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Gayheimnisse reloaded (German Edition)

Gayheimnisse reloaded (German Edition)

Titel: Gayheimnisse reloaded (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Herbst , Simon Rhys Beck , Justin C. Skylark , Verena Rank , Hanna Julian , Nicole Henser , Inka Loreen Minden , Kerstin Dirks , Sandra Gernt , Sandra Henke
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über einer Stuhllehne hing, seine Ledertasche stand daneben.
    »Wo sind wir hier?«, fragte er Jean.
    »Ehemalige Jagdhütte der ehemaligen Herzöge von Montaubrun.« Jean brachte zwei Schüsseln mit Gemüsesuppe und ein Stück Brot mit zum Bett. »Ich war früher Jagdaufseher beim Herzog.« Er riss das Brot in Stücke und ließ sie in Henris Suppe fallen. Die Krümel kehrte er sofort zusammen.

Jagdaufseher. Nun, das erklärte, warum er Arbeit gewöhnt war und dennoch über Bildung verfügte, musste Henri denken. Aber da Henri keine Ahnung hatte, ob Le Nôtre einen Groll gegen seinen früheren adligen Arbeitgeber hegte, würde er äußerste Vorsicht walten lassen.
    Jean gab Henri einen Löffel in die gesunde Hand. »Geht das so?«
    »Bestens.«
    Was sich als glatte Lüge rausstellte, denn Henri war zu erschöpft, um allein essen zu können. Jean zwang ein paar Löffel Suppe in seinen Gast, der mittlerweile nur mit Mühe die Augen offen halten konnte. Da Schlaf immer noch die beste Medizin war, löschte Jean nur kurze Zeit später die letzte Kerze und krabbelte zu Henri unter die Bettdecke. Jean dachte sich nichts dabei, denn er war es nicht anders gewohnt, auch in vielen Gasthäusern musste man sich oftmals mit mehreren Leuten das Bett teilen, vor allem, wenn man wie er nicht zur zahlungskräftigen Kundschaft zählte.
    Als Henri eine Stunde später von Albträumen geplagt wurde und sich unruhig hin- und herwälzte, weckte er ihn auf, damit er seiner Wunde keinen Schaden zufügte. Zwei Stunden später dasselbe. Als es zum dritten Mal passierte, zog er Henri einfach in seine Arme und hielt ihn fest. So schliefen sie die Nacht durch.

28. Vendémiaire des Jahres II

    Am nächsten Morgen wurde Henri durch Topfklappern geweckt. Einen Moment musste er sich besinnen, dann kamen die Ereignisse des Vortages wieder zu ihm zurück. Doch bevor er eine Entscheidung treffen konnte, reichte Jean ihm eine Tasse Milch und stellte einen Teller mit zwei Scheiben Brot neben ihn auf die Bettdecke.
    »Ich muss den Tag über arbeiten gehen, bei der Ernte helfen. Ich bin heute Abend wieder zurück. Mach keinen Blödsinn während ich weg bin, in Ordnung?«
    »Ich … darf hierbleiben?«, fragte Henri erstaunt.
    »Ich denke nicht, dass du mit dem Arm schon wieder reisefähig bist.«
    Henri war von so viel Freundlichkeit überrascht, sie machte ihn aber auch misstrauisch. Es war unhöflich, Jean doppeltes Spiel zu unterstellen, aber er konnte nicht anders. »Wenn du mich nur gesund pflegst, um mich an das Revolutionskomitee auszuliefern, dann töte mich lieber gleich.« Stolz blickte er aus seiner sitzenden Position herauf zu Jean.
    Jeans Blick wurde weicher. »Dummkopf. Wenn ich dich ausliefern wollte, würde ich dich jetzt mitnehmen und nicht hierlassen und riskieren, dass du verschwindest, während ich weg bin.«
    Henri beruhigte die Logik der Argumentation etwas. Er nickte. »Ich werde noch hier sein, wenn du wiederkommst«, versprach er und fragte sich, ob er gerade den größten Fehler seines Lebens beging, diesem Mann, den er erst seit einem Tag kannte, so zu vertrauen.
    »Gut. Bis dann.«
    »Bis dann.«

Die Zerrissenheit, ob das, was er tat, richtig oder falsch war, begleitete Henri den ganzen Tag. Er versuchte vorsichtig aufzustehen, aber es wurde ihm schwindelig und er brauchte drei Anläufe, ehe er es bis zum Tisch schaffte. Zu seiner Beruhigung stellte er fest, dass die kleine Pistole, die er in seiner Tasche hatte, noch an ihrem Platz war. Er nahm sie mit ins Bett und legte sie unter das Kopfkissen.
    Am Nachmittag stand er noch einmal auf, wusch sich, kochte eine Milchsuppe mit Kirschen, die er in einem der Schränke gefunden hatte, und krabbelte zurück ins Bett.
    Als es dämmerte, lauschte er gespannt auf jedes Geräusch. Sobald er hörte, dass sich jemand an der Eingangstür zu schaffen machte, spannte er den Hahn der Pistole und setzte sich die Waffe an die Schläfe. Er würde sich nicht verhaften lassen!
    Die bühnenreife Dramatik der Situation war auf Jean jedoch völlig verschwendet, denn ohne einen Blick auf Henri zu werfen, ließ er sich schwer auf einen der Stühle fallen, stützte die Ellbogen auf den Tisch und legte den Kopf hinein.
    »Verfluchter Mist«, war alles, was er sagte.
    Henri wartete. Als nichts weiter geschah, stand er auf und tappte barfuß zum Tisch. Unschlüssig blieb er neben Jean stehen, ehe er die Hand ausstreckte und ihn sanft an der Schulter berührte. »Jean?«
    Es dauerte einen Moment, aber

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