GB84: Roman (German Edition)
ab.
Klick-klick
. »Geschäftsführung am Apparat.«
»Terry? Ich bin’s, Joan. Kannst du raufkommen?«
»Jetzt? Sofort?«
»Ist das ein Problem?« fragte sie. »Schlechter Zeitpunkt?«
Terry schüttelte den Kopf und sagte: »Nein, nein. Stimmt was nicht?«
»Wie kommst du nur immer darauf?« erwiderte Joan lachend.
Terry legte auf. Er ging ans Fenster und knabberte am Daumennagel, bis es blutete. Er wickelte ein Taschentuch darum und drückte es fest –
Terry zog das Jackett an, verschloss die Bürotür und ging den Flur entlang. Er stieg die Treppe hinauf und klopfte ans Büro des Präsidenten –
Er wartete.
Len Glover öffnete und nickte.
Terry ging hinein.
Der Präsident stand mit dem Rücken zum Raum und telefonierte –
Joan wies auf den Platz neben Paul. Paul wendete den Blick ab. Terry setzte sich.
»… wissen, wo sie stehen. Und die wissen, wo wir stehen«, sagte der Präsident. »Unsere Position hat sich nicht geändert. Falls das bei denen so sein sollte, in Ordnung. Dann treffen wir uns. Wir werden uns anhören, was sie zu sagen haben. Allerdings wissen die ganz genau, was wir zu sagen haben, was wir wollen, was unsere Mitglieder wollen …«
Das andere Telefon klingelte. Joan hob ab und reichte es Paul.
Terry nahm die rechte Hand aus der Jacketttasche. Er wickelte das Taschentuch ab und besah sich den blutigen Daumen. Er steckte ihn in den Mund und lutschte daran. Dann blickte er auf.
Der Präsident und Paul hatten ihre Telefonate beendet –
Alle starrten Terry an.
»An Papier geschnitten, Genosse?« fragte Paul.
Terry nahm den Daumen aus dem Mund und steckte die Hand wieder in die Tasche.
Paul seufzte. Er hielt ihm vier Akten hin. »Die wirst du brauchen.«
Terry nahm die Akten mit der linken Hand. »Wozu? Was …«, stotterte er.
»Genosse«, unterbrach ihn der Präsident. »Ich brauche dich nächste Woche in Paris.«
Terry starrte ihn und das Porträt hinter ihm an und nickte dann.
»Das ist ein wenig kurzfristig«, entschuldigte sich Joan. »Gibt das ein Problem mit deiner Familie?«
Terry schüttelte den Kopf. »Meine Familie ist kein Problem«, sagte er.
MARTIN
Tag 70 .
Steckt uns in den Boden
– Ich wache auf. Liege da – lächle. Es fühlt sich an wie ein Traum. Zur Abwechslung mal ein guter – Was für ein Tag. Cath öffnet die Schlafzimmertür. Komm runter, sagt sie. Schnell, Schatz. Ich setze mich auf, greife nach meinen Zigaretten. Schnell, sagt sie. Es kommt im Fernsehen. Ich folge ihr die Treppe hinunter, setze mich neben sie aufs Sofa, stecke mir eine Zigarette in den Mund. Im Fernsehen zeigen sie Bilder aus Mansfield. Bilder von König Arthur, der aussieht wie der verdammte Adolf Hitler. Die rechte Hand zum Hitlergruß erhoben. Bilder von kaputten Scheiben. Zerschlagenen Autos. Kumpeln, die mit Steinen und Flaschen werfen. Kumpeln, die mit Polizisten kämpfen. Polizisten auf Tragen – Ich werfe die Zigarette auf den Teppich und stehe auf. Mache die Glotze aus. Lügner. Cath weint. Verdammte Lügner. Tag 75 . Heute Nacht hat Cath Albträume –
Um zu ertrinken, zu ersticken
– Sie halten uns beide wach. Die Albträume und der Regen. Tag 78 . Orgreave – Erster Tag. Von Beginn an schlimm. Jede Menge Prügel von beiden Seiten. Dreißig von uns sind aus Thurcroft. Um die sechzig aus Maltby und Silverwood. Zur Abwechslung sind wir mal mehr als die Schweine – Die kommen mit einer ganzen Lasterkolonne. Motorräder vorneweg. Range Rovers. Mit hundertzehn Sachen. Keine Chance, sie zu stoppen – Jemand nimmt einen Stein und wirft ihn durch eine Windschutzscheibe – Und das war’s. Es geht los. Tag 80 . Orgreave. Eine zweite Kolonne zusätzlich. Jack und Sammy kommen vorbei. Die Fahrer lassen nicht mit sich reden. Gewerkschaftslose, wie üblich. Hundertzehn Sachen. Motorräder vorneweg. Range Rovers. Die halbe Polizeitruppe von South Yorkshire mischt mit. Kommandoposten. Kameras auf den Dächern.
Lächeln
. Die ganze Nummer. Prügeln genauso schlimm wie die Londoner Metropolitan Police. Schlimmer sogar, die sind ja auch noch von hier. Die kennen dich. Kommst du denen zu nahe, gibt’s Dresche – Blaue Augen. Sterne. Nasenbrüche. Rippen. Blut aus den Ohren. Zähne – Großes Gedränge. Ich geh nach vorn. Füße vom Boden. Nach vorn. Laufe in eine Faust. Krieg einen Schlag ab – Jetzt geht’s los, jetzt geht’s los, jetzt geht’s los – ich stürze zu Boden. Schwer. Jemand hebt mich auf. Ich gehe nach hinten. Stürze rücklings. Kumpel rings um mich.
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