geben ein Fest
ganze Ernte ist vernichtet. Jetzt kann mein Vater den Hof nicht mehr halten und musste Konkurs anmelden“, erzählte Suse weiter.
„Aber er ist doch gewiss versichert?“, fragte Hilda, deren Vater eine große Gärtnerei besaß und der auch schon unter Unwetterschäden zu leiden gehabt hatte.
„Eben nicht!“, antwortete Suse und fing wieder zu weinen an. „Der Verwalter hat das Geld nicht eingezahlt. Mein Vater bekommt also nichts. Der Verwalter ist längst über alle Berge.“ Das war freilich bitter. „Mein Vater möchte ja den Hof am liebsten halten. Die Landwirtschaft fing gerade an ihm Freude zu machen. Vielleicht braucht er nur einen Teil des Landes zu verkaufen. Er ist fleißig. Und sicherlich hat er auch schon viel gelernt. Aber meine Mutter will nicht. Ihr passt es nicht, dass sie sich dann um den Milch - und Eierverkauf kümmern soll. Ich glaube, meine Eltern streiten sich jetzt ständig. Wenn ich nach Hause komme, wird es gewiss schrecklich. So gern möchte ich meinem Vater helfen. Aber wie kann ich das?“
Hilda war erstaunt. Da stand eine ganz andere, eine neue Suse vor ihr. Niemals hätte sie ihr solche Gedanken zugetraut. Sie sprach mit den anderen darüber. Die wussten zunächst auch keinen Rat. Dann fragte Jenny - ausgerechnet Jenny, die Suse gern verspottete und garstig zu ihr war: „Ob wir Frau Theobald nicht bitten können, dass Suse bis zu den Ferien hierbleiben darf? Vielleicht bezahlen unsere Eltern einen Teil des Schulgeldes.“
„Das versuchen wir gleich morgen früh“, sagten ein paar. Die praktische Petra hatte noch einen Vorschlag: „Wenn wir nun in den Ferien hinfahren und bei der Ernte helfen?“
„Ja, und wenn Suses Mutter merkt, dass wir die Arbeit schaffen und sogar Spaß daran haben, fasst sie vielleicht auch mit an.“ Ein paar Mädchen waren sofort mit dem Plan einverstanden. Es würde sicherlich klappen.
Frau Theobald hatte schon einen Brief von Suses Vater erhalten. Sie war erstaunt, dass die Klasse sich für Suse einsetzte. „Eigentlich dachte ich, sie wäre den meisten von euch gleichgültig“, sagte sie zu Hilda. „Aber es freut mich, dass ihr so gut zusammenhaltet. Deshalb will ich euch gern helfen. Für ein Stipendium reichen Suses Leistungen nicht aus - leider. Doch ich werde mit dem Landrat sprechen. Er hat mir ja Hilfe zugesagt, wenn sie nötig ist. Euren Ferienplan finde ich großartig. Auch wenn ihr nicht gewaltig viel schaffen könnt, so macht ihr Suse doch Mut. Vielleicht findet ihr Vater inzwischen einen Weg, aus der schlimmsten Not herauszukommen.“
Als Suse hörte, was die Klasse unternommen hatte, weinte sie wieder, diesmal nicht vor Kummer, sondern vor Rührung. „Oh, ich werde in den Ferien tüchtig zupacken“, versprach sie, „und ihr werdet sehen, ich kann meinem Vater eines Tages helfen.“
Tatsächlich begann für Suse nun ein neues Leben. Sie fuhr schon am nächsten Wochenende heim und kam ganz gefasst wieder. „Mein Vater sagt, er wird wahrscheinlich einen Bankkredit bekommen. Unser großes Haus will er verkaufen. Dann hat er schon etwas Luft. Er hat sogar einen jungen Mann gefunden, einen Bauernsohn, der eine Stellung sucht. Der hilft ihm fürs Erste. Ich brauche also nicht fortzugehen von Lindenhof, wenn Frau Theobald mir etwas vom Schulgeld nachlässt. Aber in den Ferien werde ich von früh bis spät schuften. Wenn ein paar von euch kommen wollen, ist das sehr schön. Aber opfern sollt ihr eure Ferien nicht. Wir schaffen es schon. Nur wegen meiner Mutter wäre es großartig. Sie kann sich noch gar nicht damit abfinden, dass sie plötzlich nicht mehr viel Geld hat und selber wieder arbeiten soll.“
„Jaja“, meinte Bobby zu Jenny. „Wir sind das reinste Fürsorgeunternehmen. Einmal kümmern wir uns um geistig minderbemittelte Horoskop-Gläubige, das andere Mal um einen ganzen Familienbetrieb mit seinen Sorgen. Wer wird unser nächstes Sorgenkind sein?“
Es war Mamsell ...
Mamsell ist in der Klemme
„Schade“, hatte Mamsell gesagt, als Babs Kröger aus der Fünften wegging. Denn Babs stand auch in Französisch auf Eins und sprach so, als sei sie im schönen Frankreich aufgewachsen. Mamsell war immer schon scharf auf so gute Schülerinnen gewesen und nahm jedes Versagen in ihrem Fach beinahe als persönliche Beleidigung. Aber in letzter Zeit war das noch schlimmer geworden. Nur etwas fiel den Mädchen auf: Sie schimpfte nicht mehr. „Abominable - fürchterlich“, hatte sie oft geschrien und die Hände gerungen,
Weitere Kostenlose Bücher