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Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Titel: Gebannt - Unter Fremdem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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formte schließlich die Hände zu einem Trichter vor dem Mund. »Roar!«
    Beim Klang seiner erhobenen Stimme blieb Aria fast das Herz stehen.
    »Roar, du räudiger Mistkerl! Ich weiß, dass du dort draußen bist! Ich kann dich von hier aus riechen!«
    Im nächsten Moment durchbrach ein Pfiff die Stille und hallte vom Berghang wider.
    Perry warf Aria einen erleichterten Blick zu, ein breites Grinsen auf dem Gesicht. »Unser Blatt hat sich gewendet.«
    Mit großen, weit ausholenden Schritten stürmte er den Hang hinauf. Aria rannte, um mit ihm Schritt zu halten, wobei ihr Herz noch schneller raste als ihre Füße. Am oberen Ende des Hangs gelangten sie auf einen Felsvorsprung, der in der Dämmerung blau wirkte, wie ein gestrandeter Wal. Dort stand eine dunkle Gestalt, die Arme vor der Brust verschränkt, als erwartete er sie bereits. Perry stürmte auf ihn zu.
    Aria beobachtete, wie die beiden sich heftig umarmten und dann begannen, spielerisch miteinander zu ringen. Sie wählte ihren Weg beim Näherkommen sorgfältig und inspizierte dabei den neuen Außenseiter. Im kühlen Licht wirkte alles an ihm elegant: seine schlanke Statur und seine scharfen Züge, der Schnitt seiner schwarzen Haare. Er trug eng anliegende Kleidung. Schwarz von Kopf bis Fuß und – soweit sie erkennen konnte – ohne ausgefranste Säume oder Löcher. So jemandem hätte sie ohne Weiteres in den Welten begegnen können. Gepflegt und zu attraktiv, um real zu sein.
    »Wer ist das?«, fragte er, als er sie sah.
    »Ich heiße Aria«, erwiderte sie. »Und wer bist du?«
    »Hallo, Aria. Ich bin Roar. Kannst du singen?«
    Die Frage kam zwar überraschend, aber sie beantwortete sie instinktiv. »Ja, kann ich.«
    »Ausgezeichnet.«
    Aus dieser Nähe konnte sie das Funkeln in Roars Blick erkennen. Er hatte das Aussehen eines Prinzen, aber die Augen eines Piraten. Roar schenkte ihr ein gewinnendes, wissendes Lächeln. Aria lachte. Mit Sicherheit mehr Pirat als Prinz. Ihr Lachen steckte Roar an, und sie beschloss an Ort und Stelle, dass sie ihn mochte.
    Roar wandte sich wieder Perry zu. »Bin ich schwer von Begriff, Perry, oder ist das eine Siedlerin?«
    »Ist eine lange Geschichte.«
    »Perfekt.« Roar rieb sich die Hände. »Lange Geschichten sind das Beste für kalte Nächte. Und dazu ein Fläschchen Luster …«
    »Wo hast du denn hier draußen Luster aufgetrieben?«, fragte Perry erstaunt.
    »Hab mir vor ein paar Tagen einige Flaschen organisiert, dazu genug Brot und Käse, dass wir vorläufig nicht verhungern müssen. Lasst uns feiern. Jetzt, da du hier bist, wird es nicht mehr lange dauern, bis wir Liv finden.«
    Perrys Lächeln verflog. »Liv? Ist sie denn nicht bei den Hörnern?«
    Roar fluchte. »Ich dachte, du wüsstest davon, Perry. Sie ist weggelaufen! Ich habe Vale eine Nachricht zukommen lassen. Ich dachte, du wärst hier, um bei der Suche nach ihr zu helfen.«
    »Nein.« Perry schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken, wobei sich seine Halsmuskulatur vor Wut anspannte. »Wir haben die Nachricht nicht erhalten. Du warst die ganze Zeit bei ihr, oder?«
    »Natürlich, aber du kennst ja Liv. Sie tut, was sie will.«
    »Das darf sie aber nicht«, stieß Perry hervor. »Liv darf nicht tun, was sie will. Wie sollen die Tiden dann den Winter überstehen?«
    »Keine Ahnung. Ich ärgere mich aus ganz anderen Gründen über ihr Verhalten.«
    Vor Arias innerem Auge tauchten ein Dutzend Fragen auf. Wer war Liv? Wovor lief sie weg? Aria erinnerte sich an den goldenen Ring mit dem blauen Edelstein, den Perry eingesteckt hatte. War der Ring für sie bestimmt? Aria hätte zwar gern mehr erfahren, wollte aber nicht neugierig erscheinen.
    Schweigend machten Roar und Perry sich daran, aus belaubten Zweigen einen Windschutz zu flechten, der sie vor den eisi­gen Böen abschirmen sollte. Das Verhalten dieses Mädchens, dieser Liv, hatte die beiden einsilbig werden lassen. Trotzdem arbeiteten sie rasch Seite an Seite, als hätten sie so etwas schon Hunderte Male getan. Aria ahmte die Art und Weise nach, wie die beiden die Zweige miteinander verwoben, und registrierte dann zufrieden, dass sie sich bei der Fertigung ihres allerersten Windschutzes gar nicht so ungeschickt anstellte.
    Ein Feuer konnten sie nicht entfachen, aber Roar holte eine Kerze hervor, die ihnen ein flackerndes Licht spendete. Sie setzten sich rund um die Lichtquelle, und Aria hatte sich gerade über das Brot und den Käse hergemacht, den Roar mitgebracht hatte, als sie einen Zweig

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