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Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Gebannt - Unter Fremdem Himmel

Titel: Gebannt - Unter Fremdem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Rossi
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in einer anderen Biosphäre zu forschen«, fügte sie hinzu, da sie das Bedürfnis verspürte, mehr zu sagen.
    »Deine Mutter ist nicht in Reverie?«, erkundigte Marron sich interessiert.
    »Nein. Sie musste nach Bliss, zu irgendeinem Forschungsprojekt.«
    Marron setzte seinen Wein so unvermittelt ab, dass er über den Rand des Kristallglases schwappte und das cremefarbene Tischtuch durchtränkte.
    »Was ist denn?«, fragte Aria erstaunt.
    Marrons Ringe funkelten rot und blau, als er seine Armlehnen umklammerte. »Es kursiert da ein Gerücht unter den Händlern, die vergangene Woche vorbeikamen. Nur ein Gerücht, Aria. Du hast ja gehört, was Roar über die Blaue Stille erzählt hat. Die Leute reden nun einmal viel, wenn der Tag lang ist.«
    Der Raum um Aria schien sich zu drehen. »Was für ein Gerücht?«
    »Es tut mir leid, dir das sagen zu müssen, aber … Es heißt, Bliss sei von einem Äthersturm getroffen worden. Angeblich wurde es dabei zerstört.«

Peregrine   | Kapitel Fünfundzwanzig
    Perry stand vor Arias Tür; seine Lungen pumpten wie ein Blasebalg. Marrons Refugium bot eine Menge Vorteile: Nahrung. Betten. Nahrung. Aber diese ganzen Türen und Mauern schränkten seine Sinne extrem ein und ließen ihn die Stimmungen anderer Menschen nur sehr begrenzt wahrnehmen. Er dachte an all die Male in der vergangenen Woche, als er sich eine Pause gewünscht hatte: nur eine Stunde, in der er Arias oder Roars Kummer nicht permanent spürte. Und hier stand er nun und schnüffelte praktisch an dem Schlitz unter Arias Tür.
    Er konnte rein gar nichts riechen. Perry legte ein Ohr an das Holz, doch das brachte genauso wenig. Leise fluchend trabte er die Treppe hinunter. Im Erdgeschoss betrat er einen Raum, der vollkommen leer war, abgesehen von einem großen Gemälde, das an versehentlich verspritzte Farbkleckse erinnerte, und der schweren Stahltür eines Fahrstuhls. Perry drückte wie wild auf die Knöpfe des Paneels und lief unruhig auf und ab, bis die Tür aufglitt. In der Aufzugkabine gab es keine Knöpfe – der stählerne Kasten führte nur zu einem einzigen Ort hinab: Marron nannte ihn den »Nabel«.
    Nach zehn Sekunden brach Perry der Schweiß aus. Er fuhr immer weiter hinunter, tiefer, noch tiefer, und stellte sich dabei all die Schritte in umgekehrter Richtung vor, die er zum Erklimmen des Bergs benötigt hatte. Schließlich verringerte der Aufzug seine Geschwindigkeit und hielt dann an, doch Perrys Magen schien noch eine Weile weiterzusinken. Dieses Gefühl kannte er noch von seinem ersten Besuch, und er würde es so schnell auch nicht wieder vergessen. Endlich ging die Tür auf.
    Ein schwerer, muffiger Geruch wie von feuchter Erde drang ihm in die Nase. Perry musste ein paarmal niesen, während er auf die Quelle des Lichtscheins am Ende des breiten Flurs zuging. Entlang der Wände standen Kisten aufgestapelt, bis oben gefüllt mit sonderbaren Gegenständen: verstaubte Vasen und Stühle. Der Arm einer Schaufensterpuppe. Ein Paravent aus dünnem Papier, mit Kirschblüten bemalt. Eine Harfe ohne Saiten. Eine Holzkiste mit Türknäufen, Scharnieren und Schlüsseln.
    Bei seinem letzten Besuch hatte er jede einzelne dieser Kisten durchforstet. Wie alles bei Marron hatten ihm die Objekte, die hier im Nabel lagerten, etwas über die Welt vor der Einheit erzählt – eine Welt, die Vale schon Jahre vor ihm in Büchern entdeckt hatte.
    Perry schob sich an dem Gerümpel vorbei bis ans Ende des Ganges, der zu einer Tür führte. Beim Betreten des dahinterliegenden Raums begrüßte er Roar und Marron mit einem kurzen Kopfnicken und schaute sich um: Eine Zimmerseite wurde von Computern in Beschlag genommen. Die meisten waren uralt, doch Marron besaß auch ein paar hochmoderne Ausrüstungsgegenstände der Siedler, so elegant wie Arias Smarteye. An einer Mauer hing ein wandfüllender Bildschirm, genau wie im Wohnraum oben im Erdgeschoss. Perry warf einen Blick darauf und sah die Ebene, die sie vor dem letzten Anstieg zu Marron durchquert hatten. Die Farben waren sonderbar und das Bild selbst unscharf, doch er konnte deutlich die Gestalten erkennen, die, in Umhänge gehüllt, um ein paar Zelte hockten.
    »Ich habe dort eine Mikrokamera installieren lassen«, erklärte Marron hinter seinem Holzschreibtisch. Er überwachte die Bilder auf dem Wandmonitor mithilfe einer flachen Steuerungskonsole. Auf seinem Schreibtisch lag auf einem dicken schwarzen Brett, das an eine Granitplatte erinnerte, Arias Smarteye. »In Anbetracht

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