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GB84: Roman (German Edition)

GB84: Roman (German Edition)

Titel: GB84: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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Ich krieche davon – Blaue Augen. Sterne. Nasenbrüche. Rippen. Blut aus den Ohren. Zähne – Scheiße. Die haben uns wieder auf ein Feld getrieben – Eingepfercht. Wie verdammtes Vieh – Laster kommen die Straße entlang. Fahren zur Zeche. Mit hundertzehn Sachen – keine Chance, sie aufzuhalten. Cowboys. Lassen nicht mit sich reden. Die Laster fahren wieder davon – Beladen. Heute waren in Anchor tausend Streikende. Tausend Kumpel am falschen Ort. Die Schweine haben uns reingelegt. Die Laster sind durch das Tor in der Dawes Lane reingefahren. Hundert Kumpel von denen hier, dann hätten wir sie heute drangekriegt, sagt Keith. Ich erwidere nichts darauf. Er träumt. Ich schaue den Hügel hinunter. Furchtbar – Schlote und Gasometer. Schwarz und hässlich. Weißer Qualm und der Motorway – der reinste Albtraum. Ich hasse es. Hasse es. Tag 84 . Pete öffnet den Umschlag. Er schaut auf und nickt – Orgreave. Wir gehen zu den Autos und steigen ein. Das ist so nah, wir könnten auch gleich laufen, verdammt. Ich bin mit Keith und Tom zusammen. Es ist noch Platz für einen. Pete meint, wir sollen auf Nachzügler warten. Wir schauen zu, wie die anderen losfahren. Zwanzig Minuten später kommt ein Kumpel auf den Parkplatz. Er steigt ein, wir fahren los. Um acht kommen wir dort an. Die Gewerkschaft hat Kumpel mit Karten und Megafonen bereitgestellt. Die geben uns Anweisungen. Sagen uns, wo wir gebraucht werden. Die meisten aus Thurcroft sind auf der Catcliffe-Seite. Uns schicken sie in Richtung Handsworth. Die Polizei ist auch hilfsbereit – Parkt hier. Parkt dort – Wir nehmen eine Seitenstraße. Steigen aus. Gehen das oberste Feld entlang. Zum Ende der High Field Lane. Bis nach vorn. Müssen wohl fünftausend Mann sein. Locker. Arthur ist auch wieder dabei. Mann gegen Mann, für jeden Bullen ein Kumpel. Sturmtruppen, fünf Mann breit. Zehn Mann. Fünfzig Mann – Fünf tief. Zehn tief. Zwanzig tief. Das Land ist schwarz von ihnen. Sie marschieren auf und ab. Auf und ab. Zackig. Gedrillt – wie beschissene Soldaten, nicht wie Polizisten – Ihre Bosse bellen Befehle. Sie versuchen, alle zusammenzutreiben. Uns herumzuschubsen. Jetzt sind sie nicht mehr hilfsbereit – Geht hierhin. Geht dorthin. Schnauze, Dreckskerle. Steht hier. Steht dort. Haben alles abgeriegelt. Das übliche Spielchen. Die Hälfte auf der einen Straßenseite. Die andere auf der anderen. Halten uns vor dem Rotherwood fest. Gerüchte, dass sie auf der Catcliffe-Seite die Hunde losgelassen haben. Vielleicht haben wir ja zur Abwechslung mal Glück. Megafone krächzen. Geschrei. Ich schaue auf die Uhr – neun. Zwei Meilen weiter tauchen zwanzig Laster auf. Ich kann sie sehen – Laster und Polizeieskorte. Jede Menge Geschubse und Gedränge. Schieben.

ELFTE WOCHE
    Montag, 14. Mai – Sonntag, 20. Mai 1984
    Die Falle. Die Folgen. Die Räder, die sich in Bewegung setzen. Die Kettenreaktion. Die Lösung –
    Neil Fontaine stellt die Falle –
    Die Endlösung
.
    Kellner schieben die Servierwagen hinein, bringen die Speisen. Sie servieren Alkoholika. Die Polen sind hungrig, bedienen sich von den Silbertellern und trinken –
    Die Polen sind gekommen, um ihre Kohle anzubieten.
    Sie schauen zu, wie Neil Landkarten an die Wandtafel pinnt. Sie schauen zu, wie er mit roten Nadelköpfen die einzelnen Orte markiert. Sie schauen zu, wie Neil ihnen den Juden vorstellt –
    Der Jude ist hier, um ihr Angebot anzunehmen und den Blankoscheck der Eisernen Lady zu unterzeichnen.
    »Meine Herren«, sagt er. »Ich bin gekommen, um Ihnen mitzuteilen, dass alles unter Kontrolle ist.«
    Doch die Polen machen sich Sorgen wegen der Streikposten und Hafenarbeiter.
    »Meine Herren, keine Sorge«, beschwichtigt sie der Jude. »Unsere Absicht ist es, den Feinden aus dem Weg zu gehen.«
    Neil deutet auf eine rote Nadel auf der Karte. Sie steckt in Gunness.
    »Danke, Neil«, sagt der Jude. »Das wird unser heimlicher kleiner Zufluchtsort sein.«
    Aber die Polen fragen nach den Arbeitsschutzrechten, nach dem Gesetz –
    »Unsere Freunde in Sheffield brauchen etwas zur Ablenkung«, meint der Jude.
    Aber die Polen machen sich noch immer Sorgen um die Streikposten und Hafenarbeiter.
    »Keine Sorge«, wiederholt der Jude. »Wir haben unser Ablenkungsmanöver längst geplant.«
    Neil Fontaine deutet auf eine andere rote Nadel. Sie steckt in –
    »Danke, Neil«, sagt der Jude.
    Die Polen bieten ihre Kohle an –
    Der Jude akzeptiert das Angebot und schreibt den Scheck aus.
    Die Polen

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