Platz
einnahm. Als sie seine lange Seidenschleppe über die Thronlehne gelegt hatten, traten
Leibwächter und Bedienste etwas zurück.
    Chass sah sich in dem runden
Saal um. Mehrere der anderen Lords mieden seinen Blick.
    »Es wurde bereits abgestimmt.
Ich war nicht anwesend.«
    »Ihr wurdet gerufen«, sagte
Lord Anko. »Wenn Ihr den verabredeten Zeitpunkt versäumt, ist Eure Stimme
verwirkt.«
    »Ihr wisst, wie die Regeln
lauten, edler Herr«, schnaufte Anophy.
    »Ich weiß, wenn ich — ausgeschlossen
werde.«
    »Nun macht aber einen Punkt!«,
sagte Anophy. »Im obersten Parlament der Vervunmakropole gibt es keinen Ausschluss.
Angesichts der außergewöhnlichen Umstände

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