Gauts Geister 6 - Tödliche Mission
massiven
Spiegel mit vergoldetem Rahmen, der ihr forschendes Licht zu ihnen zurückwarf.
Einen Kleiderständer, an dem ein einzelner einsamer Regenmantel hing. Einen
bestickten Läufer. Trockenblumen in einer Vase. Ein Konsoltischchen mit einem
Briefhalter aus Messing.
Cuu versuchte den Wandschalter. Der große Leuchter blieb
dunkel. »Kein Strom«, sagte er.
»Ja«, grinste Feygor, »aber ein Dach.«
Der Regen prasselte. Donner grollte. Feygor ging zur
ersten Tür auf der linken Seite.
Brostin betätigte mit der Hand die Prometheum-Zuführung
an seinem Flammenwerfer und drückte auf den Zündknopf. Ein nasses Husten
ertönte und dann ein Zischen, als der Werfer zum Leben erwachte. Brostin hatte
die Flamme so weit heruntergedreht, dass nur ein Kegel aus blauer Hitze die
Mündung umspielte. Das Zischen des Brenners klang unnatürlich laut. Sie rochen
alle das Prometheum.
Brostin schlich zu Feygor und benutzte den auf Sparflamme
brennenden Werfer dabei als Lampe. »Nach Ihnen«, sagte er.
Feygor öffnete die Innentür und stieß sie weit auf, den
Rücken an den Türpfosten gepresst. Brostin ging hinein, wobei er den Werfer ein
wenig aufdrehte und kurze, gelbliche Flammenstöße abgab.
»Esszimmer«, sagte er.
Feygor kam hinterher und ließ den Strahl seiner Taschenlampe
die Wände entlangwandern. Alte Ölgemälde, grimmige Gesichter.
Vasen und Porzellan. Ein langer dunkler Tisch mit zwanzig
Stühlen. Ein einzelner Teller auf einem Platzdeckchen mit zwei Obststeinen und
einem kleinen Schälmesser.
Feygor ging zurück in den Flur. Gutes und Cuu hatten die
Tür auf der anderen Seite geöffnet. Irgendein Wohnzimmer mit Armsesseln und
Sofas, die mit Laken abgedeckt waren. Ein großer Kamin mit einem Korb voller
Holzscheite. Mehr Spinnweben.
Feygor ging durch den Flur zu einer anderen Tür am Ende.
Er stieß sie auf und zielte mit seiner Lampe und Waffe durch den Spalt. Ein
kleiner Raum voller leerer Regale. Staub. Eine Bibliothek? Ein Arbeitszimmer?
Von Gutes gedeckt, schlich er hinein. Es gab einen Schreibtisch und einen
Kapitänsstuhl auf Laufrollen aus Messing. Gestelle und Haken an den Wänden,
die einmal irgendwas enthalten hatten. Er schwang die Lampe nach rechts.
Von seinem Lichtstrahl erfasst, ragte das Ungeheuer in der
Dunkelheit auf, die riesigen Zähne gefletscht und die krallenbewehrten Pranken
zum Schlag erhoben.
»Heiliger Feth!«, kreischte Feygor und schoss darauf.
Er traf es in den Bauch. Fell und Staub wurden aufgewirbelt.
Durch den unerwarteten Schuss erschrocken, hechtete Gutes
durch die Tür und gab seinerseits eine Salve ab.
»Aufhören! Aufhören!«, überschrie Feygor das Zischen von
Gutes' Schüssen. Das Ungeheuer fletschte weiterhin die Zähne. In seinem Helmkom
überschlugen sich die Stimmen.
»Wer schießt da?« Das war Caffran.
»Kontakt bestätigen! Kontakt bestätigen!« Jajjo.
»Feygor? Melden.« Ven.
Feygor lachte, und sein künstlicher Kehlkopf ließ es trocken
und tonlos klingen. »Entspannt euch. Kein Kontakt.« Gutes gluckste ebenfalls
vor Erleichterung. »Was ist denn los?«, sagte Brostin, der durch die Tür stapfte
und seinen Flammenwerfer hob. Er ließ den Werfer auflodern, und die Flamme
leuchtete den Raum aus. Die Umrisse der riesigen Bestie in der Ecke traten
deutlich hervor, wie sie sich auf ihrem Sockel aufbäumte und die Pranken zum
Schlag erhoben hatte. Sägemehl rieselte aus den Schusslöchern in ihrem Wanst,
und die Flammen spiegelten sich in den Glasaugen.
»Feth!«, sagte Brostin. »Seid ihr schießgeil oder was?«
»Ich dachte, das Vieh ist echt!«, protestierte Feygor und
gluckste.
»Hat mich völlig überrascht.«
»Tja«, sagte Brostin, »ihr zwei habt es ganz sicher erledigt.«
Feygor ging zu der ausgestopften Trophäe. Es war schon
eine gewaltige Bestie. Auf den Hinterbeinen stehend, war das Tier drei Meter
groß. Es hatte einen schwarzen Pelz und Zähne so lang wie seine Finger.
»Was ist das?«, fragte Piet Gutes.
»Irgendeine Bärenart«, sagte Feygor, indem er der Trophäe
einen brutalen Schlag vor die Brust versetzte. Sie war hohl.
»Es ist ein Behj«, sagte Cuu, der in der Tür auftauchte.
»Ist hier auf Aexe was ganz Besonderes. Das Totemtier, der König der Raubtiere.
Ich habe gehört, dass der Sezar sein Fell trägt und die Einheimischen verkaufen
die Krallen als Glücksbringer.«
»Woher weißt du das, Lijah?«, fragte Brostin.
Cuu grinste. »Ich habe mich auf den Grabenmärkten
umgesehen. Land und Leute zu kennen, ist immer
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