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Gauts Geister 6 - Tödliche Mission

Gauts Geister 6 - Tödliche Mission

Titel: Gauts Geister 6 - Tödliche Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett
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Meiseq weiter im Norden. Beltayn sagte
wenig. Er sah Gaunt an, dass dieser schlechte Laune hatte, und wollte nichts
provozieren.
    Ein Stabswagen brachte sie nach Ongche, wo sie in einen
Eilzug nach Norden stiegen. Der Zug war halb leer und ratterte durch
nebelverhangenes Ackerland und verregnete Heide.
    Kurz vor dem Aufbruch gleich nach Tagesanbruch hatte
Gaunt eine letzte Inspektion der Stellungen des Ersten vorgenommen.
    Daurs Ablösungstrupps waren mittlerweile an der Front
angekommen, obwohl Corbec bis zu Gaunts Rückkehr als Kommandierender an der
Front bleiben würde.
    Am Ende seiner Inspektionstour hatte Gaunt auch dem
Militärlazarett in Rhonforq noch einen Besuch abgestattet und einige Zeit mit
den Verwundeten verbracht. Außerdem hatte er einen Blick auf einige der
schweren Fälle geworfen. Rawne hatte die Nacht überlebt, obwohl kurz vor Ende
der Nacht noch eine zweite Operation erforderlich gewesen war, um innere
Blutungen zu stillen.
    Mittlerweile war Dorden so erschöpft, dass er kurz davor
zu sein schien, im Stehen einzuschlafen, und die bei der Schlägerei erlittenen
Schrammen setzten ihm langsam doch ein wenig zu.
    Gaunt hatte die Absicht gehabt, den Oberstabsarzt zu
bitten, ihn nach Meiseq zu begleiten, doch nach einem Blick auf Dorden hatte er
die Idee rasch verworfen. Dorden wurde in Rhonforq gebraucht, und sei es auch
nur, um sich erst mal auszuschlafen.
    Gaunt wusste, dass Dorden wegen der disziplinarischen
Erschießungen immer noch wütend auf ihn war. Dazu hatte er Gaunts Ansicht nach auch
jedes Recht. Gaunt hatte sich am Nachmittag zuvor in einem Zustand benommener
Wut befunden, und die von ihm in Stellung 289 miterlebten sinnlosen Verluste
hatten ihn ermüdet. Er war ganz einfach ausgerastet.
    Als Imperiumskommissar war Gaunt ungewöhnlich, und zwar
ganz abgesehen von der Tatsache, dass er auch noch im Rang eines Obersten stand
und ein Regiment befehligte. Kommissare waren allgemein gefürchtet. Sie waren
die Instrumente der Garde zur Disziplinierung und Kontrolle, die Peitsche,
welche die Soldaten bei der Stange hielt und vorwärts trieb. Sie waren dazu da,
den Dienstverpflichteten die Dogmen des imperialen Glaubens-bekenntnisses
einzuhämmern und sie beständig an diese Wahrheiten zu erinnern. Hinrichtungen
im Schnellverfahren, selbst für geringfügige Vergehen, gehörten zum
akzeptablen Repertoire eines Kommissars. Der große Yarrick persönlich hatte
einmal gesagt, es sei die Aufgabe eines Kommissars, für jeden Gardisten eine
fürchtenswertere und bedrohlichere Gestalt zu sein als jeder Feind.
    Das war nicht Gaunts Art. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt,
dass Ermutigung und Vertrauen der Moral einen besseren Dienst erwiesen als ein
unberechenbares Temperament und eine Pistole.
    Er hatte ein gutes Beispiel in Gestalt seines
Lehrmeisters gehabt, des verstorbenen Delane Oktar. Oktars Moralphilosophie
hatte ebenfalls auf Vertrauen und Toleranz beruht. Es hatte Zeiten gegeben, wo
eine harte Hand erforderlich war, und noch ein paar andere, wo die Tat besser
funktionierte als das Wort.
    Doch Gaunt war stolz auf seinen Gerechtigkeitssinn und
wusste, dass er deswegen Männer wie Dorden zu seinen Freunden zählen konnte.
In der Sammelstelle hatte er sich wie ein typischer Kommissar verhalten. Dorden
hatte nichts gesagt, aber Gaunt hatte die Enttäuschung in seinen Augen
gesehen.
    Während der Zug nach Norden ratterte, ging er den
Zwischenfall im Geiste noch einmal durch. Es hatte keinen Sinn, die Schuld auf
seine Erschöpfung abzuwälzen. Erschöpfung implizierte Schwäche, und ein
Kommissar konnte niemals schwach sein. Ihm ging auf, dass es mehr eine Frage
der Sinnlosigkeit war. Er war mit Vorbehalten in diesen Krieg eingetreten, und
jeder Schritt des Wegs zur Front hatte seine Befürchtungen bestätigt. Krieg war
nicht an und für sich sinnlos. Angesichts der unsterblichen Obszönität des
Chaos gab es für die Menschheit eine wahrhaftige Sache, für die es sich zu
kämpfen lohnte. Sogar hier auf Aexe gab es ein größeres Gut, einen Zweck.
    Es war die Art und Weise dieses Krieges, die sinnlos war.
Die Verachtung, mit der die Allianz dem Feind Menschen und Material
entgegenwarf. Die antiquierte Denkweise, die glaubte, brutale Kraft sei der
wesentliche, für den Sieg relevante Faktor. Das mit anzusehen, machte Gaunt
wütend, und die Tatsache, dass das Erste darin verwickelt war, machte ihn noch
wütender. Am Nachmittag zuvor hatte ihn die Sinnlosigkeit förmlich erschlagen
und ihre Wirkung auf

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