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Gauts Geister 6 - Tödliche Mission

Gauts Geister 6 - Tödliche Mission

Titel: Gauts Geister 6 - Tödliche Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett
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ihn entfaltet.
    Draußen zog die Welt an ihm vorbei. Eine Welt, nur eine
von Tausenden, Hunderttausenden, die sich vereint hatten, um die größte
Errungenschaft der Menschheitsgeschichte zu bilden. Das Imperium der
Menschheit. Viele glaubten, das Imperium sei von derart gigantischen Ausmaßen,
von so gewaltigem Maßstab, dass die Handlungen eines Menschen keinen Einfluss
hätten. Das stimmte nicht. Dächten alle so, würde das Imperium ganz einfach
über Nacht in sich zusammenfallen. Jede einzelne menschliche Seele trug ihren
Teil zur Kultur des Imperiums bei. Das war das Einzige, was der Imperator von
einem Menschen verlangte. Sich selbst treu zu sein, dann würden sich all jene
unzähligen, winzigen Beiträge vereinen und eine Kultur errichten, die von Dauer
sein konnte, bis irgendwann die Sterne erloschen.
    Beltayn schlief. Der Kopf war ihm auf die Brust gesunken,
und seine verbundene Hand lag in der Wiege der anderen. Hinter der
Fensterscheibe flackerte unregelmäßiges Waldland vorbei, unterbrochen von
Berghängen, die dunkel vom Regen waren. Ein Fluss blitzte wie ein gezücktes
Schwert. Wiesen lagen unsichtbar unter Decken aus weißem Nebel. Hügelspitzen
durchbrachen die Nebelbänke wie graue Riffe die Oberfläche eines Ozeans. Ein
einsamer Baum, in den der Blitz eingeschlagen war, stand auf einem kahlen Hügel
Wache. Ein Dorf schlummerte verlassen vor sich hin. Wolken so dicht wie
aufgeplusterter Taft jagten einander über den Himmel.
     
    Gaunt erwachte aus einem immer wiederkehrenden Traum von
Balhaut und registrierte, dass der Zug angehalten hatte. Der Regen trommelte
auf das Dach des Waggons, dessen Fenster die Aussicht auf düstere Wälder boten.
Er warf einen Blick auf die Uhr: eine Stunde nach Mittag. Mittlerweile hätten
sie in Chossene sein müssen.
    Er stand auf und ging durch den leeren Waggon zur Tür. Als
er das Fenster öffnete, roch er das nasse Unterholz und den feuchten Waldboden
und hörte Vogelgezwitscher und das Prasseln des Regens auf den Blättern.
Andere Passagiere lugten nach draußen.
    Weiter vorn bei der Lokomotive hatte sich Zugpersonal
versammelt.
    Gaunt öffnete die Tür und sprang auf den überwachsenen
Bahndamm.
    Die Lokomotive habe eine Panne, erzählte ihm der Maschinist.
    Die Reparatur übersteige ihre Fähigkeiten. Sie würden bis
zum Eintreffen eines Reparaturzugs aus Chossene warten müssen.
    »Wie lange wird das dauern?«, fragte Gaunt.
    »Drei oder vier Stunden, Kommissar.«
     
    Gaunt rüttelte Beltayn wach. »Wachen Sie auf«, sagte er.
»Wir müssen ein Stück zu Fuß gehen.«
    »Was ist denn los, Herr Kommissar?«, fragte Beltayn
schläfrig.
    Gaunt schmunzelte. »Etwas ist faul.«
     
    Der Nebel lichtete sich, während sie auf einem wenig benutzten
Pfad durch den Wald marschierten. Fahles Sonnenlicht fiel durch das Geäst. Der
Regen hatte aufgehört, doch aus dem Blätterdach tropfte es noch. Es roch feucht
und nach irgendeiner Wildblume.
    Der Maschinist hatte ihnen den Weg beschrieben. Ein Dorf,
Veniq, lag eine halbe Stunde zu Fuß entfernt im Westen. Dort würde den
Imperiumsoffizieren gewiss jemand ein Transportmittel zur Verfügung stellen
können, nahm der Maschinist an. Seiner Ansicht nach war es besser, im Zug zu
bleiben. Hilfe würde eintreffen.
    Irgendwann.
    Beltayn war ebenfalls dafür gewesen abzuwarten.
    »Vielleicht müssen wir stundenlang marschieren. Oder wir
verirren uns. Oder wir ...«
    »Wenn wir auf den Reparaturzug warten, verpassen wir meine
Verabredung mit Sicherheit. Meiseq ist immer noch ein ganzes Stück entfernt.
Wir gehen.«
    Der Weg war matschig, und sie kamen nur langsam voran.
    Beltayn bestand darauf, Gaunts Nachtgepäck zu tragen,
aber mit seiner eigenen Ausrüstung und der verbundenen Hand war er damit
überlastet und blieb ständig stehen, um etwas abzustellen und seine Last anders
zu verteilen.
    Die kühle Luft war erfrischend. Gaunt ging auf, dass er
ins Schwitzen geriet, also zog er seinen Mantel aus und warf ihn sich über die
linke Schulter. Hinter sich hörten sie das Pfeifen eines Zugs. Falls es der
Reparaturzug war, hatten sie wirklich eine schlechte Wahl getroffen und viel
Energie vergeudet.
    »Wollen Sie umkehren?«, fragte Beltayn, als er das Pfeifen
hörte.
    Gaunt schüttelte den Kopf. Dieser forsche Spaziergang
durch die leere Ruhe des Waldes war wie Balsam. Seine Lunge war voll kühler,
rauchfreier Luft und seine Nase voller Blumenduft, der jetzt erstaunlich stark
war. Er kannte den Geruch nicht. Kleine leuchtend blaue

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