Gayles St.Georg
Sache ausgestanden ist?"
Ich musste gleichzeitig lachen und weinen, während ich mich an ihn kuschelte.
"Wann soll das sein? Mein Gott, ich glaube, ich liebe Florian schon seit langem. Deshalb hat es mit uns beiden wohl auch nicht geklappt."
"Kann sein", brummte mein Freund gutmütig, "dann bin ich wenigstens nicht mehr Schuld an deinem Kummer."
Am nächsten Tag verließ ich früh die Wohnung, um zur Arbeit zu gehen. Vorher verabschiedete ich mich von Georg, der heute endgültig in seine neue Bleibe zog. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass wir uns so friedlich voneinander trennen würden. Mit zweigespaltenen Gefühlen verbrachte ich den Tag, einerseits froh über die Freundschaft mit Georg, andererseits tief betrübt über den Verlust meines besten Freundes. Natürlich bestand kein Zweifel daran, dass ich Florian nicht wiedersehen wollte.
Gegen Mittag blinkte in meinem Email Account eine Nachricht von ihm auf. Ich öffnete sie und las: "Können wir uns heute Abend sehen? Möchte mit dir reden. F."
Reden? Wohl eher ficken. Ich sah unschlüssig auf meinen Monitor und tippte schließlich: "Nein, keine Zeit. Sorry. J."
Ja, das klang nett und unverbindlich. Trotzdem klopfte mein Herz schneller und tat weh. Ich verließ fluchtartig meinen Arbeitsplatz und rannte zu den Toiletten. Dort schloss ich mich ein und ließ meinen Tränen freien Lauf. Es dauerte lange, bis ich mich wieder aus der Kabine traute. Nachdem ich mir kaltes Wasser ins Gesicht gespritzt hatte ging ich einigermaßen gefasst zurück zu meinem Schreibtisch. Wie erwartet blinkte eine neue Nachricht auf meinem Bildschirm.
"Bitte, Jakob. Es geht mir so schlecht. F."
Na toll. Sollte ich jetzt Mitleid mit ihm haben? Mit einem traurigen Grinsen auf den Lippen schrieb ich zurück.
"Magen verdorben?"
Danach war Ruhe, aber das befriedigte mich nur bedingt. Mein Herz tat viel zu weh, um sich damit zufrieden zu geben, Florian meinerseits Schmerz zuzufügen. Konnte ich das überhaupt? Der coole Florian Reibholz war doch eine gefühlsbefreite Zone, wie ich nur zu gut wusste.
Meine Wohnung wirkte abends kalt und leer ohne Georg. Traurig machte ich mir ein Tiefkühlgericht warm, das ich lustlos auf dem Sofa vor dem Fernseher aufaß. Das Programm konnte mich nicht ablenken von dem Kummer, der mich innerlich auffraß. Ich starrte auf den Bildschirm, wo gerade ein smarter Blonder für einen Bauch-Weg-Gürtel warb, als es an meiner Tür läutete.
Ich erstarrte und machte die Glotze aus, überlegte, ob ich mich einfach tot stellen sollte. Schließlich wusste niemand, das ich hier war, oder? Ein erneutes Läuten zerrte an meinen Nerven. Vielleicht war es Georg, der etwas vergessen hatte. Ich trottete mit klopfendem Herzen zur Tür, die mir entgegenflog, kaum hatte ich sie einen Spalt breit geöffnet.
"Verdammt, Jakob", Florian stand schnaufend vor mir, seine Alkoholfahne schlug mir entgegen.
Aus blutunterlaufenen Augen starrte er mich an und drängte sich in den Flur. Sein Blick irrte umher, er ging an mir vorbei und sah in jedes Zimmer, bevor er sich mir zuwandte und die Arme vor der Brust verschränkte.
"Wo ist Georg?"
"Weiß nicht", murmelte ich mit einem Schulterzucken.
"Das sieht hier aber sehr leer aus für eine Zweierbeziehung."
"Wir - haben aufgeräumt", meinte ich lahm.
"Ach, und da habt ihr gleich ALLE seine Sachen entsorgt?" höhnte Florian.
Ich schob die Wohnungstür zu, damit wenigstens ein paar meiner Nachbarn von unserem Gespräch nichts mitbekamen. Mit wild schlagendem Herzen wandte ich mich Florian zu, der immer noch in abweisender Haltung im Flur stand.
"Okay, ich hab gelogen. Er ist ausgezogen", gab ich mit leiser Stimme zu.
"Ach. Du lügst mich an. Warum?"
Florian hob seine Augenbrauen und klopfte mit dem Fuß abwartend auf den Boden. Ich hasste es, wenn er sich so aufführte.
"Lass den Scheiß", sagte ich erschöpft und fuhr mir über die Stirn.
"Warum - lügst - du - mich - an?"
Florian hatte sich in Bewegung gesetzt und kam nun direkt auf mich zu. Ich wich zurück, bis ich die Wand hinter mir spürte. Nur wenige Zentimeter von mir entfernt blieb er stehen, und sah mich mit einem verletzten und zugleich traurigen Ausdruck an. Mein Gott, Florian zeigte Gefühle. Ich musste schlucken.
"Es - ist nicht wichtig", flüsterte ich heiser.
Die Nähe zu Florians Körper wirkte schon wieder. Ich konnte mich kaum davon abhalten die Hand auszustrecken, und ihn zu berühren. Mein Blick lag auf seinem Hals, wo sein schneller Puls deutlich zu sehen war.
"Wichtig",
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