Gebieter der Träume
mein Herz erfreuen und meine Angst lindern. Das Einzige, was ich bedaure, ist, dass ich dein schönes Lächeln nicht mit eigenen Augen sehen kann.«
Er hatte sie unter Tränen angelächelt und sich dann auf die Brust geklopft. »Aber ich spüre deine Schönheit hier, und ich weiß, dass es auf der ganzen Welt keine schöneren und wertvolleren Kinder gibt als dich und deine Cousins und Cousinen. Ich bin froh, dass ich auf dieser Welt letztlich eine Spur der Liebe und Freundschaft hinterlasse, obwohl mir jemand schreckliches unrecht angetan hat. Ich zahle es diesen Menschen nicht mit gleicher Münze heim. Wir werden immer an unseren Handlungsweisen erkannt werden. Sorge dafür, dass die deinen immer gut sind.«
Geary musste sich räuspern, als die Erinnerung in ihr aufstieg und ihr die Tränen in die Augen traten. Sie liebte ihren Großvater Theo. Er war ein guter Mensch, und sie würde ihn niemals verletzen, wenn sie es irgend verhindern konnte. Er hatte in seinem Leben schon genug Menschen verloren. Sie würde nicht zulassen, dass er noch jemanden zu Grabe tragen müsste, den er liebte.
»Die Suche ist zu Ende.«
Arik runzelte ungläubig die Stirn. »Wirklich?«
Sie nickte. »Ich glaube, die Explosion des Schiffes war ein Zeichen. Ich finde, wir sollten es sein lassen, ehe noch jemand zu Schaden kommt.«
»Glaubst du, Tory wird zulassen, dass du das tust?«
Da hatte er recht, aber das war bedeutungslos. »Wenn sie irgendetwas sagt, schicke ich sie nach Hause zurück.«
»Und das wird sie mit sich machen lassen?«
»Nur strampelnd und schreiend.« Geary schüttelte sich bei dem Gedanken, wie zornig das Mädchen werden würde. Aber besser lebendig und zornig, als tot und glücklich. »Manchmal wollen wir das nicht, was das Beste für uns ist, aber wir brauchen es trotzdem.« Das war ein weiterer Spruch ihres Großvaters.
Arik war immer wieder überrascht von Geary. Er war so an Leute gewöhnt, die an nichts anderes denken konnten als an sich selbst, dass ihr Altruismus ihn verblüffte. Dass sie ein Ziel aufgeben würde, das ihr so viel bedeutete, nur um jemanden in Sicherheit zu wissen …
Das war wunderbar.
Und weil er genau wusste, wie wichtig es ihr war, wollte er, dass sie ans Ziel kam. Niemand sollte seinem Traum so nahe kommen, ohne ihn zu erreichen. Das schien ihm grausam.
Es würde sein Abschiedsgeschenk für sie sein. Ehe er starb, wollte er ihren freudigen Gesichtsausdruck sehen, weil ihr Vater rehabilitiert war. »Wie wäre es, wenn wir einen Kompromiss schließen?«
Sie schaute ihn erstaunt an. »Wie sollte das möglich sein? Du hast doch selbst gesagt, dass alle Götter dagegen sind, Atlantis zu finden.«
»Wir könnten es versuchen. Ich bringe dich zum Grabungsort zurück, und wir können eine Handvoll Gegenstände bergen, die eher bedeutungslos sind – aber genügen, um zu beweisen, dass dein Vater nicht verrückt gewesen ist. Dann erzählen wir Tory, dass dieser Ort zu instabil ist, als dass man dort weitergraben könnte. Du sagst ihr, ein Teil der Mauer hat nachgegeben und uns fast unter sich begraben. Wir konnten gerade noch entkommen. Wir können die Sauerstoffversorgung kappen, damit es echter aussieht. Dann sagen wir, Atlantis muss am Boden des Meeres bleiben, wo die Götter es absichtlich zur Ruhe gebettet haben.«
Geary war verblüfft, als sie die Logik dieser Argumentation hörte. Bis die Realität wieder auf sie einstürzte. »In meinem Grabungsbericht müsste ich die genaue Stelle preisgeben.«
»Dann lüge. Wer soll das jemals herausfinden? Du kannst den Leuten irgendeine andere Stelle angeben. Sag einfach, der Ort liegt vor der Küste von Mykonos.«
»Aber wenn jemand anders dort sucht …«
»Dann wird er nichts finden, und das wird er auch überleben. Seit elftausend Jahren suchen die Menschen nach Atlantis und haben es nicht gefunden. Das ist nur ein weiteres Kapitel in diesem Buch. Aber du wirst den unwiderlegbaren Beweis dafür in Händen halten, dass Atlantis wirklich existiert hat. Niemand wird in der Lage sein, einen Beweis dagegen zu erbringen.«
Ob das klappen würde? Es klang einfach viel zu gut, um wahr zu sein. »Bist du sicher, dass die Götter dann beschwichtigt sind?«
»Das glaube ich schon. Du musst mir nur die Telefonnummer von Kat geben.«
»Warum?«
Arik zögerte, ehe er antwortete. Er wollte Kat und ihre Beziehung zu den Göttern nicht preisgeben. Wenn Kat wollte, dass Megeara darüber Bescheid wusste, dann musste sie es ihr selbst sagen, das war
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