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Gauts Geister 6 - Tödliche Mission

Gauts Geister 6 - Tödliche Mission

Titel: Gauts Geister 6 - Tödliche Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett
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sie gebeugt, aber in aufrechter Haltung wäre sie
größer als Gaunt gewesen.
    Ihre rot-schwarzen Gewänder waren unverkennbar.
    »Schwester«, sagte Gaunt und verbeugte sich.
    »Seid willkommen. Es gibt keinen Grund für Ehrenbe-zeugungen.«
    Gaunt merkte auf. Woher wusste sie, dass er sich verbeugt
hatte?
    Einen Moment fragte er sich, ob sie wohl eine begabte
Seherin war, doch dann fing er sich wieder. Albern. Ihre Sinne waren scharf und
an ihre Blindheit gewöhnt. Sie würde einfach die Richtung bemerkt haben, aus
der seine Stimme gedrungen war. »Ich bin Kommissar-Oberst Ibram Gaunt«, sagte
er.
    Sie nickte, als sei es ihr eigentlich egal. Oder ,
dachte Gaunt, als wisse sie es bereits . »Willkommen in der Kapelle des
Heiligen Lichts im Überfluss von Veniq.«
    »Dann sind wir in der Nähe des Dorfs?«
    »Der Name ist ein wenig irreführend. Veniq liegt ungefähr
vier Kilometer südlich von hier.« Beltayn ächzte leise. »Ihr Junge hört das
wohl nicht gerne«, sagte sie. »Mein Junge? Mein Adjutant, meinen Sie?«
    »Ich höre, dass Sie zu zweit sind. Irre ich mich?«
    »Nein. Wir versuchen nach Veniq zu gelangen, um dort ein Transportmittel
zu finden. Unser Zug ... nun, das spielt keine Rolle. Ich muss bis zum späten
Nachmittag in Meiseq sein.«
    Sie setzte sich auf eine der Bankreihen, wobei sie mit
einer Hand den Weg ertastete und sich mit der anderen auf einen Stock stützte.
    »Das ist ein langer Weg«, sagte sie.
    »Ich weiß«, sagte Gaunt. »Können Sie uns vielleicht den
richtigen Weg weisen?«
    »Sie sind bereits auf dem richtigen Weg, Ibram, aber Sie
werden Ihr Ziel noch lange nicht erreichen.«
    »Meiseq?«
    »Oh, das erreichen Sie heute noch. Ich meinte ...«
    »Was?«
    Sie ließ sich gegen die steife Rückenlehne der Bank sinken.
»Ich heiße Elinor Zaker, einst Angehörige der Adepta Sororitas Militant, dem
Orden Unserer Märtyrer-Mutter. Nun Hüter und Küster dieser Kapelle.«
    »Es ist mir eine Ehre, Sie kennen zu lernen, Schwester.
Was ... wie haben Sie das mit meinem Ziel gemeint?«
    Sie wandte den Kopf in seine Richtung. Es war die flüssige
Halsbewegung eines Menschen, der an Zielsensoren und Helmanzeigen gewöhnt war.
Einen Moment hatte Gaunt das Gefühl, als ziele sie auf ihn.
    »Ich sollte nicht so viel reden. Es gibt Dinge, die nicht
ausgesprochen werden dürfen, noch nicht. Sie müssen nachsichtig mit mir sein.
Ich bekomme so wenige Besucher, dass ich den Drang verspüre zu plappern.«
    »Welche Dinge dürfen nicht ausgesprochen werden?«, wollte
Gaunt sagen, doch Beltayn kam ihm zuvor.
    »Wie lange sind Sie schon hier, Schwester?«, fragte er.
    »Jahre um Jahre«, sagte sie. »So viele sind es jetzt
schon. Ich kümmere mich um die Kapelle, so gut ich kann. Sieht es hier
ordentlich und sauber aus?«
    »Ja«, sagte Gaunt, nachdem er sich kurz umgeschaut hatte.
    Sie lächelte ein wenig. »Ich kann das nicht sagen. Ich tue
mein Bestes. Manche Dinge sehe ich ganz deutlich, aber nicht meine Umgebung. Er
klingt nicht sehr jung.«
    Gaunt erkannte, dass diese letzte Bemerkung Beltayn galt.
»Mein Adjutant? Er ist ... wie alt, zweiunddreißig?«
    »Einunddreißig geworden, Herr Kommissar«, sagte Beltayn
vom anderen Ende des Mittelganges.
    »Tja, dann ist er also kein Junge.«
    »Nein«, sagte Gaunt.
    »Ich war der Ansicht, es würde ein Junge sein. Das ist
nicht unhöflich gemeint, Ibram. Sie sind auch wichtig. Aber in erster Linie
kommt es auf den Jungen an.«
    »Sie sprechen in Rätseln, Schwester.«
    »Ich weiß. Das muss sehr bestürzend seien. Ich darf so
viele Dinge nicht sagen. Es würde alles ruinieren, wenn ich es täte. Und es ist
wirklich ungemein wichtig, also darf das nicht passieren. Gab es mal einen
Jungen? Sehr jung? Der Jüngste von allen?«
    »Mein vorheriger Adjutant war ein Junge«, sagte Gaunt, dem
plötzlich sehr unbehaglich zumute war. »Er hieß Milo. Er ist jetzt Soldat.«
    »Aha«, sagte sie nickend. »Manchmal versteht es etwas
falsch.«
    »Was versteht etwas falsch?«, fragte Gaunt.
    »Das Tarot.«
    »Wie können Sie Karten lesen, wenn Sie sie nicht sehen
können?«, fragte Beltayn wachsam.
    Sie wandte den Kopf in die Richtung seiner Stimme. Wieder
ein sorgfältiges Zielen. Beltayn wich ein wenig zurück, als habe er eine
Zielerfassung gespürt. »Das tue ich nicht«, sagte sie. »Es liest mich.«
    Nachdem sie den Kopf weggedreht hatte, konnte Gaunt die
lange rosa Linie der Narbe sehen, die sich durch die weißen Haare über ihren
Schädel zog wie die Furche eines

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