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Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Titel: Gebannt - Unter Fremdem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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denke, du solltest das auch wissen.«
    »Danke für die Warnung, aber ich habe nicht vor, lange hierzubleiben. Außerdem sind Perry und ich nur Freunde. Und selbst das ist fraglich.«
    »Perry wollte, dass ich mich zuerst um dich kümmere. Und er hat erst Ruhe gegeben, als er erfuhr, dass du schon geschlafen hast. Er hat mir erzählt, dass du eine Woche auf diesen Schnittwunden gelaufen bist, ohne dich auch nur ein einziges Mal darüber zu beklagen. Ich glaube, da gibt es nicht viel, was fraglich ist.« Rose klappte den Koffer mit einem lauten Klicken zu, und ein Lächeln umspielte ihre Lippen. »Pass auf, wohin du gehst, Aria. Und versuch, deine Füße nicht zu belasten.«

Aria   | Kapitel Vierundzwanzig
    Nachdenklich trat Aria aus ihrem Zimmer in den Korridor ­hinaus; Roses Worte gingen ihr noch immer im Kopf herum. An den glatten, türkisfarbenen Flurwänden hingen prächtig bestickte Bildteppiche, die farbenfroh eine uralte Schlachtszene zeigten. In einer beleuchteten Mauernische am Ende des Ganges stand die lebensgroße Marmorstatue eines Mannes und einer Frau, die entweder in heftigem Kampf oder inniger Umarmung miteinander verschmolzen waren – was genau, ließ sich nur schwer sagen. Am anderen Ende des Korridors führte eine Treppe in die Tiefe, deren Geländer mit Blattgold verziert war. Aria lächelte. In Delphi stammte alles aus unterschiedlichen Epochen und Orten – Marrons Zuhause gab ihr das Gefühl, als befände sie sich in einem Dutzend Welten gleichzeitig.
    Perrys Stimme drang die Stufen herauf. Einen Moment lang schloss Aria die Augen und lauschte seiner tiefen Stimme und dem gedehnten Tonfall. Selbst für einen Außenseiter besaß er eine charakteristische, gemächliche Sprechweise. Er erzählte von seinem Zuhause, dem Tal der Tiden. Von seinen Sorgen wegen der Ätherstürme und der befürchteten Überfälle von anderen Stämmen. Für jemanden, der nur wenige Worte verlor, war er ein überzeugender Redner. Knapp, aber präzise. Doch nach ein paar Minuten musste Aria über ihr schamloses Lauschen selbst den Kopf schütteln.
    Die Treppe führte sie zurück in den Saal mit den Sofas. Auf einem saß Roar, während Perry sich auf dem anderen lümmelte. Marron hockte neben Roar, hatte die molligen Beine übereinandergeschlagen und wippte mit dem Fuß. Cinder konnte sie nirgends entdecken, aber das überraschte sie nicht. Als Perry sie sah, verstummte er und setzte sich aufrecht hin. Aria versuchte, nicht darüber nachzudenken, was es zu bedeuten hatte, dass er in ihrer Gegenwart nicht weitererzählte.
    Wie sie selbst trug auch er neue Kleidung: ein sandfarbenes Hemd und eine Lederhose, die eher schwarz als braun schimmerte und nicht tausendfach geflickt war. Seine sorgfältig gekämmten Haare glänzten im Lichtschein, und er trommelte mit den Fingern seiner gesunden Hand auf seinem Verband herum. Außerdem schaute er betont nicht in ihre Richtung.
    Marron kam auf sie zu und ergriff ihre Hände. In dieser Geste lag so viel Herzlichkeit, dass Aria nicht imstande war, ihm ihre Hände zu entziehen. Er trug eine Jacke, die Aria nur als Hausrock bezeichnen konnte – ein unglaubliches, burgunderrotes Samtding, mit schwarzem Satin abgesetzt und zusammengehalten mit einer schwarzen Satinschärpe.
    »Aha«, sagte er, während ein Lächeln seine Wangen rundete. »Du hast die Sachen also bekommen. Passen gar nicht schlecht, wie ich sehe. Ich habe veranlasst, dass noch weitere Kleider für dich bereitgelegt werden, meine Liebe. Aber für den Moment ist das hier ausgezeichnet. Wie geht es dir, mein Herzchen?«
    »Gut. Danke für die Sachen. Und für die Rose«, fügte sie hinzu, da ihr nun aufging, dass sie von Marron stammen musste, zusammen mit der Kleidung.
    Marron beugte sich zu ihr vor und drückte ihre Hände. »Ein kleines Geschenk für eine große Schönheit.«
    Aria lachte nervös. In Reverie war sie nichts Besonderes. Lediglich ihre Stimme hob sie von anderen Menschen ab. Es erschien ihr seltsam, für etwas gelobt zu werden, auf das sie keinen Einfluss hatte; andererseits fühlte es sich aber auch gut an.
    »Wollen wir essen?«, fragte Marron in die Runde. »Wir haben vieles zu besprechen und können dabei ebenso gut auch unseren Magen füllen. Bestimmt seid ihr alle ausgehungert.«
    Sie folgten ihm in einen Speisesaal, der genauso verschwenderisch gestaltet war wie alles in Delphi. Die Wände waren mit purpurroten und goldenen Textiltapeten versehen und mit deckenhohen Ölgemälden dekoriert.

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