Gauts Geister 6 - Tödliche Mission
Gruppe Erlen vor. Auf halbem
Weg schlug sein Gewehrkolben gegen einen Ast. Dann ging ihm auf, dass er sich
nicht richtig in seinen Tarnumhang gehüllt hatte. Gak auf einem Flakbrett, gab
es vielleicht noch etwas, das er falsch machen konnte?
Das Geräusch des Windes in den Bäumen war jetzt hypnotisch.
Wie Meeresrauschen, dachte Jajjo. Seine Familie
stammte ursprünglich aus der Imjamakropole im Archipel, eine der tropischen
Städte Verghasts. Er wusste, wie das Meer klang. Er hatte es vermisst, als
seine Familie in dem Jahr, als er sechs wurde, in die Vervunmakropole gezogen
war.
Jajjo stahl sich an den Erlen vorbei und durchquerte ein
Feld mit raschelnden Farnen. Die ersten Regentropfen fielen und klatschten
förmlich auf die Blätter am Boden. Jajjo versuchte, sich im Schatten zu halten.
Hinter den Pinien voraus schien etwas zu sein, obwohl er nicht erkennen konnte,
was. Er wechselte seine Deckung und legte dabei kurze Spurts von Baum zu Baum
ein, wie es ihm in der Vorbereitung beigebracht worden war. Die Geräusche, die
er jetzt verursachte, gingen im zunehmenden Regen und Wind unter. Er hatte sich
das Lasergewehr mit dem Lauf nach unten unter die rechte Achselhöhle geklemmt,
damit es sich nirgendwo verfangen konnte.
Der Regen wurde stärker. Die Tropfen fielen wie in einem
unaufhörlichen Trommelwirbel auf die Blätter. Die Temperatur sank sofort um ein
paar Grad, und Nebelschwaden stiegen vom Boden auf und ließen ihm einen
feuchten, moderigen Gestank in die Nase steigen.
Jajjo erreichte die Pinien und glitt durch die Bäume. Was
war da vorne? Eindeutig irgendeine Lichtung. Eine Bresche in den Bäumen. Das
verriet ihm schon das Licht.
Er ließ sich ins Farnkraut nieder und kroch die letzten
zwanzig Meter zum Rand der Lichtung, wobei er die Waffe vor sich herschob. Er
hob den Kopf und sah durch den Regen, was vor ihm lag.
»Gak!«, stammelte er. Er wandte sich in der Absicht ab,
umzukehren, doch Mkvenner kauerte direkt hinter ihm. »Gute Arbeit«, sagte
Mkvenner leise. »Sieh mal einer an, was Sie entdeckt haben ...«
Es war auf keiner der Karten. Hauptsächlich deshalb, weil
es alt war und die Karte neu. Ven und Jajjo kehrten zur Abteilung zurück und
führten sie hin.
Es war ein Haus. Ein großes Haus. Ein Schlupfwinkel.
Rerval bezeichnete es als Pfarrhaus, und der Name blieb haften. Verfallen und
überwuchert, stand es auf einem gerodeten Stück Hang innerhalb des Waldes und
schaute nach Westen. Gekalkter grauer Stein, schwarzer Schiefer. Zwei Etagen
und vielleicht ein Dachboden. Blinde Fenster schauten auf einen verwahrlosten
Vorgarten. Ein mit Unkraut überwachsener Pfad führte zur vorderen Veranda, und
in den wuchernden Hecken gab es Spuren einer alten Mauer mit einem Tor. Gutes
und Caffran gingen nach hinten und fanden dort einen einstöckigen Anbau und
eine Reihe von Außengebäuden längs der hinteren Gartenmauer um einen gepflasterten
Hof. Dahinter erstreckte sich verwilderter Garten und Rasen bis zum Rand des Pinienwalds.
Am oberen Ende des Rasens gab es eine alte Mauer, an der sich mehrere sehr viel
verfallenere Außengebäude lehnten.
Aus dem Regen war mittlerweile ein Wolkenbruch geworden.
»Sehen wir's uns an«, sagte Feygor.
Sie teilten sich. Feygor, Gutes, Cuu und Brostin zur Vordertür,
Caffran, Rerval, Jajjo und Mkvenner nach hinten. »Waffen bereithalten«, sagte
Feygor auf der Vordertreppe.
Die tropfenden Geister in seiner Begleitung nickten. Gutes
und Cuu bezogen Stellung beiderseits der großen alten Doppeltür.
Farbe blätterte von den Paneelen. Feygor lugte durch die
Fenster im Erdgeschoss, sah aber nur Staub und Schatten.
»Wir gehen rein«, sagte er in sein Helmkom.
»Verstanden«, kam knisternd Caffrans Antwort.
Feygor nickte. Brostin trat vor und rammte die Türen mit
der Schulter. Er brauchte zwei Versuche, dann splitterte das Holz und die
Türen schwangen auf. Gutes und Cuu schwangen sich hinter ihm hinein, das Gewehr
im Anschlag.
Der Flur war dunkel, die Luft schal. Schimmel. Alte Teppiche.
Feucht. Sie schlichen in die Düsternis und machten eine
Treppe und mehrere vom Flur abzweigende Türen aus. Wasser tropfte von Decke und
Treppe. Feygor schlich hinein, das Gewehr im Jagdanschlag.
Er schnippte mit den Fingern und er, Gutes und Cuu
schalteten Taschenlampen ein. Sie klemmten sie in die Bajonetthalterung ihrer
Waffen und leuchteten den Flur damit aus. Die Lichtstrahlen zeigten ihnen eine
lackierte Kommode mit spinnwebverhangenen Kerzenständern, einen
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