Gauts Geister 6 - Tödliche Mission
Achseln. »Ich würde gern mit einem gn...
gn... Präzisionsgewehr arbeiten, aber das haben sie mir abgenommen und einem
gn... gn... Mädchen gegeben«, sagte er trübsinnig, während er auf das normale
Lasergewehr in seiner Hand zeigte.
Die ersetzten Teile in seinem Kopf entstellten seine
Sprechweise.
Merrt schien die Worte herauszuknirschen. Infolge des
hässlichen Ersatzkiefers stotterte er oft.
»Ein paar von diesen Mädchen sind verdammt gute Schützen«,
sagte Daur glatt. Er wusste nur zu gut, dass viele Tanither die
verghastitischen Freiwilligen ablehnten, vor allem die Frauen wie Banda, Muril
und Nessa, die sich im Schießen hervortaten.
Daur würde nicht dulden, dass man schlecht über sie redete.
Sie waren der eine Beitrag an überragendem Können, den die Verghastiten in
diesem Regiment leisteten.
Merrt stotterte besonders stark, als ihm aufging, dass er etwas
Ungebührliches zu einem vorgesetzten verghastitischen Offizier gesagt hatte.
»Ich habe mir nichts gn... gn... dabei gedacht, Herr Hauptmann.«
»Ich weiß«, sagte Daur. In Merrt steckte kein richtiger verghastiten-
oder frauenfeindlicher Groll. Er war nur ein behinderter Mann, der mit seinem
eigenen Versagen haderte.
»Gn... gn... Verzeihung.«
Daur nickte. »Machen Sie weiter«, sagte er.
Daur fühlte sich erbärmlich, als er den Stall verließ. Er
hatte reichlich Brandmale an der Rückwand gesehen, aber nur sehr wenige
zerbrochene Flaschen.
Daur überquerte das Ende der rückwärtigen Wiese und
vertrieb sich dort die Zeit mit ein paar Soldaten. Dann folgte er einem
morastigen Weg bis zu einem Damm, der durch einen ehemaligen Obstgarten
verlief, dessen Bäume größtenteils von den Männern in den Quartieren gefällt
worden waren, um Feuerholz zu bekommen.
Arcuda und Raglon hatten sich in ihre Umhänge gehüllt und
schützten sich im Schatten einer Mauer zumindest teilweise vor dem Regen.
Daur wusste, dass beide nervös waren. Beide waren zusammen
mit Criid kurz vor Aexe zum Truppführer befördert worden. Beide warteten
ungeduldig auf ihren ersten Einsatz als Feldkommandeur.
Aber Daurs Ansicht nach hatten beide allen Grund, stolz zu
sein.
Arcuda, ein Verghastit mit einem langen, dünnen, traurigen
Gesicht, hatte sich innerhalb der Mannschaften bewährt und sich seine
Rangabzeichen verdient. Raglon war durch bemerkenswerte Leistungen im Signalbereich
zu seiner Beförderung gelangt. Es war merkwürdig, Raglon ohne sein Kom-Gerät
zu sehen. Daur war erfreut, sie zusammen zu sehen. Verghastit und Tanither,
gleichgestellt, und einer verließ sich auf den anderen.
Sie grüßten ihn, und er hockte sich neben sie.
»An der Front ist was los«, sagte Daur.
»Haben wir bemerkt«, sagte Raglon.
»Könnte gut sein, dass wir früher nachrücken«, fügte Daur
hinzu.
Arcuda nickte. »Ich will da raus, Herr Hauptmann«, sagte
er.
»Ich will einfach nur anfangen. Es irgendwie ... hinter
mich bringen. War es bei Ihnen bei Ihrem ersten Einsatz als Feldkommandeur
genauso?«
Daur lächelte. »Mein erstes Kommando war eine Wachpostenabteilung
in der Festung Hass-West in der Vervunmakropole. Ziemlich langweilig«, sagte
er. »Ich war neunzehn. Danach habe ich vier Jahre keine Kampfhandlungen
erlebt. Erst... im Krieg.«
Jemand kicherte. Daur blickte auf und sah Sergeant Meryn,
der sich auf die Mauer stützte und zuhörte.
»Ist irgendwas daran komisch, Meryn?«
Meryn schüttelte den Kopf. »Nein, Herr Hauptmann. Mich
amüsiert immer nur die Art, wie die Verghaster den Krieg in der Vervunmakropole
immer als ›Den Krieg‹ bezeichnen, mit Großbuchstaben und so. Sicher, er war
schon groß und auch hart für alle Beteiligten. Aber er war nicht ›Der Krieg‹.
Der Krieg ist das, was wir hier und jetzt haben. In dem Krieg haben wir schon
vor Verghast gekämpft, und in dem werden wir auch noch in ein paar Jahren
kämpfen.«
Daur erhob sich und trat Meryn gegenüber. Der Mann war
noch jung, einer der jüngsten tanithgeborenen Offiziere und mehrere Jahre
jünger als Daur. Er war schmuck, kompakt, gut aussehend und hatte sich vor
kurzem einen Schnurrbart wachsen lassen, der ihn Daurs Ansicht nach finster
wirken ließ. Meryn hatte Charme und eine hervorragende Akte, und seine
Titularbeförderung zum Sergeant als Teil des Unternehmens Larisel auf Phantine
war mittlerweile eine permanente geworden. Seine Rangabzeichen waren ebenso
neu wie die von Arcuda und Raglon.
»Ich weiß, dass es Krieg und Krieg gibt, Sergeant«, sagte
Daur.
»Sie müssen
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