Gauts Geister 4 - Ehrengarde
Laster opfern und ihn
mit einem Fahrer und vielleicht einigen Wachen zurückschicken.«
»Das sehe ich genauso.
Veranlassen Sie bitte alles Nötige, Hark. Wählen Sie einen Munitoriums-Fahrer
und einen Geist als Eskorte aus, einen einzelnen guten Mann.«
Hark nickte. Eine lange Pause
trat ein, und Gaunt glaubte, Hark wolle noch etwas sagen.
Stattdessen wandte er sich ab
und marschierte in die sich vertiefende Dunkelheit.
Es ging auf Mitternacht zu, als
die letzten Elemente der Ehrengarde in das verlassene Dorf Mukret einrollten. Beide
Monde waren aufgegangen, einer klein und voll, der andere ein großer, perfekter
geometrischer Halbkreis, und funkelnde Bänder aus Sternen zierten den
dunkelblauen Himmel.
Gaunt schaute zu ihnen empor,
als er von seinem Kommandofahrzeug sprang. Die Sabbatwelten. Das Schlachtfeld, das
er vor so vielen Jahren gemeinsam mit Slaydo betreten hatte.
Der Schauplatz des Kreuzzugs.
Einen Moment hatte er das Gefühl, als hinge alles an dieser kleinen Welt, an
dieser kleinen Nacht, an diesem kleinen Kontinent. An ihm.
Es waren die Sabbatwelten, weil
dies Sabbats Welt war. Die Heimat der Heiligen. Wenn ein Soldat schon auf seiner
letzten Mission war, konnte es keine würdigere geben. Slaydo hätte es
gutgeheißen, überlegte Gaunt. Slaydo hätte hier sein wollen. Sie stürmten keine
Festungswelt und dezimierten auch nicht die Legionen des Erzfeindes. Derart
würdiger Ruhm und Schlachtenehre kam ihm verglichen mit dem hier gering und
bedeutungslos vor. Sie waren um der Heiligen willen hier.
Alpha-AR hatte die leere Stadt
gesichert. Panzer und Truppentransporter rollten ein und erfüllten die kalte Nachtluft
mit ihren tuckernden Abgasen und blendenden Scheinwerfern. Die Hauptstraße war
voller Vehikel und Truppen, die ausstiegen.
Laternen wurden angezündet und
Wachposten aufgestellt.
Mkoll salutierte vor Gaunt, als
er zu ihm kam.
»Sie hatten einigen Ärger,
Kommissar.«
»Manchmal erwischt das Carniv
dich, Sergeant«, erwiderte Gaunt.
»Kommissar?«
»Ab morgen bilden wir eine
Vorausabteilung unter Ihrem Befehl. Gepanzert und schnell.«
»Nicht meine Art, Kommissar,
aber wenn Sie darauf bestehen.«
»Das tue ich. Wir sind im
Schlaf überrascht worden. Und haben dafür gebüßt. Mein Fehler.«
»Niemandes Fehler, Kommissar.«
»Vielleicht. Aber ab hier kann
es nur noch schlimmer werden. Vorausabteilung, ab Mukret im Morgengrauen. Schaffen
Sie das?«
Mkoll nickte.
»Wollen Sie die Formation
wählen, oder überlassen Sie es lieber mir?«
Der Späher-Sergeant lächelte.
»Sie bestimmen, wo es langgeht, Kommissar. So war es mir schon immer am liebsten.«
»Ich berate mich mit Kleopas
und gebe Ihnen dann Bescheid.«
Sie gingen durch das
geschäftige Durcheinander der aussteigenden Soldaten.
»Ich habe hier jemanden
getroffen«, sagte Mkoll.
»So eine Art Wanderpriester.
Sie sollten mal mit ihm reden.«
»Um meine Sünden zu beichten?«
»Nein, Kommissar. Er ist ...
Tja, ich weiß nicht, was er ist, aber ich glaube, Sie werden ihn mögen.«
»In Ordnung«, sagte Gaunt. Er
und Mkoll wichen zur Seite aus, als ihnen tanithische Soldaten mit
Munitionskisten und zusammengeklappten Mörsern für die Sicherung des Lagers
über den Weg liefen.
»Entschuldigung, Kommissar«,
sagte Larkin, der sich mit einer schweren Granatkiste abrackerte.
»Weitermachen, Larks.« Gaunt
lächelte aufmunternd.
»Ziemliches Pech, das mit
Milo«, sagte Larkin.
Gaunt spürte, wie ihm eiskalt
wurde. Einen schrecklichen Augenblick fragte er sich, ob er Brin Milos Namen auf
der Liste der Opfer übersehen hatte.
»Pech?«
»Dass er einfach so in die
Stadt zurückgefahren ist. Er wird alles verpassen.«
Gaunt nickte wachsam und rief
Sergeant Baffels zu sich, Milos Truppführer. »Wo ist Soldat Milo?«
»Mit den Verwundeten auf dem
Rückweg nach Doctrinopolis. Ich dachte, das wüssten Sie, Kommissar.« Der bärtige,
vierschrötige Baffels sah den Kommissar-Oberst verlegen an.
»Hark hat ihn ausgewählt?«
Baffels nickte. »Er sagte, Sie
wollten einen guten Mann als Eskorte für die Verwundeten.«
»Weitermachen, Sergeant.«
Gaunt marschierte durch das
geschäftige Treiben der Kolonne zum Flussufer, wo sich die Monde im sich
kräuselnden Wasser spiegelten und das Zirpen der Nachtinsekten jedes Fleckchen
der Dunkelheit ausfüllte.
Milo. Gaunt hatte immer Witze darüber
gemacht, dass die Männer Brin Milo als seinen Glücksbringer betrachteten. Er
hatte sie wegen ihrer abergläubischen Dummheit
Weitere Kostenlose Bücher