Gears of War - Aspho Fields
waren eine lästige Unterbrechung einer schreiend leisen Stimme in seinem Kopf, die ihm sagte: Hau verdammt noch mal ab, du bist getroffen, dir geht’s gar nicht gut, du musst schnell etwas unternehmen, du Narr …
Der Asp wurde langsamer und hielt an. Verdammt, wurde das kalt hier draußen.
Carlos legte seine Arme verschränkt auf die Brücke, um sich abzustützen. Von der Hüfte bis zum Knie konnte er einen beißenden, seltsam fernen Schmerz spüren. Das war gut, oder? Wenn er wach war und Schmerzen hatte, war es nicht so schlimm. Er blickte hinunter, um zu sehen, wo es ihn erwischt hatte.
Erst jetzt bemerkte er, dass er Dinge sah, die er nicht erkannte. In dem grünen Nachtsichtbild sah seine Hose aus, als ob sie nass wäre, aber er wusste, wie Gedärme aussehen. Und jetzt konnte er seine eigenen sehen. Für einen Augenblick erschien es unwirklich und er dachte, es würde irgendein Fehler vorliegen, aber dann wurde ihm klar, dass es nicht so war.
Scheiße, Scheiße, Scheiße … Ich bekomm das hin. Werden doch andauernd Jungs so angeschossen. Cool bleiben. Einfach Verband draufpacken.
Irgendwie passierte es gar nicht ihm. Er beobachtete nur. Aber er musste sich bewegen. Er wollte sich gerade aus dem Kanal ziehen, als die Explosionen losgingen. Als er sich schließlich auf festen Boden gezogen hatte und feststellte, dass er seine Beine nicht bewegen konnte, befanden sich die Aspho Fields im Chaos, während ein Ostri-Asp seine panzerbrechenden Geschosse auf Panzerfahrzeuge und eigene Truppen abschoss. Marcus stach tief in die feindlichen Linien hinein – mit einem angeschossenen Kampffahrzeug und wahrscheinlich ohne Rückzugsmöglichkeit.
Du hast es versprochen. Du hast versprochen, es vernünftig anzugehen, Marcus.
Carlos lag jetzt keuchend auf der Brücke, unfähig, sich zu bewegen. Er kam nicht einmal an seine Gürteltasche, um Verbände herauszuziehen. Sein einziger Gedanke in diesem Moment war das Bild eines zehnjährigen Marcus, der ausholte und einem Schulhofschläger einen Hieb verpasste, den niemand erwartete.
»Sarge.« Carlos schaffte es, den Knopf seines Funkgerätes zu drücken. »Sarge, ich werde hier noch eine Weile in Stellung liegen und auf Marcus aufpassen …«
VOR DER KÜSTE, WENIGER ALS EINEN KILOMETER VON ASPHO POINT ENTFERNT
Der Khimera war scheißegal. War er wirklich.
Dom strampelte im Meer und versuchte, seinen Kopf über Wasser zu halten. Er wäre längst ertrunken, bevor der Bordschütze ihn erwischte. Aber alles, worauf er sich konzentrieren konnte, war der Marlin, der immer mehr Wasser aufnahm, Morgan, der mit dem Gesicht nach unten im Wasser trieb, Young, der schlaff über die Reling hing, Cho, der verzweifelt versuchte, Wasser auszuschöpfen. Zwei der Wissenschaftler wanden sich und schrien. Sie würden nicht schwimmen können, wenn der Marlin unterging, und das würde er mit Sicherheit tun. Sie waren immer noch gefesselt.
Eine der sechs Zivilisten, die sie im letzten Moment noch mit an Bord genommen hatten, versuchte ihre Kollegen zu befreien. Sie hatte ihnen das Klebeband vom Mund gerissen, aber die Kabelbinder um die Handgelenke waren unmöglich abzukriegen. Sie hatte kein Messer.
Ich hob eins. Ich habe ein Messer.
Dom bekam einen der Schalensitze zu fassen und zog sich in den Marlin. Er kam überhaupt nicht auf den Gedanken, etwas anderes zu tun als das, was er jetzt vorhatte – sein Kampfmesser ziehen und die Plastikfesseln durchschneiden. In der Dunkelheit hatten die Gefangenen keine Chance, zu sehen, was zur Hölle los war, aber Dom konnte es, trotz des Wassers, das hinter seine Nachtsichtlinsen sickerte. Manche der Zivilisten und Pesangas waren bereits tot, durchlöchert von Kugeln, die den Rumpf des Merlins durchschlagen hatten, und auf dem Boden, am tiefsten Punkt des Rumpfes, lag Bettrys mit dem Gesicht nach unten im Wasser, das immer weiter einströmte. Meurigs Tochter – Scheiße, er kannte nicht einmal ihren Vornamen – strampelte sich ab, um den Kopf über Wasser halten zu können. Er zerrte beide hoch in Sitzhaltung, aber für Bettrys schien es zu spät zu sein.
Man weiß es nie genau, nicht beim Ertrinken.
Aber wie zur Hölle sollte man hier jemanden wiederbeleben?
»Dom, schau!« Bai Tak hing im Wasser und gestikulierte wie wild, während er sich an das Boot klammerte. »Bring sie rüber!«
Dom sah sich um, gerade als Benjafield den anderen Martin längsseits brachte. Der Khimera musste auch irgendwo sein – er konnte ihn hören –, aber
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