Gebannt: Band 3 (German Edition)
heran zerrte. Die Art und Weise, wie Phoenix mit ihm umging, war … seltsam – mit einer Art Verachtung, als würde es ihm gefallen, ihn zu vernichten.
» Das sind drei unserer Stärksten. Bist du sicher, dass du sie willst?«, fragte Olivier.
» Absolut«, sagte Phoenix mit einem Knurren.
Warum vernichtet er die Grausamsten von ihnen? Erforderte dies das Opfer?
Das glaubte ich nicht. Je mehr ich darüber nachdachte, desto mehr glaubte ich eigentlich, dass Phoenix jede Gelegenheit nutzte, einen Verbannten zu töten. Er brauchte sie, aber er verachtete sie auch. Selbst jetzt.
Heißt das, dass es immer noch Hoffnung gibt?
Er schleifte den Verbannten au f mich zu, zwang ihn in die Knie.
» Schick ihn zurück und wir f ihn ins Wasser, bevor er verschwindet.«
Ich nahm meinen Dolch in die Hand und fragte mich, weshalb es mir nicht eingefallen war, ihn zu benutzen, als ich mit Phoenix gekämpft hatte. Ich hatte es nicht einmal in Erwägung gezogen.
» Ich kann ihn nicht einfach umbringen!«, flehte ich.
Doch Phoenix schubste den Verbannten einfach näher zu mir und kam ebenfalls nach. Dann sprach er leise, damit ihn die Übrigen im Boot nicht hören konnten.
» Er bringt nur Frauen um. Keine davon älter als zwanzig. Er vergewaltigt sie, bis kein Leben mehr in ihnen ist, und dann verbrennt er ihre Körper, röstet sich sein Abendessen über den Flammen.«
Phoenix hielt meinen Blick und stellte damit sicher, dass ich begriff, dass er die Wahrheit sagte.
Als ich dem Verbannten meinen Dolch ins Herz stieß, fühlte ich mich nicht so schlecht, wie ich erwartet hatte. Eigentlich fühlte ich mich beinahe dazu verpflichtet. Ich zog den Dolch wieder heraus und war f den Verbannten wie befohlen ins Wasser, ich wollte Stephs Leben nicht wegen meines Zögerns aufs Spiel setzen.
Was immer in den Schatten gelauert hatte – es machte einen Satz, wickelte sich um den Verbannten herum wie etwas seidiges Böses und zog seinen Fang in die Tiefe, bevor es vollkommen verschwand. Ohne ein weiteres Wort ließ Phoenix den Motor an und brachte uns in einer geraden Linie zur zweiten Opferstelle. Ich sah wieder au f die Karte. Wir fuhren zu den Punkten des äußeren Dreiecks.
Drei von der Hand der obersten Herrschaft
Ziel des zweiten Verbannten waren Kinder. Er nahm sie ihren Eltern weg, forderte Lösegeld und gab sie anschließend wieder zurück. In Einzelteilen.
Ich tötete ihn schnell.
Der dritte war Phoenix’ Blick nach der Schlimmste. Er erzählte mir nicht, was er getan hatte, er schien nur zu bedauern, dass ich diejenige war, die ihn zurückschickte. Das reichte mir.
Jedes Mal, wenn wir anhielten, verdunkelte sich das Wasser um uns herum, bis ich den sterbenden Verbannten über Bord war f und sich etwas Unheilvolles in der Tiefe rührte und das Opfer verschlang.
Ich hatte kaum ein schlechtes Gewissen, weil ich diese Monster zurückgeschickt hatte. Kein Schicksal wäre für sie zu grausam. Aber trotzdem. Jedes Mal, wenn ich mit meinem Dolch zustieß, hasste ich Phoenix dafür, dass er mich dazu brachte, dass er meine Hand dazu zwang, ihnen ein Ende zu bereiten, und ihren Tod dazu benutzte, etwas noch viel Schlimmeres zu entfesseln.
Als der letzte Verbannte verschlungen worden war und Oliviers Boot au f das Ufer zusteuerte, drehte ich mich zu Phoenix um und schlug ihm mit dem Heft meines Dolches ins Gesicht. Er taumelte rückwärts. Ich hatte nicht damit gerechnet, ihn zu verletzen, jedenfalls nicht au f diese Art. Ich hatte ihn geschlagen, damit er verstand.
» Du wirst es niemals sein. Du wirst mich niemals brechen!«
Er richtete sich wieder auf. » Oh, glaub mir, Violet, das weiß ich.« Er schüttelte den Kop f und meinte damit eher sich selbst als mich. » Ich spüre dich … Die ganze Zeit, selbst wenn du gar nicht in der Nähe bist. Ich weiß, wo deine Gefühle herkommen und wer die Macht hat, dich zu brechen. Ich weiß, das werde nicht ich sein. Aber danke, dass du mich daran erinnert hast.« Er wischte sich einen Tropfen Blut von der Lippe.
» Ich erinnere dich gern noch mal, wenn du das möchtest«, sagte ich und fragte mich, ob es das wohl wäre, ob das der Moment wäre, in dem er seine Einstellung ändern würde. Ich hatte getan, worum er mich gebeten hatte, ich hatte die Opfer dargebracht. Mein Nutzen für ihn schwand rasch.
» Du könntest es versuchen.«
Ich tra f eine schnelle Entscheidung – ich würde keine andere Gelegenheit mehr bekommen. Wenn ich ihn jetzt aufhalten konnte, hätten sie immer
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