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Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Titel: Gebannt - Unter Fremdem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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dass er sich schwach fühlte und zugleich stark? Begeistert und zugleich entsetzt? Ihm fiel nichts ein, womit er ihr jemals zurückgeben konnte, was sie ihm gegeben hatte. Er verfügte nicht über ihre Gabe … über ihren geschickten Umgang mit Worten. Er konnte nur ihre Hand nehmen und sie küssen und sie sich ans Herz legen und wünschen, sie könnte seine Stimmung wahrnehmen. Er wünschte, dass zwischen ihnen alles leicht und ungezwungen wäre. Immerhin würde sie nun allmählich begreifen – nun, da sie die Macht eines besonders ausgeprägten Sinns kennenlernte.
    Er zog sie wieder in seine Arme, und sie ließ ihren Kopf an seiner Brust ruhen. »Eines kann ich dir über deinen Vater sagen«, sagte er, weil er wusste, dass sie darüber nachdachte. »So gut, wie du jetzt schon bist, entstammt er wahrscheinlich einer starken Blutlinie von Horchern.«
    Aria drückte seine Hand. »Danke.«
    »Ich meine es ernst. Das war keine leichte Übung, durch eine so dicke Schicht Erde Geräusche wahrzunehmen.« Perry gab ihr einen Kuss auf den Scheitel, und sie verfielen in Schweigen. Er wusste, dass sie lauschte, einer neuen Welt zuhörte. Aber ihre gute Stimmung beflügelte ihn nun nicht mehr.
    Seit Tagen schon hatte er ein flaues, unruhiges Gefühl im Magen – ein Gefühl wie in dem Augenblick, nachdem man eine Stichwunde abbekommen hat, kurz bevor der Schmerz einsetzt. Er wusste, wann der Schmerz ihn überwältigen würde. Noch drei Tage, dann würden sie Bliss erreichen. Und sie würde zu ihrer Mutter zurückkehren. Er wusste nicht, was er tun würde, wenn sie Lumina nicht fanden. Aria zu den Tiden mitnehmen? Sie wieder zu Marron bringen? Er konnte sich weder das eine noch das andere vorstellen. Er verstärkte den Druck seiner Arme um sie, nahm ihren Geruch in sich auf, atmete tief ein, ließ sich von ihm sanfter stimmen. Jetzt war sie zumindest hier.
    »Perry? Sag etwas, ich möchte deine Stimme hören.«
    Er wusste zwar nicht, was er sagen sollte, wollte sie jedoch nicht enttäuschen. Er räusperte sich. »Ich habe da so einen Traum, seit wir gemeinsam oben in den Bäumen schlafen. Ich gehe darin über eine grasbedeckte Ebene. Über mir erstreckt sich ein blauer Himmel. Er ist ohne jeden Äther. Und die Brise bewegt das Gras wellenförmig, und Insekten schwirren herum. Und ich gehe einfach nur vor mich hin, während mein Bogen durch das hohe Gras hinter mir streicht. Und es gibt nichts, worüber ich mir Sorgen machen müsste. Das ist ein schöner Traum.«
    Sie drückte ihn. »Deine Stimme hört sich an wie ein mitternächtliches Feuer. Ganz warm, lebendig und golden. Ich könnte dir ewig beim Reden zuhören.«
    »Ich mir nicht.«
    Sie musste lachen.
    Perry legte seine Lippen an ihr Ohr. »Dein Geruch ist wie Veilchen zu Beginn des Frühjahrs«, flüsterte er. Dann musste er über sich selbst lachen – denn obwohl es stimmte, hörte er sich bei diesem Satz an wie der größte aller Narren.
    »War Vale ein guter Kriegsherr?«
    Aria war so begierig, mehr über ihren Sinn zu erfahren, dass sie nicht hatte schlafen können. Also zogen sie beide durch die Nacht weiter.
    »Ein sehr guter. Vale ist ruhig. Er denkt genau nach. Er hat Geduld mit den Menschen. Ich glaube … ich glaube, wenn wir nicht in einer solchen Zeit leben würden, … wäre er der beste Mann, um den Stamm zu führen.« Vielleicht hatte ihn dieses Wissen genauso davon abgehalten, seinen Bruder als Kriegsherrn herauszufordern, wie die Angst davor, Talon zu verletzen, erkannte Perry. Noch immer konnte er nicht glauben, dass man seinen Bruder gefangen genommen hatte. »Er wollte Talon nicht suchen«, sagte er, während er sich an das letzte Gespräch mit seinem Bruder erinnerte. »Vale meinte, das würde die Sicherheit des Stammes gefährden. Das war auch der Grund, warum ich überhaupt fortgegangen bin.«
    »Warum, glaubst du, hat Vale seine Meinung geändert?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte er. Vale hatte noch nie zuvor etwas über das Wohl des Stammes gestellt – aber Talon war ja auch sein Sohn.
    »Sie sind zusammen. Willst du trotzdem versuchen, sie in die Außenwelt zurückzuholen?«
    Nachdenklich betrachtete er Aria.
    »Für Talon wird gesorgt«, sagte sie. »Du hast ihn gesehen. Er hat dort drinnen eine Überlebenschance.«
    »Ich werde nicht aufgeben.«
    Aria schob ihre Hand in seine. »Auch wenn er dort besser aufgehoben ist?«
    »Willst du damit sagen, ich sollte ihn in Ruhe lassen? Wie könnte ich das?«
    »Ich weiß es nicht. Ich

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