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Gaunts Geister - Band 1-3

Gaunts Geister - Band 1-3

Titel: Gaunts Geister - Band 1-3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett , Christian Jentzsch
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Toten
geborgen.
    »Vorwärts! Bewegt euch!«,
befahl Gol und unterstrich seine Worte mit vielsagenden Gesten aus der
Zeichensprache für die Tauben.
    Von den neun Mitgliedern seiner
Kompanie konnten sechs nicht mehr hören. Er warf einen letzten Blick auf Vidors
Leichnam und nickte ihm in einem Augenblick der Hochachtung zu. Er hatte Vidor
gemocht. Er wünschte, der tapfere Maschinenmeister hätte eine Gelegenheit zum
Kämpfen erhalten. Dann folgte er seiner Kompanie nach draußen.
    Sie verließen die Werkstatt,
schlugen einen Bogen durch eine Seitengasse und drangen in eine ausgebrannte
Kapelle der Ekklesiarchie ein. Die Leichen der Ministorum-Brüder lagen überall
und waren von Fliegenschwärmen bedeckt. Sie hatten ihren heiligen Ort auch dann
nicht aufgegeben, als die ersten Granaten eingeschlagen waren. Haller ging zum
Altar, rückte den etwas schiefen Imperiumsadler gerade und kniete andächtig
nieder.
    Tränen liefen ihm über das
Gesicht, aber er dachte daran, dem Imperator seine Seelenqualen und seine
Gebete per Zeichensprache und nicht mit Worten zu übermitteln. Gol nahm das zur
Kenntnis und war gerührt und beeindruckt von der doppelten Hingabe des Soldaten
an den Imperator und an ihre Sicherheit.
    Gol schaffte seine Kompanie in
die Kapelle und ließ sie ausschwärmen, um alle Öffnungen zu decken und die offensichtlichen
Fluchtwege auszukundschaften.
    Als Panzergranaten die Werkstatt
in die Luft jagten, in der sie dem zoicanischen Trupp aufgelauert hatten, bebte
der Boden.
    Im Schutz der Explosionen wagte
er es nicht nur zu signalisieren, sondern auch zu sprechen. »Suchen wir uns die
Nächsten, die wir töten können«, sagte er.
    »Von Westen kommt ein Trupp von
sechs Mann«, zischte Weberei-Mädchen Banda, die ihr Lasergewehr abstellte und
durch ein halb zerstörtes Spitzbogenfenster spähte.
    »Keilformation wie zuvor«,
bedeutete Gol Kolea seiner Kompanie.
    »Um mich formieren. Legen wir den
nächsten Hinterhalt.«
     
    Lord Heymlik Chass schickte
seine Servitoren und Leibwächter weg. Der Hauptmann der Wache, Rudrec, der
seine Waffe pflichtgemäß verschleiert hatte, versuchte zu protestieren, aber
Chass war nicht in Stimmung für ein Streitgespräch.
    Allein in der kalten, düsteren
Familienkapelle des Hauses Chass, hoch oben in den obersten Sektoren der
Hauptspindel, betete der Lord gewissenhaft zur Seele des unvergänglichen
Imperators. Die Geister seiner Vorfahren, unsterblich gemacht durch Statuen,
erhoben sich rings um ihn. Heymlik Chass glaubte an Geister.
    Sie redeten mit ihm.
    Mit einem Geno-Schlüssel, der
sich seit Generationen in seiner Familie befand, öffnete er die Schatulle am
hohen Altar zwischen den Stasengruften der Familie. Er hob den samtgepolsterten
Deckel, hörte das Ächzen uralter Suspensorfelder und nahm Heironymos Amulett
heraus.
    »Was tust du, Vater?«, fragte
Merity Chass. Die Stimme seiner Tochter erschreckte ihn, und er hätte den
kostbaren Gegenstand beinahe fallen lassen.
    »Merity! Du solltest nicht hier
sein!«, murmelte er.
    »Was tust du?«, fragte sie
wieder, indem sie im Schein der brennenden Kerzenleuchter in der Kapelle
vortrat. Ihr grünes Samtkleid raschelte leise, als sie sich bewegte.
    »Ist das ...« Ihre Stimme
verlor sich. Sie brachte die Worte nicht heraus.
    »Ja. Unserem Haus vom großen
Heironymo persönlich übergeben.«
    »Du denkst doch nicht daran, es
zu benutzen! Vater ...«
    Er starrte in ihr
schmerzerfülltes wunderschönes Gesicht.
    »Geh, meine Tochter. Das ist
nicht für deine Augen bestimmt.«
    »Nein!«, fauchte sie. Wenn sie
auf diese Art wütend wurde, erinnerte sie ihn so sehr an ihre Mutter. »Ich bin erwachsen,
ich bin der Erbe, auch wenn ich eine Frau bin. Sag mir, was du tust!«
    Chass seufzte und ließ das
Gewicht des Amuletts in seinen Händen spielen. »Was ich tun muss, was gut für
die Makropole ist. Es gab einen Grund, warum der alte Heironymo meinem Vater
dies hier vermacht hat. Salvador Sondar ist ein Wahnsinniger. Er wird uns alle
umbringen.«
    »Du hast mich dazu erzogen, dem
Hohen Haus mit Respekt zu begegnen, Vater«, sagte sie, wobei ihrer finsteren Miene
ein Lächeln entglitt. Das war wieder ihre Mutter, befand Heymlik.
    »Es läuft auf Hochverrat
hinaus«, flüsterte seine Tochter.
    Er nickte und ließ den Kopf
hängen. »Ich weiß, worauf es hinausläuft. Aber wir stehen jetzt ganz kurz
davor. Heironymo hat diesen Augenblick immer vorhergesagt.«
    Er drückte sie an sich. Sie
spürte das Gewicht des Amuletts in

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