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Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Titel: Gebannt - Unter Fremdem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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in das Loch. Dann wird der Dachs zu mir kommen. Tiere laufen niemals auf ein Feuer zu.«
    Als der Dachs aus seinem Loch hervorlugte, entdeckte er Perry, wirbelte sofort herum und tat genau das, was er laut Perry eigentlich nie tat. Perry rannte auf Aria zu. »Dein Messer! Er kommt in deine Richtung!«
    Sie war bereit und starrte in die Öffnung, als Perry bei ihr eintraf. Doch der Dachs blieb verschwunden. Aria, die in die Hocke gegangen war, richtete sich auf und setzte sich in Bewegung. Alle paar Schritte hielt sie inne und änderte die Richtung, den Blick fest auf den feuchten Erdboden geheftet. Perry dämmerte, was hier vor sich ging. Er hatte sich die Frage seit ihrer Begegnung mit den Wölfen gestellt. Schließlich blieb sie stehen und begegnete seinem Blick.
    »Er ist direkt unter mir«, sagte sie und schenkte ihm ein breites, überraschtes Lächeln.
    Perry ließ den Bogen von seiner Schulter gleiten.
    »Nein. Ich hole ihn. Aber ich brauch dein Messer.«
    Perry gab es ihr und trat zurück, wobei er kaum zu blinzeln wagte.
    Aria wartete einen Augenblick, hielt das lange Messer mit beiden Händen umklammert. Dann hob sie es über den Kopf und versenkte es ruckartig tief in der schlammigen Erde.
    Perry vernahm ein leises Quieken, doch Aria – das wusste er – hatte es klar und deutlich gehört.
    Später, noch auf derselben Lichtung, ließen sie sich an einem Baumstumpf nieder. Aria lehnte sich gegen seine Brust. Der Rauch des Feuers stieg hinauf in die Bäume. Es waren noch ein paar Stunden bis zum Abend, doch mit vollem Magen und Arias zufriedener Stimmung, die auch ihn zufrieden machte, ließ Perry den Kopf zurückfallen. Er beobachtete, wie der Schein des Äthers hinter seinen Lidern zuckte, während Aria die Geräusche beschrieb, die sie vernahm.
    »Sie sind nicht lauter … Ich weiß nicht, wie ich es beschreiben soll. Sie sind bloß voller geworden. Geräusche, die vorher einfach waren, nehme ich jetzt viel differenzierter wahr. Zum Beispiel den Fluss: Aus dem Wasser steigen Hunderte kleiner Geräusche auf. Und der Wind, Perry. Er streicht gleichmäßig durch die Bäume, lässt die Borken ächzen und die Blätter rascheln. Ich kann genau sagen, aus welcher Richtung er kommt. Es ist fast so, als könnte ich ihn sehen , so deutlich höre ich ihn.«
    Vergeblich bemühte sich Perry zu hören, was sie hörte, und verspürte dabei ein sonderbares Gefühl von Stolz über ihre neu entdeckte Fähigkeit.
    »Meinst du, es liegt daran, dass wir hier im Freien sind? Ist der Äther schuld, dass dies alles mit mir geschieht … so, als erwache die Außenseiterin in mir zum Leben?«
    Perry hörte sie zwar, war aber derart zufrieden mit sich und der Welt, dass er bereits einnickte. Sie kniff ihn in den Arm. Er schreckte hoch. »Entschuldigung. Der Außenseiter in mir ist eingeschlafen.«
    Sie runzelte gespielt die Stirn, doch ihre Augen funkelten voller Schalk. »Meinst du, ich bin mit Roar verwandt?«
    »Vielleicht mal vor vielen Generationen. Aber nicht eng. Eure Gerüche sind zu unterschiedlich. Warum?«
    »Ich mag Roar. Ich hatte mir überlegt, dass ich, wenn er Liv nicht findet, na ja … wir sind eben beide Horcher. Ist aber auch egal – Roar wird nie über Liv hinwegkommen.«
    Perry setzte sich aufrecht. »Was?«
    Sie lachte. »Jetzt bist du wach. Hast du etwa geglaubt, ich meine das ernst?«
    »Ja. Nein. Aria, da ist etwas Wahres dran. Roar würde besser zu dir passen.« Perry seufzte, während er sich mit der Hand durchs Haar fuhr. Er schaute sie an. Es gab da noch einen Grund, und er konnte ihn ihr genauso gut auch sagen, da er sich allmählich angewöhnte, ihr ohnehin alles zu erzählen. »Liv sagte … Sie sagt, er sei für sie eine Augenweide.« Perry versuchte, dabei nicht neidisch zu klingen, bezweifelte aber, ob es etwas nützen würde. Mit Sicherheit würde sie es aus seiner Stimme heraushören.
    Aria lächelte. Sie nahm seine vernarbte Hand und fuhr mit ihrem Daumen über seine Fingerknöchel. »Roar sieht sehr gut aus. In Reverie sehen die meisten Leute aus wie er. Oder so ähnlich.«
    Perry fluchte. Es war seine Schuld – wieso hatte er überhaupt davon angefangen? »Und da sitzt du nun hier und hältst Händchen mit einem krummnasigen, von Brandwunden entstellten Barbaren, der geschlagen wurde an … Wie viele Stellen hast du gezählt?«
    »Ich habe noch nie jemanden gesehen, der so schön ist wie du.«
    Perry schaute nach unten auf ihre Hände. Wie bekam sie das hin? Wie schaffte sie es,

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