Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Gears of War - Aspho Fields

Titel: Gears of War - Aspho Fields Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karen Traviss
Vom Netzwerk:
im Augenblick ließ er sie in Ruhe und das war alles, worauf es ankam. Hoffman beugte sich über die Reling und versuchte, eine Leine um Morgan zu bekommen, während Dom Young hochhob und ihn zum anderen Boot hinüberschob, damit Timiou ihn hineinziehen konnte. Aber ein Martin konnte nun mal nur eine begrenzte Zahl zusätzlicher Personen aufnehmen, bevor er zu tief im Wasser lag und instabil wurde. Dom stand jetzt vor der schrecklichen Entscheidung, wen er retten sollte und wen nicht.
    Es gab keinen Raven, der sie an seiner Winde in Sicherheit ziehen würde. Sie waren auf sich allein gestellt.
    »Fünf«, brüllte Hoffman. »Fünf an Bord. Der Rest muss sich an der Außenseite festhalten und auf das Beste hoffen. Pesangas zuerst. Meine Männer zuerst.«
    Dom hatte keine Ahnung, was die nächsten fünf Minuten mit sich bringen würden. Er wusste nur, dass er in Bewegung bleiben musste, dass er jede Chance ergreifen musste, um die Leute vor dem Ertrinken zu bewahren, bevor der Khimera zurückkehrte und sie alle mit seinen Maschinengewehren niedermähte. »Wir okay«, rief Bai Tak. »Nehmt die Zivilisten.« Von denen gab es fünf. Irgendetwas in Dom arbeitete und traf ohne Diskussion und bewusste Überlegung Entscheidungen. Bettrys – zu spät. Er hatte keinen Zeit, um nach einem schwachen Puls zu fühlen, oder für Herzmassage oder irgendeinen anderen Scheiß. Meurig – lebte, konnte aber warten. Er riss das Klebeband ab und zerschnitt die Fesseln. Cho, Shim und En-Lau waren verwundet – nicht schwer, aber sie hatten Vorrang. Er hielt das Tau des anderen Marlins fest, während Hoffman und Timiou die Leute herüberzogen. Sie waren gefährlich nahe daran, selbst zu kentern. »Bai Tak, komm schon«, brüllte Hoffman. »Du nimmst andere. Dieses Ding sinkt schnell.« Zwei Minuten im Wasser, vielleicht fünf, bevor bei diesem Wetter Unterkühlung einsetzt.
    Dom konnte niemanden zurücklassen. Ihm wurde klar, dass er verrückt sein musste und dass jeder halbwegs vernünftige Mensch die Chance genutzt hätte, den anderen Martin so schnell wie möglich wegzubekommen, aber Benjafield und Hoffman mussten genauso verrückt sein, denn auch sie versuchten weiter, Leute zu retten.
    Der Martin lief jetzt so schnell voll Wasser, dass Dom nur noch an eines denken konnte: Er musste dafür sorgen, dass alle bei dem anderen Boot blieben. Während der Martin unter ihm versank und er sich mit Tretbewegungen über Wasser halten musste, zerrte er jeden, der noch an der Oberfläche trieb, zum anderen Boot und legte ihre Hände an den Rumpf. »Halt dich einfach fest«, rief er dabei. »Festhalten!« Er konnte jetzt kaum noch etwas sehen. Wassertropfen perlten über die Innenseite seines Nachtsichtgeräts, sodass er es sich auf die Stirn schieben musste. Hoffman streckte seinen Arm aus und packte ihn am Kragen.
    »Genug, Santiago. Jetzt rein mit dir.«
    Dom war sich nicht einmal sicher, wie viele Leute er eigentlich hätte rausfischen sollen. Er wusste, dass er ein paar verloren hatte, und das nahm ihn ziemlich mit. Er hatte nicht das Gefühl, den UIR-Wissenschaftlern auch nur einen Furz zu schulden, aber er stellte sich für einen Moment vor, wie es wäre, hilflos in der kalten Schwärze der See zu versinken, und der Gedanke erdrückte ihn.
    »Ich kann nicht«, sagte er. Und er konnte Hoffmans ausgestreckten Arm wirklich nicht greifen, er hatte einfach nicht mehr die Kraft dazu. Er war noch nie ein besonders guter Schwimmer gewesen und jetzt begann er sich zu fragen, was zum Teufel er überhaupt im Wasser machte. »Ich bin okay, ich mach einfach toter Mann …«
    »Du gehst rein«, sagte Bai Tak. Der Sergeant dümpelte neben ihm im Wasser. Er gab Dom einen Stoß. »Rein mit deine Hintern, Dom. Du hast Babys, um die du kümmern musst.«
    Dom fiel mit dem Kopf voraus in den Marlin. Als er sich, die Hände taub vor Kälte, aufrappelte, erhob sich der Khimera aus seinem Schwebflug dicht über der Oberfläche und schwenkte herum. Er musste die Besatzung des anderen Helikopters inzwischen gerettet haben, aber vielleicht hatte er sie auch einfach aufgegeben.
    Jedenfalls kam er jetzt wieder auf sie zu. Dom hob einen Lancer vom Boden auf. Es war das Dümmste und Verzweifeltste, was er an diesem Tag, der nur noch aus dummer Verzweiflung zu bestehen schien, unternahm, aber er wartete, bis der Khimera in Schussweite kam. Dieser behielt seine Höhe bei. Er würde nicht das Schicksal seines Kameraden teilen. Und dann eröffnete er das Feuer.
    Malcolm

Weitere Kostenlose Bücher