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Gayheimnisse reloaded (German Edition)

Gayheimnisse reloaded (German Edition)

Titel: Gayheimnisse reloaded (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Herbst , Simon Rhys Beck , Justin C. Skylark , Verena Rank , Hanna Julian , Nicole Henser , Inka Loreen Minden , Kerstin Dirks , Sandra Gernt , Sandra Henke
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der langen Liste der Opfer. Was schert dich das?« Jeans Tonfall troff vor Sarkasmus.
    »Mercier?«
    Jean stopfte das Essen in sich hinein statt zu antworten. Mit einem Stück Brot tunkte er das Fett auf seinem Teller auf, dann meinte er gehässig: »Ich habe heute gehört, dass sie vor vier Tagen Marie-Antoinette geköpft haben.«
    »Das stand zu erwarten«, erwiderte Henri ruhig.

Diese gefasste Akzeptanz machte Jean noch wütender. Henri sollte auch leiden! So wie er! Schwarze Schlieren aus Verzweiflung und Erbitterung standen vor seinen Augen. Er stieß seinen Stuhl nach hinten, hielt sich einen Moment an der Tischplatte fest, kämpfte gegen den Schwindel an, dann trat er rasch vor die Tür. Er atmete tief durch. Warum das alles? Er fand keine Antwort. Schon bald fröstelte ihn in der kalten Abendluft und er ging zurück ins Haus, goss sich ein großes Glas billigen Branntweins ein und ließ ihn brennend durch seine Kehle rinnen. Es änderte nichts an dem leeren Gefühl in seiner Brust.
    Henri war eigentlich auch der Appetit vergangen, aber da er wusste, dass er das Essen benötigte, um wieder zu Kräften zu kommen, hatte er sich gezwungen, nach Jeans überstürzten Hinausrennen weiterzuessen. Als er erkannte, dass sich Le Nôtres Laune auch nach dessen Rückkehr noch nicht gebessert hatte, streifte er seinen Mantel von den Schultern und schlüpfte schnell ins Bett. Besser, er lenkte heute nicht zu viel Aufmerksamkeit auf sich.
    Aber genau das war ihm nicht vergönnt. Missmutig beschloss Jean ebenfalls zu Bett zu gehen und stolperte dabei über den achtlos zu Boden geworfenen Mantel. Das fachte seine Wut an, endlich gab es einen greifbaren Grund.
    »Verflucht noch mal!«, schrie er unbeherrscht, riss den schweren Mantel hoch und schleuderte ihn Henri ins Gesicht. »Kannst du gar nichts richtig machen?«
    Henri befreite sich, setzte sich auf und entgegnete hitzig: »Offensichtlich habe ich einiges richtig gemacht, da ich noch am Leben bin!« Er sprang aus dem Bett und legte den Mantel unordentlich zusammengerollt auf einen der Stühle.
    Jean schubste ihn mit einer Hand an der Schulter, sodass Henri zurück aufs Bett taumelte, und brüllte: »Gar nichts kannst du!« – und weil er wusste, dass das eine Lüge war, machte ihn das noch blindwütiger. Er stürzte hinterher, kniete sich über Henris Oberschenkel und erhob die Hand.
    Henri – all sein Zorn konzentrierte sich auf einen Punkt.
    Statt sich zu wehren, schloss Henri nur die Augen. Er hätte es kommen sehen und Le Nôtres heutige Abwesenheit nutzen sollen, um zu verschwinden. Er war selber Schuld, wenn er es jetzt ausbaden musste. Doch der erwartete Schlag traf ihn nicht.
    »Wehr dich!« Jean wollte einen Grund haben zuzuschlagen. Henri riskierte doch sonst so eine große Klappe. Warum jetzt nicht?
    Henri öffnete erstaunt die Augen. »Warum?«
    »Warum?« Jean stutzte. »Weil … weil … man sich einfach wehren muss!«, rief er enttäuscht über Henris unerwartete Zurückhaltung.
    »Es gibt manchmal Dinge, gegen die man machtlos ist«, meinte Henri sanft und sie wussten beide, dass er nicht nur über diesen Moment sprach.
    »Verdammt, verdammt, verdammt.« Jean führte, zwei, drei kraftlose Stöße gegen Henris Brust aus, anschließend ließ er seine Hand dort liegen. Henri hatte Recht – was es auch nicht besser machte, den Schmerz nicht linderte. Nach einem Augenblick wurde ihm bewusst, dass er Henris heftig rasendes Herz – viel schneller als normal – unter seinen Fingerspitzen spüren konnte. War der Herr Aristokrat doch nicht ganz so abgebrüht, wie er sich gab! Jean spürte eine gewisse Genugtuung über diese Erkenntnis. Er ließ seine Finger etwas tiefer gleiten, dort, wo der Herzschlag am deutlichsten war. Er spürte, wie sich Henris Brustkorb bei jedem Atemzug hob und senkte. Und in diesem unpassenden Moment durchrasten ihn die Empfindungen der vergangenen Nacht erneut, kehrten mit voller Wucht zurück. Verzweiflung glitt nahtlos in Begehren über.

Henri war erleichtert, dass Jean diesen Anfall irrationaler Wut überwunden hatte, wunderte sich nur etwas, warum Jean jetzt das Band an seinem Hemd aufknüpfte.
    Lebendig, Henri war so lebendig, so warm und so verlockend! Mit jeder Handbreit mehr, die er das Hemd öffnete, wollte Jean auch mehr. Das Kerzenlicht ließ die Haut seidig schimmern, Jeans Fingerknöchel glitten anerkennend über Henris Brustbein. So lebendig.
    »Lass mich.« Henri wollte sich zur Seite rollen, er fand die Berührungen

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