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Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Titel: Gebannt - Unter Fremdem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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tun?«
    Plötzlich erinnerte Aria sich daran, wie er ihr erzählt hatte, er habe schon einmal eine Frau getötet. Nun verstand sie, dass er dabei von seiner Mutter gesprochen hatte. »Du warst doch noch ein Säugling. Der Tod deiner Mutter war ein Schicksalsschlag. Einfach nur schrecklich. Aber genauso schrecklich ist es, dass dein Vater dich dazu gebracht hat, so etwas zu denken.«
    »Aber so hat er nun einmal empfunden, Aria. Eine Stimmung kann man nicht verbergen.«
    » Er hatte unrecht! Haben dein Bruder und deine Schwester dir auch Vorwürfe gemacht?«
    »Liv nie. Und Vale hat es sich nie anmerken lassen, aber sicher bin ich mir nicht. Ich kann seine Stimmung genauso wenig wahrnehmen wie meine eigene. Durchaus möglich, dass er mir die Schuld gegeben hat. Ich bin der Einzige, der ihren extremen Sinn in sich trägt. Mein Vater hat alles aufgegeben, um mit ihr zusammen zu sein. Er hat einen Stamm gegründet. Er hatte Vale und Liv. Und dann kam ich und habe ihm das geraubt, was er am meisten liebte. Die Leute haben gesagt, schuld sei der Fluch, der Fluch der vermengten Blutlinien. Letzten Endes sei dieser auf ihn zurückgefallen.«
    »Du hast nichts geraubt. Es ist einfach geschehen.«
    »Nein. Ist es nicht. Das Gleiche ist meinem Bruder passiert. Mila hatte auch seherische Fähigkeiten, und sie ist … sie ist nicht mehr da. Talon ist krank …« Sein Atem ging stoßweise, und er schauderte. »Ich weiß nicht, was ich da sage. Ich sollte nicht mit dir darüber sprechen. Ich habe in letzter Zeit zu viel geredet. Vielleicht habe ich vergessen, wie man damit wieder aufhört.«
    »Du musst gar nicht aufhören.«
    »Du weißt doch, was ich von Worten halte.«
    »Worte sind für mich der beste Weg, dich kennenzulernen.«
    Seine Hand schob sich in ihren Nacken, und seine Finger fuhren durch ihr Haar. »Der beste Weg?« Er strich ihr mit dem Daumen über das Kinn.
    Die Berührung lenkte sie ab, und ihr war bewusst, dass er genau das beabsichtigte. Ablenken. Weitermachen. Und vielleicht war dieses Vorwärtsdrängen genau das, was er immer getan hatte – im Versuch, die Menschen zu retten, die er retten konnte. Im Versuch, etwas wiedergutzumachen, das er gar nicht verbrochen hatte.
    »Perry …«, setzte Aria an und umfasste seine Hand. »Peregrine … du bist gutherzig . Du hast für Talon und Cinder dein Leben aufs Spiel gesetzt. Und für mich. Sogar, als du mich überhaupt nicht leiden konntest. Du sorgst dich um deinen Stamm. Du machst dir Gedanken um Roar und deine Schwester. Ich weiß, wie sehr du mit ihnen fühlst. Ich habe es dir angesehen, jedes Mal, wenn Roar von Liv gesprochen hat.« Ihre Stimme bebte, doch sie schluckte den Kloß im Hals hinunter. »Du bist ein guter Mensch , Peregrine.«
    Er schüttelte den Kopf. »Du hast mich doch erlebt.«
    »Das habe ich. Und ich weiß , dass du ein gutes Herz hast«, sagte sie, legte ihm die Hand direkt auf sein Herz und spürte das Leben darin pulsieren – so stark und so laut, als hätte sie ihr Ohr auf seine Brust gepresst.
    Sein Daumen hielt inne. Er schob seine Hand in ihren Nacken und zog sie zu sich, bis sie einander mit der Stirn berührten. »Diese Worte haben mir gefallen«, murmelte er.
    In seinen glitzernden Augen sah sie Tränen. Tränen der Dankbarkeit – und des Vertrauens. Und sie sah den Schatten dessen, was keiner von ihnen dem anderen zu sagen wagte, da ihnen nur noch wenige gemeinsame Tage blieben. Doch für den Augenblick, für heute, hatten sie genug Worte gewechselt.

Peregrine   | Kapitel Achtunddreißig
    Aria ließ ihn jeden Hunger vergessen. Das war ein überdeutliches Zeichen dafür, dass er wirklich in großen Schwierigkeiten steckte. Die wenigen Vorräte, die sie von Marron mitgenommen hatten, waren aufgebraucht. Heute würde er jagen müssen. Perry beschloss, unterwegs Wild aufzuspüren, und fertigte am Morgen rasch ein paar Pfeile aus jungen Trieben, die er gesammelt hatte. Das würde zwar ihr Vorankommen verlangsamen, doch das Rumoren in seinem Magen ließ sich nicht länger ignorieren.
    Sie stiegen gerade die Gebirgsausläufer hinab, als er auf ­einer breiten Waldwiese, die zu einem Fluss führte, einen Dachs roch. Der moschusartige Geruch des Tieres waberte aus seinen unterirdischen Gräben heraus. Abendessen, beschloss Perry.
    Er suchte und fand zuerst ein Eingangsloch, dann noch ein weiteres. Perry entfachte an einem Ende des Dachsbaus ein Feuer und wies Aria an, dort mit einem belaubten Zweig zu warten. »Fächere den Rauch

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