Gauts Geister 6 - Tödliche Mission
selbst von dieser Option Gebrauch
machen konnte. Bis zum Herbst würde eine Streitmacht der Allianz vielleicht
durch den Wald nach Norden marschieren ...
Feygor war das egal. Ihm war eigentlich vollkommen egal,
wer gewann und wer verlor. Es kümmerte ihn einen Feth, ob der Shadik-Präsident
höchstpersönlich vorbeikam und dem Hohen Sezar ein dickes Ei ins Schlafzimmer
legte. Hauptsache, Feygor hatte seine Ruhe. Er war müde. Es war ein langer,
verdammt harter Weg von Tanith hierher gewesen, und sie hatten eine Menge mitgemacht.
Rawne sagte immer, Gaunt führe sie, als müsse er etwas
beweisen. Na, sie hatten mittlerweile genug bewiesen, oder nicht?
Jetzt war mal ein anderes armes Schwein an der Reihe. Wenn
sie mit diesem Feth-Loch fertig waren, würde das Erste vielleicht eine Zeitlang
zur Reserve versetzt. Sechs Monate vielleicht. Ein Jahr.
Feygor hatte die Versetzung anderer Regimenter erlebt. Zum
Beispiel die der verdammten Vitrianer. Vor ungefähr achtzehn Monaten waren sie
zur Kreuzzugsreserve zurückbeordert worden, und soweit Feygor wusste, waren
sie immer noch da, hatten ihre verfluchten Glasstiefel auf dem Tisch liegen,
rauchten Lhos auf anderer Leute Kosten und spielten Garnison. Und die
Blaublüter auch. Diese verdammten Dreckschweine waren nach der Vervunmakropole
in die Reserve zurückbeordert worden.
Es gab keine verfluchte Gerechtigkeit.
Feygor erreichte die nächste Anhöhe, ein Hang aus lockerem
Geröll und Farnen, die an eine tiefe Senke grenzten, wo ein dünner Bach
zwischen den dunklen Bäumen durchplätscherte. Die Bäume, Bergeschen, Erlen und
irgendeine Fichtenart, knarrten und nickten leicht mit den Köpfen. Der Wind
hatte etwas aufgefrischt. Er kam aus Westen und roch nach Regen.
Auf einem der Felsen lag ein Blatt, frisch, zu einer
Schlaufe gekrümmt, so dass der Stiel durch das Blatt stach. Feygor hob es auf.
Eine von Vens Wegmarkierungen. Alle Späher hinterließen derartige Zeichen, um
dem Trupp hinter ihnen anzuzeigen, dass alles frei war und sie weiter
vorauskundschafteten. Sie fielen einem nicht auf, wenn man nicht wusste, wonach
man Ausschau halten musste. Ven und Jajjo würden ihnen mittlerweile einen
halben Kilometer voraus sein.
Wahrend die Abteilung hinter ihm seiner Spur durch die
Farne folgte, ging Feygor weiter und kletterte über das Geröll des Hangs bis
zu einer Bresche in den dichten Bäumen, wo das Sonnenlicht auf ihn fiel. Was er
vom Himmel sehen konnte, hatte einen leichten Gelbstich. Wolken jagten sich,
wurden dichter. Regen, eindeutig.
Vielleicht sogar ein Sommergewitter.
Feygor kannte die Anzeichen. Wie Brostin — und wie sein
Mentor Rawne — war Feygor ein Kind der Stadt. Aber selbst wenn man an einem Ort
wie Tanith Attica aufgewachsen war, der Wald war nie weit entfernt gewesen.
Als Jugendlicher hatte Feygor die Försterei kennen gelernt und wusste, welche
Anzeichen welches Wetter versprachen, da er frühmorgens immer aus Atticas
Geschäftsviertel in die umliegenden Wälder gelaufen war. Er hatte diese
Fertigkeiten in seinem Gewerbe gebraucht, Fertigkeiten, eine ganz bestimmte
Lichtung zu einer ganz bestimmten Zeit zu finden, Fertigkeiten, um den langen
Heimweg zu finden, ohne sich zu verirren. Fertigkeiten, um den Arbites und
Steuereinnehmern aus dem Weg zu gehen. Die Schwarzmarkthändler Atticas hielten
nicht viel von Entschuldigungen wie »Ich habe mich verirrt« oder »Es gab einen
plötzlichen Wolkenbruch, und deswegen habe ich mich verspätet.«
Feygor setzte sich und wartete auf die anderen Mitglieder
der Abteilung. Zuerst kam Cuu, dann Caff, dann Gutes, dann Rerval.
Brostin hielt sich weiter hinten in der Reihe, damit der
verräterische Geruch seiner Prometheumtanks möglichst schwach war. Muril
folgte, so lautlos wie eine Katze. Feygor beobachtete sie und hielt den Blick
weiterhin auf sie gerichtet, auch als sie vorbei war, so dass er ihre Kehrseite
betrachten konnte.
Larkin bildete den Abschluss. Brostin zufolge hatte Larkin
sich um einen Platz in dieser Abteilung bemüht, was Feygor merkwürdig vorkam.
Jeder wusste, dass Larkin und Cuu nicht gerade die besten Kumpel waren. Normalerweise
tat Larks sein Möglichstes, um eine Arbeit zu finden, bei der er so weit wie
möglich von Lijah Cuu entfernt war. Tatsächlich schien Larkins Anwesenheit
sogar Cuu ein wenig verwirrt zu haben. Vielleicht sogar verärgert.
Doch Larkin wirkte seltsam entspannt. Das war gut, jedenfalls
empfand Murtan Feygor es so. Larks in einer seiner manischen Phasen hätte
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