Gebieter der Träume
Teddy, Christof und all die anderen …
Und es wäre ihre Schuld. Alles war ganz allein ihre Schuld. Wie hatte ihr Vater nur mit dieser Schuld leben können? Kein Wunder, dass er zum Alkoholiker geworden war. In diesem Augenblick verstand sie ihn so gut wie nie zuvor. Sie hatte so viel Zeit damit zugebracht, ihm die Schuld zuzuweisen, aber nie darüber nachgedacht, dass er sich selbst die meiste Schuld gab. Der Schmerz fraß ihn auf, weil er wusste, dass er seine Familie in Gefahr gebracht hatte und dass sie seinetwegen gestorben waren.
Es tut mir so leid, Dad.
Wenn sie hier herauskommen sollte und die anderen überlebt hatten, dann wäre die ganze Sache vorbei. Sie würde nie wieder das Leben eines Menschen gefährden. Alles war nur ein dummer Traum, der es nicht wert war, dass man seinetwegen einen einzigen Tropfen Blut vergoss. Sie wollte kein weiteres Leben mehr riskieren. Atlantis wollte nicht entdeckt werden.
Sie war fertig mit dieser ganzen Sache.
Plötzlich merkte Geary, dass es heller wurde. Sie schaute nach oben und konnte das Sonnenlicht sehen, das sich in den Wellen über ihrem Kopf brach.
Jetzt war es nicht mehr weit. Doch ihre Freude wurde von der Furcht vor dem getrübt, was dort oben auf sie warten würde. Was war der Besatzung zugestoßen? Geary wurde von grauenhaften Bildern geplagt. Tory und Thia trieben mit dem Gesicht nach unten im Wasser, oder sie waren entstellt … sie würden um Hilfe schreien …
Bitte, bitte, mach, dass es ihnen gut geht.
Je näher sie der Wasseroberfläche kam, desto stärker zog es ihr die Kehle zusammen. Sie hatte kaum noch Luft in der Lunge, und das war beklemmend und schmerzhaft. Ihre Lunge brannte wie Feuer, und wieder erfasste sie die Panik. Wie tragisch, so kurz vor dem Ziel sterben zu müssen. Nur noch ein paar Meter, und sie würde die Oberfläche erreichen.
Sie begann ihre Tauchmaske abzuziehen, während sie sich weiter nach oben kämpfte. Ihre Glieder fühlten sich entsetzlich schwer an, und ihr Herz hämmerte vor Anstrengung. Sie wollte so verzweifelt gerne Luft holen, aber sie wusste, dass es nicht möglich war.
Bitte …
Als Geary die Wasseroberfläche erreichte, hatte sie es geschafft, die Maske auszuziehen, und schnappte endlich nach Luft. Sie zitterte, und das kalte Wasser lief ihr in den Tauchanzug. Aber es tat so gut, endlich wieder frei atmen zu können, dass es ihr völlig egal war.
Sie drehte sich um die eigene Achse, um sich zu orientieren. Das Erste, was sie sah, waren die rauchenden Überreste ihres Schiffes. Es war nicht besonders viel von ihm übrig geblieben.
Aufgeregt schwamm sie darauf zu, als jemand an ihr zog. Sie schaute sich um und sah Arik.
»Sie sind alle tot«, schluchzte sie und machte sich von ihm los. »Ich muss sie finden.«
»Sie sind nicht tot.«
Ärger durchschoss sie, und sie öffnete den Mund, um ihm zu sagen, er solle sie nicht bevormunden. Arik deutete in die entgegengesetzte Richtung.
Sie schaute dorthin und sah das kleine Rettungsboot. Alle waren darin: Tory, Justina, Solin, Althea, Teddy, Thia, Christof und Brian. Die Erleichterung durchfuhr Geary mit solcher Macht, dass sie in den Wellen unterging.
Arik schnappte sie, drückte sie an sich und half ihr, wieder nach oben zu kommen. Sie lachte und weinte gleichzeitig, warf ihm die Arme um den Hals und küsste ihn. So etwas hatte er noch nie erlebt. Es war, als ob sie ihre Gefühle nicht mehr unter Kontrolle hätte. Sie lächelte ihn an, dann ließ sie ihn los und schwamm zum Rettungsboot.
Völlig perplex trat er Wasser, während Kat und Scott neben ihm auftauchten.
»Den Göttern sei Dank«, sagte Kat, nachdem sie ihre Tauchmaske abgenommen hatte.
»Was, zum Teufel, ist mit dem Boot passiert?«, fragte Scott.
Kat starrte ihn überrascht an. »Es ist in die Luft geflogen.«
»Ja – aber warum?«
Sie starrte Arik an. »Das ist wirklich eine interessante Frage, findest du nicht auch?«
»Allerdings.«
Scott schwamm Megeara hinterher, während Kat und Arik zurückblieben.
»Glaubst du, Zebulon hatte da seine Hand im Spiel?«, fragte er sie.
Kat schüttelte den Kopf. »Nein, das ist nicht seine Art. Er hätte uns alle einfach zerquetscht, und es wäre nichts von uns übrig geblieben. Das hier war eine unüberlegte Handlung.«
»Also die eines Menschen?«
»Ich weiß es nicht, aber ich werde es herausfinden.«
Arik runzelte die Stirn. In ihrer Stimme lag ein merkwürdiger Unterton, und er hatte den Verdacht, dass sie genau wusste, wer
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