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Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Titel: Gebannt - Unter Fremdem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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versuche ja auch, mir darüber Klarheit zu verschaffen.«
    Perry hielt inne. »Aria …« Er wollte ihr sagen, dass er sich ihr hingegeben hatte. Dass ihretwegen nichts mehr so war wie vorher. Doch welch einen Unterschied würde das machen? Ihnen blieben nur noch drei gemeinsame Tage. Und er wusste, dass sie nach Hause zurückkehren musste. Er wusste ganz genau, wie sehr sie ihre Mutter vermisste.
    Aria nahm auch seine andere Hand. »Ja, Peregrine?«, fragte sie und lächelte.
    Perry erwiderte ihr Lächeln. »Aria, ich verstehe nicht, wie du jetzt so vergnügt sein kannst.«
    »Ich habe bloß nachgedacht. Bald wirst du Peregrine sein, Kriegsherr der Tiden.« Sie wedelte mit der Hand in der Luft, während sie es aussprach: »Peregrine, Kriegsherr der Tiden. Der Klang gefällt mir.«
    Perry lachte. »So spricht eine wahre Horcherin.«

Aria   | Kapitel Neununddreißig
    Aria hörte überall Gesang.
    Der wechselnde Klang der Bäume. Das Dröhnen tief unten in der Erde. Das Rauschen des Windes. Es war dieselbe Landschaft, doch sie nahm sie nun vollkommen anders wahr. Wenn sie in die Ferne schaute, stellte sie sich nun dort, wo sie zuvor nichts gesehen hatte, ihren Vater vor. Einen Mann, der die Welt so hören konnte, wie sie es tat, in einer endlosen Folge von Tönen. Er war ein Horcher. Das war das Einzige, was sie sicher über ihn wusste. Seltsamerweise hatte sie das Gefühl, dass sie damit sehr viel wusste.
    Einen Tag nachdem sie ihre Fähigkeit entdeckt hatte, fiel ihr auf, dass das Geräusch ihrer Schritte leiser wurde. Ohne bewusst darauf zu achten, hatte sie offenbar begonnen, ihre Schritte sorgsamer zu setzen. Als sie dies Perry gegenüber ansprach, lächelte er.
    »Ist mir auch schon aufgefallen. So jagt es sich leichter«, sagte er und tätschelte einen Hasen, den er sich über die Schulter geschwungen hatte. »Die meisten Horcher sind so leise wie Schatten. Die besten werden Spione oder Kundschafter für die größeren Stämme.«
    »Wirklich? Spione?«
    »Wirklich.«
    Aria übte, sich an Perry anzuschleichen, fest entschlossen, etwas zu erlernen, was ihr vorher nicht gelungen war. Am Morgen vor ihrer erwarteten Ankunft in Bliss stürzte sie sich mit einem Satz auf ihn, schlang ihm die Arme um den Hals und drückte ihm einen Kuss auf den blonden Flaum an seinem Kiefer. Endlich hatte sie eine Kussattacke geschafft! Sie erwartete, dass er lachen und ihren Kuss erwidern würde. Doch er tat weder das eine noch das andere, nahm sie stattdessen fest in die Arme und ließ seinen Kopf auf ihrem ruhen.
    »Sollen wir Rast machen?«, fragte sie, weil sie spürte, wie sein Gewicht stärker auf ihren Schultern lastete. Die Hügel, auf denen Bliss angeblich lag, waren bereits am Horizont zu sehen.
    Perry richtete sich auf. »Nein«, sagte er. Er hatte seine grünen Augen zusammengekniffen, so als sei das Tageslicht zu hell für ihn. »Wir müssen weiter, Aria. Ich weiß nicht, was ich sonst tun sollte.«
    Sie wusste darauf auch keine Antwort, also marschierten sie weiter.
    Am späten Nachmittag erreichten sie die Hügel. Sie erklommen erst eine, dann eine weitere Anhöhe, und plötzlich lag geradezu unvermittelt Bliss vor ihnen – ein von Menschenhand erschaffener Berg inmitten von Erdhügeln. Aria hatte noch nie eine Biosphäre von außen gesehen, wusste aber, dass die größte Kuppel im Zentrum das Panop sein musste. Die Nebengebäude waren die Servicekuppeln, genau wie Ag 6. Sie hatte siebzehn Jahre im Panop von Reverie verbracht. Eingeschlossen an einem einzigen Ort. Mittlerweile erschien ihr das unglaublich. Im schwindenden Tageslicht verschmolz die anthrazitfarbene Form der Biosphäre rasch mit der Nacht.
    Perry verlagerte sein Gewicht neben ihr und nahm die Szenerie stumm in sich auf. »Sieht aus wie eine Rettungsaktion. Da sind ungefähr … ungefähr dreißig Hovercrafts und noch ein größeres Fahrzeug. Mindestens fünfzig Menschen laufen dort im Freien herum.«
    Was er beschrieb, waren für sie lediglich ein paar vereinzelte Punkte neben Bliss, hell erleuchtet inmitten eines Lichtkreises. Allerdings drang das leise Dröhnen von Triebwerken an ihre Ohren.
    »Was hast du jetzt vor?«, fragte Perry.
    »Lass uns näher herangehen.« Leise bewegten sie sich durch das trockene Gras und hielten erst inne, als sie einen felsigen Abschnitt erreicht hatten. Nun erkannte Aria eine große, rechteckige Öffnung in der Biosphäre von Bliss, ein klaffendes Loch in den glatten Wänden der Kuppel. Die Wachleute, die kamen

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