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Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Titel: Gebannt - Unter Fremdem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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knacken hörte – in der Stille klang es beunruhigend nah. Ruckartig drehte sie sich um, sah jedoch nur den Windschutz aus Kiefernzweigen und hörte, wie sich jemand raschelnd entfernte.
    »Was war das?« Sie hatte gerade erst angefangen, sich zu entspannen. Nun hämmerte ihr Herz erneut wie wild.
    Perry kaute auf einem harten Stück Brot herum. »Hat dein Freund auch einen Namen, Roar?«
    Aria schaute ihn finster an. Wie konnte er nach dem, was sie mit den Kannibalen durchgemacht hatten, so lässig auf diesen lauernden Fremden reagieren?
    Statt einer Antwort starrte Roar noch einen Moment vor sich hin, als lausche er auf weiteres Rascheln. Dann entspannte er sich, öffnete eine schwarze Flasche, nahm einen kräftigen Schluck und lehnte sich gegen seine Tasche. »Er ist noch ein Junge und eher eine Plage als ein Freund. Sein Name ist Cinder. Ich habe ihn vor einer Woche mitten im Wald gefunden. Er schlief. Ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, ob er vielleicht von Wölfen aufgespürt oder gesehen werden konnte. Eigentlich hätte ich ihn dortlassen sollen, aber er ist noch jung … vielleicht dreizehn … und außerdem in schlechter Verfassung. Ich habe ihm etwas zu essen gegeben, und seitdem folgt er mir.«
    Erneut warf Aria einen Blick auf den Windschutz aus Kiefernzweigen. In der Nacht, als Perry sie im Wald zurückgelassen hatte, hatte sie eine Vorstellung davon bekommen, was es hieß, hier draußen allein zu sein. In jenen Stunden hatte sie nichts als nackte Angst empfunden. Sie konnte sich absolut nicht vorstellen, wie ein Dreizehnjähriger auf diese Weise überleben wollte.
    »Welchem Stamm gehört er an?«, fragte Perry.
    Roar nahm einen weiteren Schluck, bevor er antwortete. »Keine Ahnung. Der Kleine sieht aus wie jemand aus dem Norden.« Er schaute in ihre Richtung. Sah sie so aus wie jemand aus dem Norden? »Aber ich konnte es ihm nicht entlocken. Woher er auch immer kommen mag, glaub mir, ich würde ihn liebend gern dorthin zurückschicken. Er wird gleich wieder hier antanzen. Tut er immer, wenn ihn der Hunger packt. Aber erwarte nicht zu viel von seiner Gesellschaft.«
    Roar reichte Aria die schwarze Flasche. »Das Zeug heißt Luster. Wird dir schmecken, vertraue mir«, sagte er und zwinkerte ihr zu.
    »Du siehst nicht besonders vertrauenswürdig aus.«
    »Aussehen kann täuschen. Ich bin die Zuverlässigkeit in Person.«
    Perry grinste: »Ich kenn ihn schon mein Leben lang – glaub ihm kein Wort!«
    Aria erstarrte. Sie hatte Perry schon vorhin lächeln sehen, als er Roar gehört hatte, aber nun sah sie sein Gesicht direkt von vorn. Sein Lächeln war zwar schief – und es blitzten Eckzähne auf, die sich nicht ignorieren ließen –, aber zugleich war es auch vollkommen unerschütterlich und dadurch total entwaffnend. So als sähe man einen Löwen lächeln.
    Plötzlich wurde sie sich bewusst, dass sie ihn anstarrte, und nahm hastig einen Schluck aus der Flasche. Als der Luster ihr wie Lava die Kehle hinabfloss und eine brennende Hitze in ihrer Brust verbreitete, hustete sie röchelnd und prustend in ihren Ärmel. Das Getränk schmeckte wie gewürzter Honig, sämig und süß und beißend.
    »Und? Was sagst du dazu?«, fragte Roar.
    »Ist zwar wie flüssiges Lagerfeuer, aber nicht schlecht.« Sie konnte Perry nicht anschauen. Also trank sie einen weiteren Schluck, in der Hoffnung, dass der Luster ihr dieses Mal ohne Husten die Kehle hinabfließen würde. Eine weitere Feuerwelle erfasste sie, rötete ihre Wangen und bereitete ihr ein woh­lig-warmes Gefühl im Magen.
    »Willst du die Flasche ganz für dich behalten?«, fragte Perry.
    »Oh. Tut mir leid.« Sie reichte ihm den Luster. Dabei schien ihr Gesicht zu glühen.
    »Wie geht es Talon?«, erkundigte sich Roar. »Und Mila? Hatten Vale und sie schon das Glück, Talon ein Brüderchen zu schenken?« Trotz der leicht dahingesagten Worte schwang ein Anflug von Zweifel in seiner Stimme mit.
    Perry seufzte und stellte die Flasche ab. Dann fuhr er sich mit der Hand durchs Haar. »Nachdem du fort warst, hat sich Milas Zustand rapide verschlechtert. Sie ist vor ein paar Wochen gestorben.« Er schaute zu Aria. »Mila ist … war die Frau meines Bruders Vale. Ihr gemeinsamer Sohn heißt Talon. Er ist sieben.«
    Während Aria die Informationen zusammenfügte, rauschte ihr das Blut in den Ohren. Das also war der Junge, den ihre Leute entführt hatten – Perry versuchte, seinen Neffen zu retten!
    »Das hab ich nicht gewusst«, sagte Roar

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