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Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Titel: Gebannt - Unter Fremdem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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Kannibalen waren hinter ihm her? Tagelang hatte sie sich nur gewünscht, ihre Mutter in Bliss zu erreichen. Hatte sich vorgestellt, Lumina würde ihr ein Hovercraft schicken. Mit dem Bildmaterial von Soren würde sie ihren Namen von jedem Unrecht reinwaschen und in Bliss neu anfangen. Aber was war mit Perry? Würde er je wieder Marrons Zuhause verlassen können? Und wenn ja, würde er auf ewig vor den Krähern fliehen müssen?
    Marron betrachtete seinen Wein und schüttelte den Kopf. »In diesen rauen Zeiten geht es den Krähern glänzend.«
    Roar nickte. »Sie haben vor ein paar Monaten die Schwarzflossen ausgelöscht. Einen Stamm westlich von hier. Wie die meisten anderen hatten sie unter kargen Jahren zu leiden gehabt. Dann kamen die Ätherstürme und haben ihr Lager voll getroffen.«
    »Wir sind dort gewesen«, sagte Perry und schaute Aria an. »Das war der Ort mit den zerstörten Hütten.«
    Aria hatte einen Kloß im Hals und musste schlucken. Sie stellte sich die Wucht des Sturms vor, der dieses Dorf dem Erdboden gleichgemacht hatte. Perry hatte dort Stiefel und einen Mantel für sie aufgetrieben. Also hatte sie tagelang die Kleidung der Schwarzflossen am Körper getragen.
    »Sie haben einen schrecklichen Schicksalsschlag erlitten«, sagte Perry.
    »Das kann man wohl sagen«, pflichtete Roar ihm bei. »An nur einem einzigen Tag haben die Schwarzflossen die Hälfte ihrer Leute durch die Stürme verloren. Lodan, ihr Kriegsherr, hat Vale benachrichtigen lassen und ihm angeboten, den Rest seines Stammes den Tiden zu verpflichten. Das ist die höchste Form der Schande für einen Kriegsherrn, Aria.« Er schwieg einen Moment und warf Perry aus seinen dunklen Augen einen kurzen Blick zu. »Vale hat das Angebot abgelehnt. Er machte geltend, er könne nicht noch mehr hungrige Mäuler stopfen.«
    Perry wirkte betroffen. »Davon hat Vale mir gar nichts erzählt.«
    »Natürlich nicht, Perry. Hättest du seine Entscheidung denn befürwortet?«
    »Nein.«
    »Soweit ich weiß«, fuhr Roar fort, »hat Lodan sich dann in Richtung der Hörner aufgemacht.«
    »Zu Sable?«, fragte Marron.
    Roar nickte. »Es soll da einen Ort geben, von dem die Leute sich wilde Geschichten erzählen«, erklärte er Aria. »Ein Ort, frei von Äther. Sie nennen ihn ›die Blaue Stille‹. Manche behaupten, er wäre nicht real, sondern bloß das Traumbild eines klaren Himmels. Aber von Zeit zu Zeit kursieren eben Gerüchte.« Roars Blick kehrte zu Perry zurück. »Da draußen wird lauter spekuliert als je zuvor. Die Leute sagen, Sable hätte ihn entdeckt. Lodan war jedenfalls davon überzeugt.«
    Perry rutschte nach vorn, als wollte er jeden Moment von seinem Stuhl aufspringen. »Wir müssen herausfinden, ob das stimmt.«
    Bedächtig legte Roar die Hand auf sein Messer. »Wenn ich zu Sable gehe, dann nicht, um ihm Fragen über die Blaue Stille zu stellen.«
    »Wenn du zu Sable gehst, dann deswegen, um meine Schwester zu übergeben, so wie du es hättest tun sollen.« Perrys Stimme hatte einen kühlen Ton angenommen. Arias Blick zuckte von Roar zu Perry.
    »Was ist mit den Schwarzflossen geschehen?«, erkundigte sich Marron und schnitt in aller Seelenruhe das Fleisch auf seinem Teller in ein makelloses Viereck – so als würde er die Spannung, die plötzlich im Raum lag, nicht spüren.
    Roar nahm einen kräftigen Schluck, bevor er erklärte: »Die Schwarzflossen waren bereits geschwächt, als sie unter freiem Himmel von Krankheiten befallen wurden. Dann kamen die Kräher und brachten die stärksten Kinder in ihre Gewalt. Den anderen … Tja, sie haben getan, was Kräher eben tun.«
    Aria senkte den Blick. Die Soße auf ihrem Teller sah plötzlich zu rot aus.
    »Furchtbar«, sagte Marron und schob seinen Teller von sich. »Der Stoff für Albträume.« Dann schaute er zu Aria und schenkte ihr ein Lächeln. »Bald wirst du all das hinter dir lassen, meine Liebe. Perry hat mir erzählt, dass deine Mutter Wissenschaftlerin ist. Welche Art von Forschung betreibt sie denn?«
    »Genetik. Viel mehr weiß ich auch nicht. Sie arbeitet für das Komitee, das sämtliche Biosphären und die Welten überwacht: den ZGB, den Zentralrat Grüne Biosphären. Dabei handelt es sich um Forschung auf höchster Ebene. Lumina darf nicht darüber sprechen.« Einen Moment lang schämte Aria sich für ihre Worte: Es klang so, als könne ihre eigene Mutter ihr keine Infor­mation anvertrauen. »Sie engagiert sich sehr für ihre Arbeit. Vor ein paar Monaten wurde sie versetzt, um

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