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Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Titel: Gebannt - Unter Fremdem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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nicht leise genug. Hör zu, wir brauchen Nahrung, und ich kann nicht jagen, wenn du überall herumrennst.«
    »Ich habe vorhin Beeren gesehen. Wir sind an einem Gebüsch mit Beeren vorbeigekommen.«
    »Bleib einfach hier«, sagte er mit zunehmend barscher Stimme. »Gönn deinen Füßen eine Pause.« Er griff in seinen Beutel und reichte ihr ein Messer, mit dem Heft voran. Ein kleines Messer, nicht das lange, das er vor ihren Augen geschärft hatte. Der Griff aus Horn war mit einem geschnitzten Federmuster verziert. Es kam ihr völlig absurd vor, dass jemand ein solch gefährliches Werkzeug auch noch dekorierte. »Ich weiß nicht, was ich damit soll.«
    »Wedele damit herum und schrei, Maulwurf. So laut du kannst. Mehr brauchst du nicht zu tun.«
    In der Höhle wurde es wesentlich früher dunkel als im Freien. Aria trat an den Eingang und lauschte der seltsamen Stille, während die Kopfschmerzen in ihren Ohren dröhnten. Die Höhle befand sich an einem Hang. Sorgfältig sondierte Aria die umliegenden Bäume und spähte angestrengt den Hügel hinab, immer auf der Hut vor Menschen, die in ausgehöhlten Baumstämmen kauerten. Aber sie entdeckte keine. Einige der Bäume waren blattlos und kahl. Sie fragte sich, warum manche gediehen und andere abstarben. Lag das an der Erde? Oder suchte sich der Äther nur bestimmte Baumarten, in die er einschlug? Sie konnte keinen Grund erkennen. Kein Muster. Hier draußen ergab nichts einen Sinn.
    Sie sehnte sich danach, mit jemandem zu sprechen. Mit irgendjemandem. Da sie ständig an dieses Baumwesen denken musste, wollte sie jetzt nicht allein sein. Als sie in den Tiefen der Höhle Geraschel hörte, kroch Aria zum Lederbeutel des Außenseiters und holte ihr Smarteye hervor. Es funktionierte zwar nicht, aber vielleicht würde es sie ja beruhigen, wenn sie es aufsetzte – so, wie es sie am ersten Tag beruhigt hatte. Außerdem würde es den Außenseiter ärgern. Das war auch schon etwas wert.
    Aria kehrte zum Höhleneingang zurück und legte sich das Gerät an. Es quetschte ihr die Haut und zog unangenehm an ihrer Augenhöhle. Einen Moment lang hielt sie den Atem an und hoffte inständig, ihr Smartscreen zu sehen … die Nachricht von ihrer Mutter. Einfach irgendetwas. Doch das Eye hatte sich natürlich nicht von selbst repariert.
    Sie tat so, als könnte sie Pais durch das Eye kontaktieren. Aber Paisley war tot. Sie konnte es noch immer nicht glauben. Tränen schossen ihr in die Augen. Da ich mir ohnehin schon etwas vormache, tue ich jetzt so, als ob du noch leben würdest und das alles hier ein großer Witz wäre. Eine virtuelle Welt mit Streichen und Scherzen. Aber eine wirklich schreckliche Welt, die unbedingt gelöscht werden sollte. Ich bin in einer Höhle, Pais. Draußen, jenseits der Biosphäre. Dir wäre hier alles zuwider. Mir ist es total zuwider . Mit dem Ärmel wischte sie sich die Tränen fort. Das ist hier schon meine zweite Höhle. Hier drinnen stinkt es nach faulen Eiern. Und ich höre Geräusche. Sonderbare, schlurfende Geräusche. Die erste Höhle war gar nicht so übel. Sie war kleiner und wärmer. Kannst du dir vorstellen, dass ich bereits eine Lieblingshöhle habe? Paisley … mir geht es im Moment nicht so richtig toll.
    Das Weinen hatte ihr bohrende Kopfschmerzen beschert, und sie wusste, wusste es einfach, dass dieses Baumdings in der Höhle war und jetzt gerade auf sie zuschlurfte. Sie stellte sich die großen Augen mit dem starrem Blick vor und den verstümmelten Mund mit den schiefen Zähnen und dem glänzenden Speichel.
    Aria schnappte sich das Messer und rannte hinaus.
    Stille. Sie schniefte und schaute sich um. Keine Baummenschen. Nur Wald. Hinter ihr ragte der Eingang der Höhle auf. Sie würde auf keinen Fall wieder hineingehen.
    Sorgfältig wählte sie ihren Weg den Hang hinab, das Messer immer in der Hand. Sie hatte keine Mühe, den Beerenstrauch zu finden. Lächelnd stopfte sie sich so viele Beeren in die Taschen, wie sie nur konnte, und formte dann den Saum ihres Hemds zu einem Beutel.
    Sie malte sich aus, was der Außenseiter wohl sagen würde, wenn er die Beeren sah. Garantiert würde er nur ein Wort sagen, kein Zweifel. Aber er würde erkennen, dass sie mehr konnte, als nur hierzubleiben . Aria eilte den Hügel wieder hinauf und beschloss, dass sie das Heft in die Hand nehmen würde, wann immer sie konnte. Sie hatte es satt, nutzlos zu sein.
    Sie vermutete, dass sie nicht länger als eine halbe Stunde unterwegs gewesen war, doch die Dunkelheit

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