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Gauts Geister 6 - Tödliche Mission

Gauts Geister 6 - Tödliche Mission

Titel: Gauts Geister 6 - Tödliche Mission Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Abnett
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Hyrkanern. Die hatte genauso gerochen. Ein Außenposten. Ein
kurzer Ausdruck imperialer Aktivität. Eine Geste ohne Zuversicht an einer
Grenze.
    Sie parkten in der Nähe der Kathedrale auf einem von
Bäumen umgebenen Hof. Die Bäume waren alt und abgestorben, aber der
Wiederaufbau Meiseqs hatte nicht vor den Bäumen Halt gemacht, und so waren neue
Äste auf die alten, infolge des Krieges geborstenen Stämme verpflanzt worden.
Spätblüher und frisches Grün bildeten ein Dach über den knorrigen grauen
Stämmen.
    Gaunt und Beltayn gingen durch die angrenzenden Straßen
und an den spärlichen Passanten vorbei und fanden die Kaserne, ein grimmiges
Bauwerk mit einem Doppelturm und einer eigenen Ummauerung.
    Es war kurz vor 20:00 Uhr.
     
    Gewaschen und umgezogen, ließ Gaunt Beltayn in der ihm
zugewiesenen Offizierssuite zurück und ging zum Essen. Seine Führer waren zwei
Subalterne der Bande Sezari, die mit ihrem gefiederten Kopfschmuck und in der
grünen Seide sehr vornehm wirkten. Die Nacht war angebrochen, und flackernde
Binsenlichter ließen die schmalen Flure der Kaserne wie Höhlen aussehen.
    Das Abendessen hatte soeben in einem Terrassenraum mit
Blick auf den Fluss im Westen begonnen. Die letzten Fetzen Tageslicht bildeten
Flecken am Himmel, und entlang der Flussbiegung brannten unzählige Feuer in
Fässern.
    Neunzehn Offiziere waren anwesend, und alle standen kurz
auf, als Gaunt den leeren zwanzigsten Platz einnahm. Er setzte sich, und das
Murmeln der Gespräche nahm seinen Fortgang. Die lange Tafel war mit einem weißen
Tischtuch gedeckt. Vier große Kandelaber sorgten für die Beleuchtung. Auf
Gaunts Platzdeckchen funkelten neun verschiedene Bestecke. Ein Diener brachte
ihm eine ovale weiße Schale und füllte sie mit einer gekühlten roten Suppe.
    »Imperialer?«, fragte der Mann zu seiner Rechten, ein
kleiner, schmalgesichtiger Aexegarier, der eindeutig bereits zu viel getrunken
hatte.
    »Ja, Herr General«, sagte Gaunt respektvoll nach einem
Blick auf die Rangabzeichen des Mannes. Der General streckte die Hand aus.
    »Siquem Fep Ortern, Oberkommandierender des 60.
Abschnitts.«
    »Gaunt. Erstes Tanith.«
    »Ah«, sagte der Betrunkene. »Dann sind Sie also derjenige,
über den so viel geredet worden ist.«
    Gaunt betrachtete den Tisch. Er sah Golke in der Nähe und
Marschall Van Voytz am Kopfende der Tafel. Von den anderen Gesichtern kannte er
nur das von Biota, dem obersten Taktiker des Marschalls. Wie Ortern waren alle
anderen hochrangige Offiziere der Allianz, entweder Aexegarier oder Kottmarker.
Gaunt fühlte sich langsam, als sei er geradewegs in die Höhle des Löwen
marschiert. Er hatte angenommen, Van Voytz habe ihn zu einem privaten Essen
herbefohlen, in dessen Rahmen er seinem Unbehagen über die Taktik der Allianz
in Gesellschaft auserwählter Stabschefs würde Ausdruck verleihen können. Doch
mit einem Bankett aller hochrangigen Miltärs der Allianz hatte er nicht
gerechnet. Van Voytz, der in seiner dunkelgrünen Galauniform imposant aussah,
saß zwar am Kopfende der Tafel, aber die dominierende Gestalt schien der Mann
links vom Marschall zu sein, ein bulliger Kottmarker General mit einem
bestürzend nichtssagenden, blassen Gesicht, einer Beamtenbrille mit halbmondförmigen
Gläsern und weißblonden Haaren.
    Gaunt sagte wenig, aß schweigend und lauschte den
Gesprächen rechts und links. Er hörte viele kaum verhohlene, respektlose
Bemerkungen über imperiale Soldaten, und Gaunt hatte das Gefühl, dass sie
ausschließlich um seinetwillen gemacht wurden.
    Der Stab der Allianz versuchte ihn zu reizen, um zu
sehen, was er ihnen durchgehen lassen und worauf er reagieren würde.
    Drei Gänge kamen und gingen, darunter auch der Hauptgang,
der aus geschmortem Wild bestand und dem ein klebriger, extrem süßer Pudding
namens Sonso folgte, den die Offiziere der Allianz mit sehr viel Beifall begrüßten.
Er war eine hiesige Spezialität.
    Ortern und einige andere in der Nähe priesen seine
Vorzüge. Für Gaunt war er fast unerträglich gezuckert. Er ließ einen Großteil
des Puddings stehen.
    Die Diener räumten die Tafel ab, fegten über das Tischtuch
und servierten gesüßten schwarzen Kaffein und Amasec in großen Schwenkern aus
grünem Glas. Die Einheimischen, die beim Essen alle ihre geplätteten weißen
Servietten wie ein Lätzchen zwischen den Knöpfen ihrer Galajacken verankert
hatten, warfen jetzt das lose Ende über die linke Schulter, anscheinend ein
Brauch, der anzeigte, dass sie fertig waren.

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