Gayles Aabenraa - Sprachkurs fuer die Liebe
hatte.
Während ich noch an meinem Kaffee schlürfte, stellte sich Preben in der Mitte des Raumes auf und verkündete das Tagesprogramm. Es war das Gleiche, wie schon in den letzten Tagen, mit Ausnahme des Abendprogramms. Wir sollten in Gruppen Stücke einstudieren und in der jeweilig fremden Sprache vortragen. Das kollektive Stöhnen, das nach dieser Ankündigung erklang, unterstützte ich aus vollem Herzen.
Der schläfrige Gott, der für Lehrgangsteilnehmer zuständig war, hatte auch heute einen guten Tag. Ich würde mit Manuel die Rollenspielchen machen, während Sandro Andreas genießen durfte. Aber das schien meinen Freund nicht zu stören, im Gegenteil.
"Andreas ist heute echt nett", flüsterte er mir zu.
Na toll. Akuter Samenstau beseitigt, schon wurde mein Zimmergenosse nett. Über den Tag wuchs meine Wut auf Andreas, der sich ja eigentlich nichts zuschulden hatte kommen lassen. Außer, dass er mit mir Sex gehabt hatte, im gegenseitigen Einvernehmen. Sandro schien sich prächtig zu amüsieren. Obwohl Manuel und ich auch unseren Spaß hatten, wurde mein Zorn immer größer.
Dieser verdammte Kerl hatte mich gefickt und amüsierte sich jetzt mit Sandro, ohne mich eines Blickes zu würdigen. Was sonst normal war, verursachte in mir einen Schmerz, den ich nur auf meine dusselige Verliebtheit zurückführen konnte. Verdammte Scheiße. Ich musste dringend in Reparatur, zum Psychologen oder zum Fachmann für Entliebungen. Gab es so was?
Die abendliche Sondervorführung überstand ich irgendwie, trottete gleich nach Abschluss der Veranstaltung zu meinem Zimmer. Diesmal war es Andreas, der noch im Aufenthaltsraum blieb und sich prächtig unterhielt. Ich zog mich aus und legte mich auf mein Bett. Frust und Schmerz brannten in mir, ließen mich nicht zur Ruhe kommen. Daher war ich noch wach, als Andreas eine Stunde später ins Zimmer geschlichen kam. Ich hörte, wie es raschelte. Dann senkte sich das Bett neben mir.
"Will? Schläfst du schon?"
Ich tat etwas sehr kindliches: ich stellte mich schlafend. Nach einer Weile gab das Bett nach, Andreas bewegte sich, dann knarrten die Bettfedern auf seiner Seite. Ich starrte ins Dunkel, mein Herz raste.
"Will? Ich weiß, dass du nicht schläfst. Sag was."
Ich wollte alles, nur nicht das. Normalerweise plauderte ich für mein Leben gern, aber heute Nacht wäre ich in Tränen ausgebrochen. Also hielt ich meine Klappe und schwieg, bis ich in den frühen Morgenstunden wegdämmerte.
Diesmal war ich vor dem Wecker wach. Ich starrte an die Decke und überlegte. Nein, das war übertrieben. Meine Gedanken wälzten sich träge wie Sirup durch die Masse meiner Gefühle, die in diesem Teil meines Körpers echt nichts zu suchen hatten. Aber ich hatte nur wenige Stunden Schlaf bekommen, war nicht zurechnungsfähig. Mein Blick glitt zu Andreas, der noch selig schlief. Diese Kanalratte. Wie konnte er schlafen, wenn ich von Schmerzen zerfressen wurde?
Kaum Herr meiner Sinne schlüpfte ich aus dem Bett. Ein Schritt, und ich stand vor der Ursache allen Übels. Er sah so süß aus im Schlaf, schmatzte sogar leise. Alle Nervenverbindungen, die noch eben funktioniert hatten, gaben auf. Ich legte mich neben Andreas, kroch zu ihm unter die Decke und schmiegte mich an seinen Rücken. Nur ein bisschen Nähe, ein wenig der Illusion, dass wir mehr als ein sexuelles Erlebnis teilten.
"Lass das", murmelte Andreas.
Eisige Kälte kroch in mir hoch. Er rückte von mir ab, so weit es in dem schmalen Bett ging. Verdammt, war ich ihm so zuwider? Aber für Schwanzlutschen reichte es. Mein Gott, der Kerl war wirklich emotional total verkrüppelt. Resigniert stieg ich aus dem Bett und schloss mich im Bad ein. Nach einer kurzen Dusche und dem üblichen Ritual ging ich nackt zurück ins Zimmer und zog mich an. Mir war es egal, dass Andreas mir dabei zusah. Vielleicht war es sogar Absicht, dass ich ihm meinen nackten Arsch präsentierte.
"Will, lass uns reden."
Ich sah mich nicht um und packte meinen Koffer fertig. Es gab nichts zu sagen, seine Körpersprache war eindeutig gewesen.
"Will, sieh mich an."
Widerwillig drehte ich mich um und starrte in Andreas blaue Augen. Er saß nackt auf seinem Bett und wirkte unglücklich. Na schön, dann waren wir schon zwei. Ich wollte nicht reden, und auch Andreas schien es die Sprache verschlagen zu haben. Eine Weile hielten wir den Blickkontakt, dann senkten sich seine Lider.
"Es tut mir leid."
Toller Spruch. Zu gerne hätte ich gewusst, was ihm leid tat. Es gab ja mehrere
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