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Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Titel: Gebannt - Unter Fremdem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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bestürzt. »Vale und Talon müssen die Hölle durchmachen.«
    »Vale schon.« Perry räusperte sich. »Talon ist weg. Ich habe nicht gut genug auf ihn aufgepasst, Roar.« Er zog die Knie an und senkte den Kopf, während er die Hände hinter dem Nacken verschränkte.
    Selbst im weichen Kerzenlicht erkannte Aria, wie sämtliche Farbe aus Roars Gesicht wich. »Was ist passiert?«, fragte er leise.
    Perrys breite Schultern zogen sich zusammen, als wollte er etwas Riesiges umschließen, in sich gefangen halten. Als er endlich aufschaute, wirkten seine Augen glasig und gerötet. Mit heiserer Stimme erzählte er ihnen eine Geschichte, in der Aria zwar vorkam, die sie jedoch noch nicht gehört hatte: Er war auf der Suche nach Medikamenten in ihre Biosphäre eingedrungen, um einem kranken Jungen zu helfen. Dem Jungen, den ihre Leute entführt hatten. Er erzählte Roar von der Vereinbarung, die sie beide getroffen hatten: Sobald Marron ihr Smarteye repariert hatte, würde sie Kontakt mit ihrer Mutter aufnehmen. Dann würde er Talon zurückbekommen, und Lumina würde Aria nach Bliss mitnehmen.
    Nachdem er geendet hatte, saßen sie eine Weile schweigend da. Aria hörte lediglich das Rascheln von Blättern im Wind.
    Dann räusperte Roar sich und verkündete: »Ich bin dabei. Wir werden sie finden, Perry. Talon und auch Liv.«
    Schnell wandte Aria ihr Gesicht ab. Sie wünschte, ihre Freundin wäre bei ihr – Paisley fehlte ihr so sehr.
    Plötzlich stieß Roar einen leisen Fluch aus. »Achtung – Cinder ist wieder da.«
    Kurz darauf raschelte die Blätterwand und teilte sich dann. In der Lücke stand ein Junge mit dunklen, wilden Augen. Er war erschreckend mager, kaum mehr als Haut und Knochen in schmutzigen, abgetragenen Kleidern. Seine Haut war hell, fast so hell wie die ihre, erkannte Aria.
    Mit einem dumpfen Geräusch ließ Cinder sich neben ihr auf den Boden fallen und beäugte sie durch verfilzte, blonde Haarsträhnen. Sein Hemd hing ihm so lose am Leib, dass Aria seine Schlüsselbeine erkennen konnte, die wie Stöcke aus der Haut hervorstachen.
    Cinder ließ seinen Blick über ihr Gesicht gleiten. Seine Lider waren vor Erschöpfung ganz schwer. »Was hast du hier draußen verloren, Siedlerin?«, fragte er misstrauisch.
    Er saß zu dicht neben ihr. Aria rutschte ein Stück zur Seite. »Ich bin auf dem Weg nach Hause. Zu meiner Mutter.«
    »Wo ist sie?«
    »In Bliss. Das ist eine unserer Biosphären.«
    »Warum bist du fortgegangen?«
    »Ich bin nicht fortgegangen. Man hat mich rausgeworfen.«
    »Du bist rausgeflogen, willst aber trotzdem zurückkehren? Du hast echt eine Macke, Siedlerin.«
    Cinders Miene nach zu urteilen, musste eine Macke haben so etwas wie bescheuert sein bedeuten, überlegte Aria. »So gesehen, hast du vermutlich recht«, räumte sie ein.
    Roar warf ein Stück Brot auf den Boden. »Nimm das und zieh ab, Cinder.«
    »Ist schon gut«, sagte Aria. Cinder mochte zwar keine Manieren haben, aber es war eine kalte Nacht, und wo sollte er sonst hin? Hier draußen, ganz auf sich allein gestellt? »Von mir aus kann er bleiben.«
    Cinder hob das Stück Brot auf und biss hinein. »Sie will, dass ich bleibe, Roar.«
    Aria konnte erkennen, wie sein Kiefer beim Kauen mahlte. »Ich heiße Aria.«
    »Sie hat mir sogar ihren Namen genannt«, sagte Cinder. »Sie mag mich.«
    »Nicht mehr lange«, brummte Roar.
    Cinder sah sie an, während er mit offenem Mund kaute. Aria schaute weg. Jetzt benahm er sich mit Absicht ungehobelt.
    »Du hast recht«, bestätigte er. »Ich glaube, sie hat ihre Meinung schon geändert.«
    »Halt die Klappe, Cinder.«
    »Wie soll ich denn dann essen?«
    Roar setzte sich aufrecht. »Das reicht jetzt.«
    Doch Cinder grinste herausfordernd. »Und was hast du jetzt vor? Wirst du mir ab jetzt nichts mehr zu essen geben? Willst du das hier zurück?« Er hielt ihm das halb vertilgte Brot entgegen. »Nimm es, Roar. Ich will es nicht mehr.«
    Perry beugte sich vor und nahm ihm das Brot anstandslos aus der Hand.
    Verblüfft schaute Cinder ihn an. »Das hättest du nicht tun dürfen.«
    »Du wolltest es doch nicht.« Perry führte das Brot an den Mund. Wenige Zentimeter vor seinen Lippen hielt er inne. »Wirklich nicht? Oder hast du gelogen?« Seine Augen funkelten in der Dunkelheit. »Wenn du ihnen sagst, dass es dir leidtut, gebe ich es dir zurück.«
    Cinder schnaubte. »Es tut mir nicht leid.«
    Ein Lächeln umspielte Perrys Mundwinkel. »Du lügst ja immer noch.«
    Plötzlich wurde Cinder panisch.

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