geben ein Fest
miteinander befreundet?“, fragte Hilda.
„Aber ja“, antwortete Dot, „wir haben schon in der Sandkiste zusammen gebuddelt und haben uns immer gut verstanden. Deshalb tut es mir ja auch so leid.“
„Na, da muss sich doch alles wieder in Ordnung bringen lassen.“ Und sie überlegte mit den Freundinnen.
„Lösen Sie nicht vorschnell alte Bindungen. Vertrauen ist schnell zerstört, geben Sie es nicht leichtsinnig preis ...“ So hochtrabend fassten sie abends vor dem Schlafengehen ein neues Horoskop ab: Hilda, Corni und die Zwillinge. Wie aber sollten sie es Vera glaubwürdig präsentieren?
Corni wusste Rat. „Ich kenne einen Setzer, der bei unserem Käsblatt, bei den ‚Stadtnachrichten’, arbeitet. Er kommt öfter zu uns, weil mein Vater ja die amtlichen Mitteilungen durchsehen muss. Der druckt es uns vielleicht.“
Corni erreichte das tatsächlich. Sie fuhr in die Stadt, fragte in der Druckerei nach Herrn Willemei und gab ihm den Zettel. „Es soll ein Spaß sein“, erklärte sie ihm.
„Mach ich, Fräulein Corni“, versprach er ihr. Sie gefiel ihm. „Wenn Sie ein bisschen Zeit haben - in einer Viertelstunde können Sie den Abzug mitnehmen.
Lachend brachte Corni den Freundinnen den Zettel. Er hatte richtig Tierkreiszeichen und Datum - Krebs (27.6. bis 21.7.) - darüber gestellt und den Text abgedruckt.
Vera fand den Zettel abends an ihrem Platz im Speisesaal. Sie merkte nicht, dass die anderen sie beobachteten. Eifrig las sie und schob den Zettel dann in ihr Täschchen. Sie schielte zu Dot hinüber, die am Nachbartisch saß.
Auf welche Weise die beiden Freundinnen wieder zusammenkamen, konnte niemand beobachten. Wahrscheinlich hatte Vera sich einen kräftigen Ruck gegeben und war zu Dot gegangen. Und Dot hatte es ihr gewiss nicht schwer gemacht. Jedenfalls strahlten beide Mädchen am nächsten Tag, und Rena strahlte mit ihnen.
„Der Glaube macht selig“, sagte Corni lachend, „und der Aberglaube auch. Hauptsache: Er ist hübsch verpackt.“
Vera blieb nicht das einzige Sorgenkind für ihre Mitschülerinnen. Viel plötzlicher und viel schlimmer änderte sich das Leben für Suse. Auch Suse war von Anfang an in der Klasse. Sie war nicht immer beliebt gewesen. Durch eigene Schuld: Sie gab furchtbar an mit dem Reichtum ihres Vaters und ihrem großartigen Zuhause. Dabei benahm sie sich wie eine Landpomeranze und benützte manchmal so unflätige Ausdrücke, dass den anderen grauste. Im Lauf der Jahre war das anders geworden. Die Protzerei hatte ihr eine ältere Schülerin abgewöhnt. Sie wusste, dass Suses Eltern nur durch glückliche Umstände zu Geld gekommen waren und sich ihr Leben danach eingerichtet hatten. Deshalb hatten sie ihre Tochter auch in eine angesehene Schule geschickt. Dort hatte Suse im Unterricht und auch durch den Umgang mit den anderen Mädchen in Lindenhof gelernt, sich in gutem Deutsch auszudrücken. Sie unterschied sich nicht mehr von den Mädchen in ihrer Klasse. Wenn sie wieder einmal in die alte Vornehmtuerei verfiel, dann brachten die anderen sie mit ihrem Spott schnell wieder zur Vernunft. Eigentlich mochten die Mädchen aus der Vierten Suse nun recht gern. Deshalb fiel ihnen bald auf, dass sie mit einem Mal bedrückt war. Ein paarmal schien sie sogar geweint zu haben. Was war bloß los mit ihr?
Hilda fühlte sich als Klassensprecherin verantwortlich, wenn eine Mitschülerin Schwierigkeiten hatte. Deshalb nahm sie Suse beiseite und fragte sie geradezu: „Bei dir stimmt etwas nicht. Warum bist du so traurig?“
Als hätte Suse nur auf eine solche Frage gewartet, so purzelten ihr die Tränen übers Gesicht. „Ich muss fort von Lindenhof“, klagte sie. „Meine Eltern können das teure Schulgeld nicht mehr bezahlen.“
Ausgerechnet Suses Eltern, die doch reich waren und Wert auf eine gute Schule für ihre Tochter legten? „Wie kommt das?“, fragte Hilda.
Suse schilderte, was sie aus Briefen ihrer Eltern wusste: Ihr Vater hatte einen Bauernhof gekauft und viel Geld hineingesteckt, um alles modern und schön einzurichten. „Aber er versteht nichts von der Landwirtschaft und musste sich ganz auf seinen Verwalter verlassen“, berichtete Suse. „Der war anscheinend nicht ehrlich und wirtschaftete in die eigene Tasche.“ Die Mutter verstand natürlich genauso wenig von der Landwirtschaft. Vielleicht war ihr die Arbeit auch nicht fein genug. Jedenfalls hatte sie alles fremden Menschen überlassen. „Und nun hat es neulich ein schreckliches Unwetter gegeben. Die
Weitere Kostenlose Bücher