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GB84: Roman (German Edition)

GB84: Roman (German Edition)

Titel: GB84: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Peace
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begraben. Terry hatte seinen besten schwarzen Anzug angezogen und Theresa gesagt, er würde nach Pontefract fahren. Dem Präsidenten und den Tweedjacketts hatte er erklärt, er müsste an den möglichen Auswirkungen des Rechtsstreits gegen South Wales arbeiten. Dann war er zum Hallam Towers gefahren, hatte seinen besten schwarzen Anzug ausgezogen und in der Honeymoon-Suite Diane gevögelt –
    »Sie haben mir keine Wahl gelassen«, hatte er ihr gebeichtet. »Absolut keine.«
    Sie hatten ihn kaltgestellt –
    »Weil ich nie in einer Zeche gearbeitet habe. Weil mein Vater kein verfluchter Bergmann war. Weil ich nie Kommunist gewesen bin und mein Vater auch nicht. Weil ich nicht aus der Arbeiterklasse stamme und weil ich aus dem Süden bin, verflucht. Das ist doch ein Witz, wirklich. Die schwafeln was von Gleichheit, Brüderlichkeit, Sozialismus. Aber in dem Laden kriegst du kaum Luft. So schnöselig ist es da, so egoistisch und einsam …«
    Diane hatte sein linkes Ohr geküsst und daran geleckt. Sie hatte daran geknabbert und es in den Mund genommen. Dann war sie über seine Wange zu seinem Mund vorgedrungen. Sie hatte die Unterlippe geküsst, geleckt, daran gesaugt, geknabbert. Sie hatte sie in den Mund genommen. Dann war sie von seinem Hals zu seiner Brust vorgedrungen und hatte die linke Brustwarze geküsst. Sie hatte sie geleckt, daran gesaugt, geknabbert, hatte sie in den Mund genommen. Dann war sie von seinem Bauch zu seinem Schwanz vorgedrungen –
    »Suchst du da unten was, Genosse?«
    Terry schlug die Augen auf und drehte sich vom Fenster zur Tür um –
    Paul Hargreaves hielt ihm einen Umschlag hin. »Viel Spaß beim Lesen, Genosse«, sagte er.
    Terry nahm den Umschlag, öffnete ihn und las den Brief.
    DEINE ZUKUNFT IST IN GEFAHR

    Terry schaute auf, doch Paul war verschwunden. Er hatte die Tür offen gelassen –
    Jeansträger im Flur, Arme verschränkt, an die Wand gelehnt –
    Schostakowitsch ließ die Wände beben.
    Terry legte wieder den Kopf ans Glas und schloss die Augen –
    »Sie haben mir keine Wahl gelassen«, hatte er zu Diane gesagt. »Absolut keine.«

PETER
    er von ihnen hielt – Er würde im Rotherham Hospital liegen. Jack Taylor hatten sie angeblich auf der Catcliffe-Seite verdroschen – Wenigstens hatten die Jungs den Fernsehfritzen eine verpasst. Aber die würden um 17.45 Uhr Rache nehmen – Ich wusste, dass Mary und Jackie sich die Nachrichten anschauen würden. Und ich wusste, es war noch nicht vorüber – Ein paar von den Jungen wollten weitermachen. Quatschten was von Molotowcocktails. Die Polizei habe Waffen, sagten sie. Hinten in den Lieferwagen. Als Nächstes komme Tränengas, sagten sie. Gummigeschosse. Hilfstruppen –
Bloody Monday
, das sei es doch. Der blutige Montag – Keine Ahnung, warum ich da stehen blieb. Ich war nur von der ganzen Rennerei völlig erledigt. Es war so verdammt heiß – ich hätte weitergehen müssen. Denn dann fing alles wieder von vorn an. Zum letzten Mal – Ein paar warfen Steine auf die Polizeikette. Die Kette öffnete sich wieder. Pferde. Kurzschilde dahinter. Hunderte – Die blieben nicht stehen. Diesmal nicht – Sie waren hier, um das Feld zu räumen, die Brücke und die Straße einzunehmen und zu halten – Schläge und Tritte für jeden, der sich ihnen in den Weg stellte. Die Stöcke gezückt – Barrikadenbau. Von einem Schrottplatz wurden Fahrzeuge herangeschafft und in Brand gesteckt. Dicker Qualm. Brennende Autos. Reifen. Der Qualm legte sich über alles. Die Barrikaden sahen aus wie Igel, so viele Spitzen ragten heraus. Kampf Mann gegen Mann. Die Bullen hatten die Brücke eingenommen, versuchten sie zu halten, konnten es nicht. Geschosse flogen vom Schrottplatz aus auf sie zu. Hinter ihren Schilden zogen sie sich auf die Straße zurück – Die Kumpel jubelten. Aber nicht lange – Die Polizisten ordneten sich wieder. Neuer massiver Angriff – Pferde. Männer – Der verdammte weiße Gaul wollte noch mehr. Mistkerle – Die Highfield Lane entlang. Sie drängten uns über die Brücke bis zur Orgreave Lane zurück – Aber dann sah ich diesen jungen Burschen. Er war zurückgelassen worden. Blut am Kopf. Weiß vor Schock – Schnappt sie euch, rief er. Prügelt sie windelweich – Er war allein auf dem Feld. Gott war taub und ganz woanders – Die Pferde griffen weiter an. Die Stöcke gezückt – Ich lief zu ihm zurück, schnappte ihn mir. Schleppte ihn über die Brücke. Rannte mit ihm ins Dorf. Setzte ihn hinter eine Gartenhecke;

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