Gebannt: Band 3 (German Edition)
das die meisten Mädchen umgehauen hätte.
» Freunde sein ist in Ordnung, Vi.« Er stützte seine Hand gegen den Türrahmen und sein Lächeln wurde breiter. » Vorerst.«
Entweder er hatte viel Übung darin, andere Typen sauer zu machen, oder er hatte eine wirklich gute Intuition, denn er war blitzschnell draußen.
Großer Gott.
Spence brach das unangenehme Schweigen. » Los, komm, Zo. Wir setzen dich im Hotel ab, dort kannst du dann später noch wegen Music Man schmollen. Ich kann nicht glauben, dass die Akademie für deine Unterkunft bezahlt!« Er zog sie vom Sofa.
» Na, das wirst du, wenn ich dir die schmutzigen Geschichten erzähle, die wir über Mr Carven kennen. Und außerdem«, sagte sie, während sie mir einen säuerlichen Blick zuwarf, » bin ich mir ziemlich sicher, dass ich den Music Man zuerst gesehen habe.«
Ich hatte ganz vergessen, dass Zoe vor ein paar Monaten Jase angegraben hatte. Ich war f ihr einen besorgten Blick zu, aber ihre Verärgerung verwandelte sich in ein freundliches Lächeln.
» Schon in Ordnung.«
Ich stieß einen erleichterten Seufzer aus – ich konnte es im Moment nicht mit noch jemandem aufnehmen. Ich ergrif f die Gelegenheit, ebenfalls den Abflug zu machen. » Ich komme mit euch mit«, sagte ich und schnappte mir meine Tasche.
Ich stand mitten au f dem Gehweg, ohne mich zu bewegen. Wegzukommen war schön und gut gewesen, aber sobald ich mich verabschiedet und Spence und Zoe in ein Taxi verfrachtet hatte, wurde mir klar, dass ich keine Ahnung hatte, wohin ich gehen sollte. Ich konnte Dad noch nicht gegenübertreten, ich wusste, er würde endlos viele Fragen stellen, die ich beantworten müsste. Erst mal musste ich einen klaren Kop f bekommen.
Ich spürte seine Anwesenheit, als Lincoln sich näherte. Ich ging schneller , doch er war innerhalb von Sekunden neben mir. Er zog seinen Mantel aus und wickelte ihn um mich.
» Komm«, sagte er. » Ich schlafe au f dem Sofa.«
Ich ließ zu, dass er mich den ganzen Weg bis zu seiner Wohnung führte, und wir verfielen in ein angenehmes Schweigen, das irgendwie mehr sagte als alles, was wir wagen würden, laut auszusprechen.
» Ich lasse dir ein Bad ein«, war alles, was er sagte, als wir dort ankamen.
Ich blieb in der Wanne so lange es ging, bevor mich meine hungrige Seele wieder zu ihm hinauszerrte.
Während Lincoln kurz unter der Dusche verschwand, nahm ich meinen Pinsel und zog das Tuch von einem Abschnitt der Wand. Ich hatte in letzter Zeit nicht viel über das Wandgemälde nachgedacht und ich war noch immer nicht bereit, die ganze Sache anzugehen, aber jetzt fühlte ich mich inspiriert und skizzierte au f einer Seite etwas, was sich richtig anfühlte – eine einzige Lilie mit einem langen Stiel.
Lincoln kochte Abendessen. Pasta. Ich bat ihn darum, extra viel Basilikum zu verwenden, was ihn aus irgendwelchen Gründen zum Lächeln brachte, und ich sog jede Nuance des Aromas ein, während es kochte.
Mmmm … Zuhause.
Wir aßen schweigend, bis ich Kaffee machte. Ich tat Zucker in Lincolns Kaffee. Ich wusste, er würde sagen, dass er einen Löffel Zucker will, wenn ich ihn fragte. Deshalb fragte ich nicht und tat einfach die zwei Löffel hinein, die er, wie ich wusste, eigentlich wollte. Er lächelte, während er zusah.
» Er mag dich«, sagte er schließlich. Ich wusste, er meinte Jase. Als ich nicht reagierte, fügte er hinzu: » Am liebsten wäre ich ihm an die Kehle gesprungen.«
Ich konnte ein Lächeln nicht zurückhalten. » Da bin ich aber froh«, sagte ich, obwohl ich genau wusste, dass ich das nicht hätte sagen sollen.
Er fing an zu lachen, kaschierte es aber schnell durch ein Husten. » Du solltest schlafen gehen«, sagte er beim Abräumen.
Ich wollte nicht schlafen. Ich wollte ihn anfassen, wollte, dass er ganz mir gehörte.
Ich folgte ihm zu seinem Schlafzimmer, wo er im Türrahmen stehen blieb. Ich ging schnurstracks zum Bett und setzte mich au f die Kante.
» Willst du über deine Mum reden?«
Ich schüttelte den Kopf. » Nein. Sie ist weg.«
» Glaubst du nicht, dass sie zurückkommen wird?«
» Ich hoffe nicht.« Ich schüttelte mein Haar, sodass es einen Vorhang vor meinem Gesicht bildete. » Ich will sie nie wiedersehen.«
» Wir werden sehen«, sagte er leise, aber dabei beließ er es, und dafür war ich ihm dankbar. Ich war jetzt nicht in der Lage, über das Wie und Warum ihrer Rückkehr nachzudenken. Oder über irgendetwas anderes. Zumindest konnte ich mich darau f verlassen, dass sie sich
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