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Gauts Geister 4 - Ehrengarde

Gauts Geister 4 - Ehrengarde

Titel: Gauts Geister 4 - Ehrengarde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett
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Hauptmann.«
    Herodas hustete und lächelte.
»Das ist etwas Bemerkenswertes. Etwas, worauf man stolz sein kann.«
    »Es war wie sonst auch«, log
Milo, dem jetzt Tränen der Wut in den Augen standen.
    »Solcher Ruhm begleitet Sie bis
ans Ende Ihrer Tage, Soldat.« Herodas verstummte und schien zu schlafen.
    »Hauptmann? Hauptmann!«
    »Was denn?«, fragte Herodas
blinzelnd.
    »Ich ... ach, nichts. Ich sehe
die Lichter. Ich sehe Doctrinopolis. Wir sind gleich da.«
    »Das ist gut, Soldat.«
    »Milo. Ich bin Milo,
Hauptmann.«
    »Das ist gut, Milo. Sagen Sie
mir, was Sie sehen.«
    Milo erhob sich auf der
Ladefläche des schaukelnden Lasters und schaute durch die windige Dunkelheit
auf die leuchtenden Flammen, die weit entfernt in der Zitadelle erstrahlten.
Sie bildeten ein Leuchtfeuer in der Nacht.
    »Ich sehe die heilige Stadt,
Hauptmann.«
    »Tatsächlich?«
    »Ja, ich sehe sie. Ich sehe die
Lichter.«
    »Wie gern ich dort wäre«,
flüsterte Herodas.
    »Hauptmann? Was sagten Sie,
Hauptmann?« Milo nahm den Kopf aus dem Wind, schaute wieder nach unten und hielt
sich an einem Pfosten fest.
    »Ich heiße Lucan Herodas. Ich
fühle mich nicht mehr wie ein >Hauptmann<. Nennen Sie mich bei meinem Namen.«
    »Das mache ich, Lucan.«
    Herodas nickte zögernd. »Sagen
Sie mir jetzt, was Sie sehen, Milo.«
    »Ich sehe die Stadttore. Ich
sehe die Dächer und Türme. Ich sehe die Tempel, die im Dunkeln wie Glühwürmchen
leuchten.«
    Lucan Herodas antwortete nicht.
Der Laster rollte durch das Pilgertor. Das Morgengrauen war nur eine Ahnung am
Horizont.
    Zehn Minuten später fuhr der
Laster auf den Hof des West-Lazaretts.
    Mittlerweile war Herodas tot.

 

     
    ACHT
     
    Die Verwundeten
     
    »Wie ich zur heiligen Arbeit
berufen
    wurde, so werde ich andere
berufen.«
     
    — Die heilige Sabbat, Episteln
     
     
    »Einen wunderschönen,
strahlenden guten Morgen, Colm, Sie alter Hund«, verkündete Dorden, als er den
kleinen Seitenraum betrat, der für den stellvertretenden Kommandanten der
Tanither reserviert war. Frühes Tageslicht fiel wie Milch durch den nach Westen
schauenden Fensterflügel. Die Luft war kühl, versprach aber einen heißen Tag.
Der Geruch nach Desinfektionsmitteln drang aus den Gängen des Lazaretts herein.
    Er bekam nicht sofort eine
Antwort, aber Corbec war auch für seinen tiefen Schlaf berüchtigt.
    »Haben Sie gut geschlafen?«,
fragte Dorden im Konversationston, während er zu dem Schrank neben dem mit
Gazevorhängen verhüllten Bett ging.
    Er hoffte, das Geräusch seiner Stimme
würde den Oberst langsam und sanft aufwecken, sodass er ihn untersuchen konnte.
Mehr als ein Pfleger hatte schon eine Ohrfeige bekommen, weil er Corbec zu
abrupt geweckt hatte.
    Dorden nahm ein kleines
Tonfläschchen mit Schmerztabletten.
    »Colm? Wie haben Sie
geschlafen? Bei all dem Lärm, meine ich?«
    Der Lärm der ohne Unterbrechung
laufenden Evakuierung hatte die ganze Nacht angedauert, und er konnte selbst
jetzt noch den mit dem Transport von Menschen und Material verbundenen Krach
draußen auf der Straße hören. Alle halbe Stunde fegte das Heulen der
Transporter-Schubdüsen über Doctrinopolis hinweg, wenn die Truppenschiffe
abhoben.
    Das ansehnliche gothische
Pfarrhaus der Schola Medicae Hagias lag am Westufer des heiligen Flusses dem Universitariat
zugewandt und somit im Herzen eines der am dichtesten bevölkerten und äußerst
aktiven Stadtviertel. Die Schola Medicae, eine städtische Krankenanstalt und
ein an das Universitariat gekoppeltes Lehrhospital, war eine der vielen
städtischen Einrichtungen, die von der imperialen Befreiungsstreitmacht zur
Behandlung von Verwundeten requiriert worden war.
    »Komisch, ich selbst scheine
überhaupt nicht gut schlafen zu können«, sagte Dorden geistesabwesend, während er
das Tablettenfläschchen in der Hand wog. »Zu viele Träume. Ich träume dieser
Tage oft von meinem Sohn. Mikal, wissen Sie? In meinen Träumen besucht er mich ständig.
Ich habe noch nicht herausgefunden, was er mir sagen will, aber er versucht mir
etwas mitzuteilen.«
    Unter dem Fenster des kleinen
Raums brach ein Streit aus.
    Hitzige Stimmen hallten durch
die klare Luft des frühen Morgens.
    Er ging zum Fenster, öffnete es
und lehnte sich hinaus. »Geht das vielleicht auch leiser?«, rief er hinunter.
»Das soll hier ein Lazarett sein. Habt ihr kein Mitgefühl?«
    Die Stimmen wurden leiser, und
er wandte sich wieder dem verhüllten Bett zu.
    »Das fühlt sich ziemlich leicht
an für meinen

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