Gauts Geister 6 - Tödliche Mission
Paddelbewegung kreisen. Die Mitglieder der Abteilung Neunzehn schwärmten
durch das Unterholz aus.
Es war später Nachmittag. Die Sonne war ein gelber Fleck
im Westen hinter dem Blattwerk. Die Waldlichtungen waren neblige Höhlungen,
die von schwarzen Stämmen wie Säulen gesäumt wurden. Wilde Vögel schrien laut,
und es roch nach feuchter Baumrinde, Waldmohn und Wilddorn.
Abteilung Neunzehn war jetzt seit drei Stunden unterwegs,
nachdem sie Ins Arbor nach der Einsatzbesprechung mit Corbec mit den anderen
Abteilungen verlassen hatte. Auf dem Weg durch die Dörfer hatten sich die
Abteilungen getrennt, da eine nach der anderen auf die ihr zugewiesene
Patrouillenroute eingeschwenkt war. Neunzehn hatte den Befehl, das Bascuoltal
bis zur Passstraße nach Frergarten zu durchkämmen. Zwei, vielleicht drei Tage
draußen und wieder zurück. Sie kamen gut voran, querfeldein. Ein angenehmer
Waldspaziergang.
»Ich dachte, Brostin wäre in den Elendsvierteln von Tanith
Magna geboren und aufgewachsen«, flüsterte Caffran. Gutes zuckte die Achseln.
»Ich auch. Wahrscheinlich werden selbst die Städter unter uns ab und zu
sentimental.«
Caffran nickte. Er missgönnte Brostin dessen Begeisterung
nicht.
Dies waren dunkle Pinienwälder, und sie kamen Tanith von allem,
was sie seit dem Verlust erlebt hatten, noch am nächsten.
Der Funke des Wiedererkennens, den er selbst in der
Landezone verspürt hatte, war hier noch weitaus stärker. Wald. Bäume. Aexe
Cardinal hatte genug von zu Hause an sich, um ihm zu gefallen.
Die Verghastiten in der Abteilung waren weniger in ihrem
Element. Muril und Jajjo, Kinder der Makropole, erschraken vor ihrem eigenen
Schatten, und ihre Waffen waren ständig in Bewegung und folgten jedem
rätselhaften und geheimnisvollen Knistern und Knacken, das der Wald
verursachte.
»Bleib ganz ruhig«, flüsterte Caffran Muril zu, während
sie mit dem Lasergewehr im Anschlag herumfuhr.
»Du hast leicht reden, Waldbubi«, sagte sie. »Das ist unheimlich.«
Feygor hob die Hand, um einen Halt anzuzeigen, und drehte
sich dann zu seinem Kundschaftertrupp um.
»Feth!«, sagte er. »Ich habe schon ruhigere Bierfeste
erlebt! Könnten wir uns vielleicht professionell verhalten? Ja, geht das?«
Sie nickten.
»Und sagt mal, Leute ...«, fügte Feygor hinzu, »ist das
nicht viel besser, als an der Front im Schützengraben zu hocken?«
»Ja, Herr Feygor«, pflichteten ihm alle bei.
»Gut. Ganz hervorragend. Und jetzt weiter.«
Feygor drehte sich um und stieß mit Mkvenner zusammen.
»Feth mich! Ven! Verdammt noch mal!« Mkvenner sah Feygor mürrisch an. Er hatte
nichts für Rawnes Adjutant übrig. Ein Fethfleck, wenn man ihn auf eine
verbindliche Aussage festnageln wollte, aber das würden nur ganz wenige gewagt
haben.
»Der Weg ist frei«, sagte Mkvenner. »Bis zu der großen
Eiche an der Senke. Soll ich weiter vorauskundschaften?«
»Ja, tun Sie das«, sagte Feygor, der sich wieder gefangen
hatte.
»Und nehmen Sie einen von den verdammten Möchtegerns mit. Das
ist doch die Idee bei dieser Sache, oder nicht?«
»Das hat man mir jedenfalls gesagt«, sagte Mkvenner. Er
warf einen Blick auf die Mitglieder der Abteilung. »Soldat Jajjo! Nach vorn zu
mir!«
Jajjo trat vor und ging zu dem hageren, unheimlichen
tanithischen Späher. Jajjo war einer der ganz wenigen Verghastiten, die
Späher-Potenzial zu haben schienen.
»Geduckt vorwärts, Richtung Süden. Standardsignale«, sagte
Mkvenner zu dem bereitwilligen Jajjo. »Los!«
Mkvenner und Jajjo lösten sich von der Abteilung und kundschafteten
voraus. Feygor behielt sie zunächst im Auge. Jajjos dahinschleichende geduckte
Gestalt konnte er auch nach zwei Minuten noch erkennen. Mkvenner war praktisch
sofort verschwunden.
Rerval überprüfte das Kom-Gerät, um sich zu vergewissern,
dass sie noch in Reichweite waren. Als er aufschaute, fiel sein Blick auf
Muril, deren Miene grimmig war.
»Was ist los, Verghasterin?«, sagte er.
»Nichts, nichts ...«, antwortete sie. Rerval zuckte die
Achseln. Er wusste, was sie störte. Muril und Jajjo hatten sich beide zur
Späher-Ausbildung gemeldet, und bei diesem Ausflug in den Wald sollten sie
sich beweisen. Bisher hatte nur Jajjo von Mkvenners Können und Anweisungen
profitiert.
Das ist so eine Frauensache, dachte Rerval. Genau wie bei Rawne, obwohl ich bei Mkvenner nie mit so einem Vorurteil gerechnet
hätte.
»Also gut, die Pause ist zu Ende!«, rief Feygor zu ihnen
nach hinten. »Es geht weiter!« Sie setzten sich in
Weitere Kostenlose Bücher