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Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Titel: Gebannt - Unter Fremdem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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und gingen, trugen sterile Anzüge. Was das bedeutete, wusste sie: Das in sich geschlossene Lebenserhaltungssystem war beschädigt. Das hatte sie zwar erwartet, trotzdem erfasste sie ein Gefühl der Beklemmung.
    Neben ihr fluchte Perry leise.
    »Was ist?«, fragte sie.
    »Dort unten steht ein schwarzer Karren«, sagte er mit gequälter Miene. »Eine Art Lastwagen, nahe der Biosphäre.«
    Nun sah sie ihn auch – winzig klein zwar, aber sie sah ihn.
    »Da sind Menschen … Leichen darauf.«
    Ihr Blick verschwamm. »Kannst du Gesichter erkennen?«
    »Nein.« Perry schlang die Arme um sie. »Komm her«, flüsterte er. »Sie könnte überall sein. Gib jetzt nicht auf.«
    Sie setzten sich Seite an Seite auf den Felsen, und Aria zwang sich zum Nachdenken. Sie konnte nicht einfach aus der Dunkelheit heraustreten und sich als Siedlerin zu erkennen geben. Sie brauchte einen Plan. Aria holte das Smarteye aus ihrem Umhängebeutel. Zwar war es ihr bei Marron nicht gelungen, Lumina damit zu kontaktieren, aber jetzt würde es ihr von Nutzen sein.
    Aria starrte auf den kleinen, schwarzen Punkt in der Ferne. Sie hatte lange genug gewartet. Sie wusste, was zu tun war. »Ich muss dort hinunter.«
    »Ich komme mit dir.«
    »Nein. Das kannst du nicht. Sie werden dich töten, wenn sie dich sehen.«
    Perry stöhnte leise, als bereiteten ihm die Worte körperlichen Schmerz.
    »Die Tiden brauchen dich als ihren Kriegsherrn, Perry. Ich muss allein gehen. Und ich brauche deine Hilfe hier oben.« Sie erläuterte ihm ihren Plan, beschrieb die Kleidung, die sie zu organisieren hoffte, und wie sie sich wieder in die Biosphäre schleichen wollte. Perry hörte mit starrer Miene zu, war jedoch damit einverstanden, seinen Part zu übernehmen. Aria stand auf und hielt ihm Talons Messer entgegen.
    »Nein«, sagte er. »Du könntest es brauchen.«
    Sie warf einen Blick auf das Messer, einen dicken Kloß im Hals. Perry schenkte keine Rosen oder Ringe, sondern ein Messer mit eingeschnitzten Federn im Griff. Ein Messer, das ein Teil von ihm war. Sie konnte es nicht annehmen. »Es wird mir dort unten nicht helfen«, sagte sie. Sie wollte niemanden verletzen, sondern nur wieder hineingelangen.
    Perry ließ das Messer in seine Stiefelscheide gleiten, schaute sie jedoch nicht an, als er sich aufrichtete. Er verschränkte die Arme, löste sie wieder und fuhr sich dann mit dem Handrücken über die Augen.
    »Perry …«, setzte sie an. Was sollte sie sagen? Wie konnte sie beschreiben, was sie für ihn empfand? Er wusste es. Er musste es einfach spüren. Sie umarmte ihn, kniff die Augen zusammen und lauschte dem beständigen Schlag seines Herzens. Als sie sich abwenden wollte, verstärkte sich der Druck seiner Arme.
    »Es ist Zeit, Perry.«
    Widerstrebend gab er sie frei.
    Aria trat einen Schritt zurück und betrachtete ein letztes Mal sein Gesicht. Seine grünen Augen. Die Krümmung seiner Nase und die Narben auf seiner Wange. All die kleinen Mängel, die ihn so wunderschön machten. Dann drehte sie sich ohne ein weiteres Wort um und ging den Hügel hinab.
    Während sie über die Wiese auf Bliss zuging, war ihr zumute, als würde sie schweben. Bleib nicht stehen , ermahnte sie sich. Geh einfach weiter . Im Nu war sie den Hang hinunter und suchte Schutz hinter einer Reihe großer Kisten, auf denen in reflektierenden Buchstaben »ZGB KATASTROPHENSCHUTZ« stand. Motoren dröhnten ihr laut in den Ohren. Sie hatte große Mühe, ihren stoßweisen Atem zu beruhigen. Dreh dich nicht um . Sie zwang sich dazu, sich auf die Szenerie vor ihr zu konzentrieren.
    An Kränen montierte Scheinwerfer tauchten die Gegend in grelles, blendendes Licht. Zu ihrer Rechten sah sie eine wuchtige fahrbare Konstruktion, offenbar das Herzstück der Operation – ein eckiges und plumpes Fahrzeug im Vergleich zu den schillernd blauen Hovercrafts, die um es herumstanden. Links von ihr erhoben sich die geschwungenen, grauen Außenwände von Bliss bis in den Himmel, glatt und durchbrochen nur von der klaffenden Öffnung, die Aria bereits vom Felsplateau aus gesehen hatte. Vor dem Eingang patrouillierten ein Dutzend Wachleute. Schließlich entdeckte sie ihr Ziel. Der schwarze Lastwagen war im Halbdunkel neben mehreren Hovercrafts geparkt.
    Ihre Mutter durfte einfach nicht dort sein.
    Das durfte nicht sein.
    Aber Aria musste sich vergewissern.

Peregrine   | Kapitel Vierzig
    Perrys Blick heftete sich auf Aria, während diese neben einer Reihe von Kisten in der Dunkelheit kauerte. Er wagte

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