geben ein Fest
und Mutter sind ja beide meistens auf Tournee und Bettina neuerdings auch. Nun haben wir ein Haus in den Bergen und auch irgendeine Verwandte als Haushälterin. Dort soll ich wohnen und im Nachbarort zur Schule gehen.“
Betroffen hörten die Mädchen diese Nachricht. Andrea war nun fast das ganze Schuljahr hindurch in Lindenhof gewesen. Zuerst hatte es gar nicht so ausgesehen, als würde sie eine gute Kameradin werden. Aber dann hatte sie sich gemausert. Auch im Unterricht hatte sie sich enorm gemacht. Nun gehörte sie sogar zu den guten Schülerinnen und arbeitete viel mit der Klassenbesten, mit Petra, zusammen. Seitdem durfte sie auch Ballettstunden geben. Denn Andrea wäre beinahe Tänzerin geworden, genauso wie ihre Schwester. Sie hatte bereits viele Stunden genommen, aber das strenge Arbeiten hatte ihr auf Dauer keinen Spaß gemacht. Noch dazu war sie auf einmal enorm in die Höhe geschossen und hatte mit ihrer Größe kaum Aussichten auf eine erfolgreiche Laufbahn.
„Dass wir Andrea eines Tages nachtrauern würden, das hättest du dir auch nie gedacht“, sagte Hanni zu ihrer Schwester.
„Ach weißt du“, antwortete Nanni, „ich glaube, wir haben ihr am Anfang unrecht getan. Stell dir vor, der Vater spielt an verschiedenen Bühnen Heldenrollen, die Mutter gibt irgendwo anders Konzerte, und die Schwester tanzt. Die ganze Familie ist zerstreut. Selten sind alle zusammen. Da muss ein Mädchen sich ja abschirmen gegen andere. Und dann kam noch die verrückte Geschichte dazu, dass hier im Internat viele Andrea für eine Prinzessin hielten und sie dementsprechend anhimmelten. Weißt du das nicht mehr?“
„Natürlich. Glaubst du, ich habe dieses blöde Getue vergessen, das viele um Andrea machten, allen voran unsere liebe Cousine!“
„Na und uns ist Andrea dadurch verdächtig geworden, sie war uns alles andere als sympathisch und kam uns albern vor. Dabei konnte sie im Grunde gar nichts dafür.“
Sie beschlossen, in dieser letzten Zeit dafür besonders nett zu Andrea zu sein. Viele andere aus der Klasse dachten ähnlich. Auch ohne eine Prinzessin zu sein, wurde Andrea nun von allen verwöhnt. Sie wurde eingeladen, wenn sie in der Stadt oder im Nachbardorf Mitschülerinnen traf. Sie nahmen ihr Extraarbeiten ab, weil sie doch ihre Freizeit für die Ballettstunden opferte. Und vor allem: Sie redeten gern und freundschaftlich mit ihr.
Andrea genoss das sehr. Aber sie wollte sich bei ihren Mitschülerinnen revanchieren. Und eines Tages kam ein toller Vorschlag. „Hört mal her!“, rief sie gegen Abend kurz vor dem Schlafengehen. „Ich habe eine Einladung für euch. Ihr wisst ja, dass meine Schwester Bettina Tänzerin ist. Auf ihrer großen Sommer-Tournee kommt sie demnächst nach Bad Griessee. Das ist nicht allzu weit weg von hier. Falls ihr Lust habt und mit hinfahren wollt, so wie Corni und ich es Sonntag in acht Tagen bestimmt tun, dann stiftet sie allen Freiplätze. Ich habe Frau Theobald schon gefragt, ob wir fahren dürfen. Sie erlaubt es und lässt uns sogar an die Bahn bringen und wieder abholen.“
Ein gewaltiger Wirbel brach los. So eine Gelegenheit gab es nicht oft. „Was kostet die Bahnfahrt? Und das Mittagessen? Was ziehen wir an - unsere Dirndl, oder sind die für den Kurort nicht fein genug?“
Fragen über Fragen ... die meisten machten zunächst einmal Kassensturz. So kurz vor den Ferien konnten sie sich noch eine Extratour leisten, und sie wollten alle gern fahren. Auch die Kleiderfrage wurde gelöst: Festkleider besaßen sie alle. Die wollten sie anziehen. Ob eine Lehrerin mitfuhr?
„Ich weiß etwas“, meinte Petra. „Wir laden das Vögelchen ein mitzufahren. So zum Abschied - das kann Frau Jenks nicht kränken. Und mit dem Vögelchen wird es bestimmt nett.“
„Prima Einfall!“ Alle waren begeistert und versuchten noch am gleichen Abend, Frau Vogel zu erreichen. Doch es war schon spät. Am anderen Morgen stellte sich heraus, dass sie mit der Zeichenlehrerin ins Kino gegangen war. Sie freute sich über die Einladung und sagte zu.
Neidisch hörten die anderen Klassen, was die Vierte plante.
„Bei euch gibt es eigentlich mehr Überraschungen als bei uns anderen“, sagte Tessie zu den Zwillingen. „Ich möchte wohl wissen, woran das liegt.“
„Wir haben eben so was Anziehendes“, antwortete Hanni grinsend. Aber Nanni setzte vorsichtig hinzu: „Anziehend für Überraschungen.“
Ein aufregender Ausflug ins Sommertheater
Es wurde ein großartiger Tag. Sie hatten
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