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Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Titel: Gebannt - Unter Fremdem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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unnahbar gewesen, dabei leichtfüßig trotz seiner großen Statur. Nun aber ging er in die Knie und achtete sorgfältig auf jeden seiner Schritte. Die Kopfschmerzen, die gekommen und wieder gegangen waren, seit Soren ihr das Smarteye brutal vom Kopf gerissen hatte, kreischten nun unablässig in Arias Ohren. Ihre Ledersohlen rutschten auf den felsigen Hängen und rissen ihr dabei die Blasen auf. Der Außenseiter schaute sich ständig nach ihr um, doch sie wich seinem Blick aus. Sie hatte versprochen, mit ihm Schritt zu halten, also würde sie ihm folgen. Welche andere Wahl blieb ihr denn auch?
    Gegen Mittag begannen ihre Füße eine widerwärtige Mischung aus Blut und Eiter abzusondern. Aria musste sich bei jedem Schritt auf die Lippen beißen, was dazu führte, dass schließlich auch ihr Mund zu bluten begann.
    Als sie den Wald erreichten, stieg der Weg weniger steil an. Das verschaffte ihren Füßen und Muskeln eine kurze Ruhepause. Aria dachte gerade an ihren letzten Aufenthalt unter Bäumen zurück – an Soren, wie er Paisley und sie gejagt hatte –, als sie abrupt auf Ödland stießen.
    Aria blieb neben dem Außenseiter stehen. Vor ihnen lag eine breite Schneise, die grau, beinahe silbern, und absolut kahl war. Weit und breit kein einziger Zweig oder Grashalm. Nur das goldene Flimmern einiger verstreuter Glutnester und hier und dort ein paar dünne Rauchfahnen. Aria wusste, dass dies eine Narbe war, die ein Äthersturm hinterlassen hatte.
    Der Außenseiter legte einen Finger an die Lippen, um ihr zu signalisieren, sie solle leise sein. Dann griff er an seinen Gürtel, zog langsam sein Messer und bedeutete ihr, dicht hinter ihm zu bleiben. Was ist denn? , wollte sie fragen. Was siehst du? Doch sie zwang sich zum Schweigen, während sie sich durch die Bäume schlängelten.
    Plötzlich sah sie eine Gestalt, keine drei Meter von ihnen entfernt: In einem ausgehöhlten Baumstamm kauerte jemand, barfuß und in dreckigen, zerschlissenen Kleidern. Aria konnte nicht sagen, ob sie einen Mann oder eine Frau vor sich hatte – die Haut der Gestalt war einfach zu wettergegerbt und schmutzig. Eulenhafte Augen spähten durch einen Schleier gelbweißer Haarsträhnen hindurch. Zuerst glaubte Aria, das Wesen würde sie anlächeln, doch dann erkannte sie, dass es keine Lippen besaß und damit keine Möglichkeit, seine krummen und schiefen, braunen Zähne zu verbergen. Wäre da nicht der panikartige Ausdruck in den Augen gewesen, hätte es sich genauso gut auch um einen Leichnam handeln können.
    Wie gebannt starrte Aria die Gestalt an, unfähig, den Blick abzuwenden. Als die Kreatur im Baum einen Augenblick später den Kopf hob, spiegelte sich das Licht auf dem Speichel, der ihr vom Kinn tropfte. Dann fixierte sie den Außenseiter und stieß einen merkwürdigen, verzweifelten Klagelaut aus. Ein unmenschliches Geräusch, doch Aria begriff: Das Wesen flehte um Gnade.
    Der Außenseiter berührte Arias Arm, worauf sie erschrocken zusammenzuckte. Doch dann begriff sie, dass er sie lediglich weiterführte. Im Lauf der nächsten Stunde gelang es ihr nicht, ihren rasenden Puls zu beruhigen. Sie spürte immerzu diese hervortretenden Augen auf sich gerichtet und hörte das Echo des schrecklichen Klagens. Fragen schossen ihr durch den Kopf. Sie wollte verstehen, wie jemand so werden konnte. Wie er, auf sich allein gestellt und verängstigt, überleben konnte. Doch sie blieb stumm, wohl wissend, dass sie sie beide in Gefahr brachte, wenn sie auch nur einen Ton von sich gab.
    Irgendwie hatte sie angenommen, der Außenseiter und sie wären allein in dieser tristen Welt. Aber davon konnte keine Rede sein. Nun stellte sie sich die Frage, was hier draußen sonst noch herumlief.
    Am späten Nachmittag stießen sie auf eine weitere Höhle – ein feuchtes Loch mit kreuz und quer verlaufenden Felsformationen, die an geschmolzenes Wachs erinnerten. Es stank nach Schwefel. Und der Boden war übersät mit Kunststoffteilen und Knochen.
    Der Außenseiter stellte seinen Lederbeutel ab. »Ich werde jagen«, sagte er leise. »Vor Anbruch der Dunkelheit bin ich zurück.«
    »Ich werde auf keinen Fall allein hierbleiben. Was war das eben für ein Ding?«
    »Ich hab dir doch von den Versprengten erzählt.«
    »Mir egal. Jedenfalls bleibe ich nicht hier. Du kannst mich nicht mit diesem versprengten Ding da draußen hier alleinlassen.«
    »Das Ding ist unsere geringste Sorge. Außerdem sind wir jetzt weit von ihm entfernt.«
    »Ich werde leise sein.«
    »Aber

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