Gauts Geister 6 - Tödliche Mission
waren berauscht, wahrscheinlich
vom Genuss medizinischen Alkohols.
Foskin, der jüngste Sanitäter, leistete ihr bei einem Stäbchen
Gesellschaft. »Wie viele werden sie umbringen, indem sie ihren Patienten eine
Infektion mitgeben?«, fragte sie. »Lassen Sie uns dafür sorgen, dass alle
Geister zu uns kommen«, sagte er.
Aber so einfach war das nicht. Die Verwundeten, die jetzt
langsam in die Sammelstation strömten, waren so schlammverschmiert, dass es
unmöglich war, Rang, Regiment und sogar Geschlecht zu unterscheiden.
Curth verbrachte fünf Minuten mit dem Vernähen einer
Oberschenkelwunde, bevor ihr aufging, dass es Flammer-Soldat Lubba war, den sie
behandelte.
Einer aus Koleas altem Haufen vom Zehnten Trupp. Sie wusch
sein Gesicht und lächelte, als die Tätowierungen sichtbar wurden.
»Wie geht's Gol?«, fragte sie. »Ist wohlauf, Frau Doktor.
Hat es überstanden, soviel ich weiß.«
»Und wie macht sich Tona?«
»Der Sergeant? Bestens.«
Curth freute sich. Sie nannten Tona Criid bereits »den
Sergeant«.
Ana Curth war die einzige Person im ganzen Regiment, die
das Geheimnis kannte. Kolea hatte es gewusst, aber zusammen mit seiner
Identität vergessen. Es gab jemanden namens Aleksa im Tross, der es auch kannte,
aber Curth hatte sie seit Phantine nicht mehr gesehen. Die beiden Kinder, die
Criid und Caffran »adoptiert« hatten, zwei Kinder, die jetzt beim Tross in
Rhonforq warteten, waren in Wahrheit Koleas Kinder. Er hatte sie für tot
gehalten. Als er herausgefunden hatte, dass sie doch noch lebten, war es zu
spät. Als Waisen hatten sie sich bereits an Criid und Caffran gewöhnt. Es war
zu spät, ihre Welt wieder in Unordnung zu bringen.
Jedenfalls hatte Kolea das geglaubt, bevor die Verwundung
ihn seines Charakters beraubt hatte. Curth fühlte sich für sie alle
verantwortlich und wollte über sie wachen.
Die anonymen Verwundeten trudelten im Laufe des Spätnachmittags
ein. Dorden fand Fälle von Splitterwunden, Erschütterungsschäden und mehrere
chronische Beispiele für Folgeschäden von Gasangriffen vor, sowohl von Tränengas
als auch Reizgas. Er operierte ein fünf Zentimeter langes Stück von der Hülle
einer Handbombe aus DaFelbes Kiefer heraus, zweiundzwanzig Nägel aus Fuß und Bein
von Soldat Charel und ein abgebrochenes Stück Bajonett aus dem Brustkasten von
Jessi Banda.
Sie kam auf dem Tisch zu sich, während er die Wunde vor
der Extraktion des Fremdkörpers säuberte.
»Rawne!«, keuchte sie. »Rawne!«
»Ganz ruhig«, schalt er sie. Er wandte sich an Lesp.
»Haben wir Morphosia?« Lesp schüttelte den Kopf. »Wie geht es Major Rawne?«,
rief Banda, krampfhaft zuckend.
»Ruhig«, sagte Dorden. »Alles wird gut.«
»Rawne .. .«,murmelte sie.
»Wurde er verwundet?«, fragte Dorden.
Banda war ohnmächtig geworden.
»Keine Atemgeräusche auf der linken Seite«, meldete Lesp.
»Wir verlieren sie.«
»Der linke Lungenflügel ist kollabiert«, sagte Dorden
sachlich und machte sich an die Arbeit.
Einige der am schwersten Verwundeten gehörten zum
Sechzehnten Trupp, obwohl es nicht viele gab. Einer von den Krassiern erzählte
Curth, das Sechzehnte sei durch Granatbeschuss praktisch ausgelöscht worden.
Soldat Kuren, der dem Grauen des Unternehmens Larisel auf
Phantine ohne einen Kratzer entronnen war, hatte einen Teil seines Beins
verloren. »Sie sind alle tot«, erzählte er Curth.
»Maroy ist tot.«
Sie schauderte. »Tot?«
»Fast alle von uns. Die verdammten Granaten, mörderisch
...«
Sie ließ den Blick durch die Station wandern. Mtane
versuchte gerade, die klaffende Brust eines Krassiers zusammenzunähen.
Foskin und Chayker hielten einen Mann unten, der einen
Krampfanfall hatte und Blut erbrach. Dorden kämpfte um Bandas Leben.
»Sergeant Maroy ist tot«, sagte Curth.
Dorden nickte traurig. »Rawne vielleicht auch«, sagte er.
Gegen 17:00 Uhr ebbte die Flut der Verwundeten ab. Dordens
Lazarettstation alleine hatte beinah fünfhundert Verwundete behandelt.
Das Licht war schlecht und wurde vom Granatqualm
beeinträchtigt. Es nieselte. Der Boden in und vor den Zelten war mit Blut
verschmiert, und überall lagen abgeschnittene Uniformfetzen und beiseite gelegte
Ausrüstungsgegenstände.
Die Leichtverwundeten waren die Straße entlang nach Rhonforq
und zu den anderen Reservequartieren geschickt worden. Die Schwerkranken und
Schwerverwundeten wurden auf Karren und Bahren zu den eigentlichen Feldlazaretten
gebracht. Dorden sorgte dafür, dass alle ernstlich
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