Gebannt - Unter Fremdem Himmel
modern, ähnlich denen, die den Siedlern in der Biosphäre zur Verfügung standen.
»Wir betreiben hier eine Medizinstation«, erklärte Rose, als sie Arias Blick sah. »Auf diese Weise nimmt Marron einen Teil des Geldes ein, das er für den Unterhalt von Delphi benötigt. Die Leute reisen wochenlang, um sich hier behandeln zu lassen.« Sie warf einen prüfenden Blick auf Arias Sohlen und meinte dann: »Deine Füße sehen schon viel besser aus. Die Haut verheilt gut. Das wird jetzt kurz brennen …«
»Was ist das hier für ein Ort?«, fragte Aria.
»Delphi hat schon viele Funktionen gehabt: Vor der Einheit war es ein Bergwerk, danach ein Atombunker. Heutzutage zählt es zu den wenigen Orten, an denen man in Sicherheit leben kann.« Rose schaute kurz auf. »In der Regel versuchen wir, Ärger mit der Außenwelt weitestgehend zu vermeiden.«
Aria schwieg betreten. Was sollte sie dazu auch sagen? Sie waren verwundet hier aufgekreuzt, mit Kannibalen auf den Fersen. Rose hatte recht: Besonders unauffällig hatten sie sich nicht eingeführt.
Stumm sah sie zu, wie Rose ein Gel auf ihre Fußsohlen auftrug. Sofort stellte sich ein kühles, straffendes Gefühl ein, und bald darauf auch eine Linderung des Schmerzes, der sie seit einer Woche quälte. Anschließend drückte Rose Aria einen Apparat ans Handgelenk, der einem Lesegerät für lebenswichtige Organfunktionen ähnelte. Als das Ding piepte, überprüfte sie den kleinen Bildschirm auf der Rückseite und runzelte die Stirn. »Wie lange bist du dort draußen gewesen?«
»Acht … nein, zehn Tage«, erklärte Aria und rechnete die beiden Tage hinzu, die sie ohnmächtig im Fieberwahn verbracht hatte.
Überrascht hob Rose die Brauen. »Du bist zwar dehydriert und unterernährt, und ich habe natürlich noch nie eine Siedlerin behandelt, doch soweit ich es beurteilen kann, erfreust du dich guter Gesundheit.«
Aria zuckte die Achseln. »Ich fühl mich auch nicht so, als würde ich …«
Sterben .
Sie brachte es nicht fertig, den Satz zu beenden. Ihr Gesundheitszustand überraschte sie selbst am meisten. Sie erinnerte sich daran, wie sie zu Beginn ihrer Odyssee den Kopf auf Perrys Lederbeutel gelegt hatte. Sie war so unendlich erschöpft gewesen. Doch obwohl sich daran noch nicht viel geändert hatte und ihre Muskeln und Füße noch verheilen mussten, hatte sie nun den Eindruck, dass sie auch tatsächlich heilen würden. Die Bauchkrämpfe und Kopfschmerzen waren verschwunden und auch das allgemeine Krankheitsgefühl, das ihr in den Knochen gesteckt hatte.
Aber wie lange würde dieser Zustand anhalten? Wie lange würde es dauern, das Smarteye zu reparieren und zu Lumina zu gelangen?
Rose legte das Lesegerät wieder in den Koffer.
»Haben Sie auch Peregrine behandelt?«, fragte Aria plötzlich. »Der junge Mann, mit dem ich hierhergekommen bin?« Die Brandblasen an seinen Fingerknöcheln standen ihr noch lebhaft vor Augen.
»Ja. Allerdings wirst du schneller wieder gesund werden als er.« Rose legte ihre Hand auf den geöffneten Deckel, um den Koffer zu schließen, zögerte dann aber. »Er war schon einmal hier«, fügte sie hinzu.
Aria wusste, dass Roses Bemerkung sie zum Nachhaken verlocken sollte, und fragte beiläufig: »Tatsächlich?«
»Vor einem Jahr. Damals sind wir einander sehr nahegekommen«, erwiderte Rose und ließ damit keinen Raum für Missverständnisse. »Zumindest glaubte ich das. So sind Witterer nun einmal. Sie wissen genau, was sie sagen müssen und welche Wirkung sie damit erzielen. Sie geben dir genau das, was du willst, aber sich selbst geben sie nicht.« Rose schob ihren Ärmel hoch und zeigte die makellose Haut ihres Oberarms. »Nur wenn du einer von ihnen bist.«
»Das war jetzt wirklich … sehr offen«, bemerkte Aria und lachte dabei nervös. Unwillkürlich stellte sie sich Perry zusammen mit Rose vor. Eine wunderschöne Frau. Ein paar Jahre älter als sie selbst und Perry. Aria spürte, wie sie errötete, konnte sich aber die nächste Frage einfach nicht verkneifen: »Lieben Sie ihn noch immer?«
Rose lachte. »Darauf gebe ich am besten keine Antwort. Ich bin mittlerweile verheiratet und trage ein Kind unter dem Herzen.«
Aria starrte auf Roses noch flachen Bauch. War sie immer so offenherzig? »Ich weiß gar nicht, warum Sie mir das erzählt haben.«
»Marron hat mir gesagt, ich soll dir helfen. Und das habe ich hiermit getan. Ich wusste damals, worauf ich mich einließ. Ich wusste, dass es nie funktionieren würde. Und ich
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